Kaiserslautern Ein starker Aufmarsch

Mal wieder grandios: Kabarettist Gerd Kannegieser.
Mal wieder grandios: Kabarettist Gerd Kannegieser.

Die Stadtgarde ruft – und alle, alle kommen: Seit der Premiere zum zehnjährigen Bestehen hat sich die Galasitzung der strammen Fastnachter in der Fruchthalle fest etabliert. Warum, das hat sich am Samstagabend einmal mehr deutlich gezeigt: Gemeinsam mit hochkarätigen Gästen brannten die Gardisten wieder ein karnevalistisches Feuerwerk ab.

Das ist wahrlich kein billiges Säbelrasseln: Beeindruckend, was auf der Fruchthallen-Bühne aufmarschiert ist: Einige sind schon zu Stammgästen avanciert – wie die vielköpfige Abordnung von „Augusta Treverorum“ Trier, die vor allem mit ihrer großen Tanzgarde Beifallsstürme erntete. Wahnsinn, wie durch die Lüfte wirbelnde Mädchen fast bis zur Hallendecke flogen, gestemmt von ebenfalls topfitten Herren der Schöpfung. In Sachen Tanzsport spielen die Trierer in einer anderen Liga als die Kaiserslauterer. Seit der Jubiläumsgala von 2016 sind die Trierer immer wieder gerne mit von der Partie. Das gilt auch für einige andere Bühnenakteure. Doch was sich am Samstagabend sonst noch an Ehrengästen auf den Brettern und an vorderster Tischfront tummelte, war wahrlich erstaunlich. Der mächtigste Mann der Welt, eine neue Bürgermeisterin und ihre „unvergessliche“ Vorgängerin, zudem – noch eine Spur überraschender und vor Jahresfrist noch undenkbar: Eine Delegation des Karnevalvereins Kaiserslautern samt Vize- und Sitzungspräsident, Prinzessin und Senatschef hatte - eine Woche vor der großen KVK-Gala – in der Fruchthalle Einzug gehalten. Hatte sogar eigens Buttons mitgebracht für die Stadtgardisten. Man nähert sich nicht nur wieder an unter einst zerstrittenen Fastnachtern, man müht sich immens um ein neues Miteinander, von dem alle Seiten nur profitieren können. So hatte denn der KVK auch eine Nummer entsandt: Das Männerballett des ältesten Vereins der Stadt ließ zu vorgerückter Stunde die Narrhalla wackeln. Mit dieser neu erblühten Verständigung erfüllen die Vereine auch die Forderungen, die der mächtigste Mann der Welt bereits Anfang des Jahres beim Regimentsappell der Stadtgarde erhoben hat: „Make the Lauterer Fastnacht great again“, knödelte in herrlichstem Slang „Donald Trump“. SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Rahm war in die Rolle des „Trumpeltiers“ geschlüpft. Ein ganz starker Auftritt, den Rahm mit Petra Rödler in der Rolle der augenrollenden Freiheitsstatue da hinlegte. „Dear Attcher“, hieß Trump-Rahm die Gäste willkommen. Nutzte aber auch die Stunde, um politische Forderungen zu erheben – etwa eine Mauer. „The Wall near Humborsch“ soll künftig saarländische Einwanderer von der „pretty Palz“ tunlichst fernhalten. Rahms Gepolter verfolgte auch seine Genossin Susanne Wimmer-Leonhardt, die sich die Stadtgarde-Aufmärsche nie hatte entgehen lassen und aus alter Verbundenheit zu der 2006 gegründeten Truppe am Samstagabend gekommen war. Klar, dass die Gastgeber eigens einen Blumenstrauß als Dankeschön parat hatten und die Ex-Bürgermeisterin an ihrem Platz in Reihe eins damit bedachten. Auch Wimmer-Leonhardts Nachfolgerin, Bürgermeisterin Beate Kimmel, feierte fröhlich mit. Was sie und einige hundert Besucher in der fast vollen Halle sahen, hörten, erlebten, war ein vielfältiges Programm, das alles bot, was zur Fastnacht gehört. Große Klasse waren die Trierer, die mit Musikcorps und Garde angereist waren. Das schmälert nicht die Leistung der einheimischen Tänzerinnen: Die Garde des Karnevalclubs Rot-Weiß Kaiserslautern, die Rot-Weißen Funken“, zeigten ebenso ihr Können wie die Grün-Weißen Funken der Ramsteiner „Bruchkatze“. Jener Kanevalverein hatte auch die „Hofkater“ entsandt, die ordentlich Stimmung machten. Das gilt auch für Michael Fischer, der als Gesangskünstler auf Kaiserslauterer Bühnen kein Unbekannter ist. Die „Dancing Queens“ vom Carnevalverein Pirmasens gaben wieder mit einem tollen Schautanz ihre Visitenkarte ab. Akzente setzten die „Clan-Pipers“ aus Gangloff, das musikalisch so vielfältige Programm wurde von den Guggemusikern der „Huddelschnuddler“ aus Ludwigshafen beim Finale noch einmal erweitert. Schon vorm eigentlichen Beginn hatte der Fanfarenzug aus Annweiler die Gäste musikalisch willkommen geheißen. In die Bütt’ stiegen – aber nur im übertragenden Sinn – Conny Nicklas (Kegelclub Bahnheim) und Stadtgardist Heiner Gies, der als „Oberlehrer“ von der Müllabfuhr Närrisches aus der Tonne abfeuerte und einige Male rotzfrech Pfeile abschoss. Grandios mal wieder: Gerd Kannegieser. Nun mögen Karnevalspuristen kritisch anmerken, dass Kabarett nicht unbedingt auf die Fastnachtsbühne gehört. Wenn aber ein Publikum derart glänzend unterhalten wird und so herzlich lachen darf wie bei Kannegieser, ist das allemal okay. Jene Puristen aber hatten bei Hofnarr Andreas Franz ihre Freude. Der Ramsteiner ist als politischer Redner ja weithin die Nummer eins. Bestens in Form waren auch die Gastgeber. Deren Aushängeschilder „Humba-Buwe“ (Julius Messemer und Klaus Anstädt, Michael Diller und Freddi Anstädt, Lothar Borkowski und Heiner Gies) ließen es mit ihrem Gesang gleich doppelt krachen. Eine Schlagernummer präsentierten die „Draumdänzer“, diese bunte Truppe hört auf das Kommando von Esther Marioneck. Und die ist es auch, die als Chef-Trainerin für die jungen Stadtgarde-Tänzerinnen verantwortlich zeichnet. Gleich drei Tanzmariechen hat die Stadtgarde in ihren Reihen: Jasmin Linn, Lea Müller und Aileen Diller wirbelten über die Bühne und ernteten die erste Rakete. Sarah und Julia Marioneck zeigten, dass der Nachwuchs schon bereit für größere Aufgaben ist.

Närrisches aus der Mülltonne: Heiner Gies.
Närrisches aus der Mülltonne: Heiner Gies.
x