Kaiserslautern Ein Kartenfestival anstatt eines Fußballfestivals

Der SV Enkenbach ist gestern Nachmittag seiner Favoritenrolle im A-Klassen-Duell gegen den Aufsteiger SV Otterberg nicht gerecht geworden. Ein wenig ansehnliches, hektisches und aggressives Spiel mit insgesamt zwei Platzverweisen, sieben Gelben Karten, zwei Verletzten und kaum Torraumszenen endete mit einem 0:0-Unentschieden.

Als Beobachter der Partie bekam man von Beginn an den Eindruck, dass sich die beiden Mannschaften nicht grün sind. Es wurde mehr gefoult, kommentiert und gemeckert als gespielt. Die Kartenbilanz spricht eine deutliche Sprache, Otterbergs Co-Trainer Thorsten Ayan wurde zudem aus der Coaching-Zone verbannt. Ein strukturiertes Offensivspiel kam auf Enkenbachs Trainingsplatz bei teilweise heftigen Windböen nie zu Stande. Auf Ballgewinne folgten meist Ballverluste – und umgekehrt. Torchancen aus dem Spiel heraus? Mangelware. Der Gast aus Otterberg zog dem selbsternannten Kandidaten auf Tabellenplatz zwei mit seinem aggressiven Zweikampfverhalten den Zahn. „Gegen Mannschaften, die aggressiv gegen uns spielen, haben wir einfach unsere Probleme“, bemerkte Enkenbachs Mittelfeldspieler Christian Graumann. Doch der SVE passte sich der harten Gangart der Gäste an. Bezeichnend, dass der Höhepunkt der ersten Halbzeit die Rote Karte für Enkenbachs Sebastian Walther war. Nach einer Provokation seines Gegenspielers Adrian Müller hatte sich Walther zu einer Tätlichkeit hinreißen lassen (31.). Das Heimteam spielte fortan also in Unterzahl. Trotzdem ließ sie in der Defensive fast nichts anbrennen. Doch auch den Gästen aus Otterberg gelang es, das eigene Tor gut zu beschützen. Von den SVE-Stürmern Marcus Frank, der bezeichnenderweise einen Freistoß mit dem Schlusspfiff meterweit übers Tor schoss, und Matthias Herm war nichts zu sehen. Kurz vor der Pause musste Müller mit einer Platzwunde verletzt raus, kurz nach Wiederanpfiff ging auch Christoph Bäcker lädiert vom Feld. Mit der Einwechslung von Marcel Baser kam der SVO wenigstens zu zwei gefährlichen Möglichkeiten nach Standardsituationen. Sein Freistoß touchierte die Latte und seine Hackenverlängerung verpasste Johannes Wekesser, der in der 90. Minute wegen Meckerns Gelb-Rot sah, am zweiten Pfosten. „Das war kein gutes Spiel, aber wir wollten hier etwas Zählbares mitnehmen. Und das haben wir geschafft. Die Rote Karte für Enkenbach hat uns natürlich in die Karten gespielt“, zeigte sich SVO-Coach Alexander Chayres mit dem Punktgewinn nach Spielende zufrieden. „Ich hoffe, dass Enkenbach jetzt in der Runde angekommen ist“, konnte sich Chayres einen Seitenhieb in Richtung Trainerkollege Ruby und dessen Worte im Vorfeld der Partie nicht verkneifen. Stefan Ruby sah sein Team erst nach dem Platzverweis in Bewegung, wollte die magere Leistung aber auch nicht schönreden: „Das war nicht das, was ich mir unter Fußball vorstelle. Wir haben zwar fast nichts zugelassen, aber nach vorne auch viel zu wenig gemacht.“ Mit fünf Punkten aus drei Spielen ist der Aufsteiger aus Otterberg beachtlich in die Saison gestartet. Wollen die Enkenbacher bis zum Ende um Tabellenplatz zwei mitspielen, bedarf es allerdings einer erheblichen Leistungssteigerung.

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