Hinterm Gartenzaun Ein kapitaler Ahorn sorgt für Frische und Beweglichkeit

Im Garten von Mara Valnion und Dieter Hassler fließt sogar ein kleiner Bach.
Im Garten von Mara Valnion und Dieter Hassler fließt sogar ein kleiner Bach.

Der kleine Garten von Mara Valnion und Dieter Hassler zeigt optische Größe. Wasser, eine Ruine, ja selbst ein Stück Koblenz finden sich in dieser reizenden Innenstadtoase.

Die Adolfstraße in Kaiserslautern präsentiert sich dicht an dicht bebaut. Kein Strauch, kein Baum, stattdessen kleben Beton, Straßenasphalt und Häuserfassaden aneinander. Genau hier wohnen Mara Valnion und Dieter Hassler. Sie lassen die RHEINPFALZ in ihr kleines Gartendomizil hinterm Haus blicken, das neben Gartenfrische so manche Überraschung bereithält.

Magischer Fixpunkt ist das alte Brunnenbecken, eingefügt in eine Sandsteinruine. Das Wasser nimmt sich seinen Lauf, zieht im schmalen Bachbett durch den vielleicht 250 Quadratmeter kleinen Garten, hinterlässt dabei ein fein-frisches Mikroklima und sorgt für eine gefühlte Aufweitung der Fläche. Spatz, Meise, Amsel und Co genießen das Wasser, das ist nicht zu übersehen. Aber was ist das hinter der kleinen Holzbrücke? Da äugt doch tatsächlich ein Nilpferd aus dem Bach. „Das stammt aus Rottenburg ob der Tauber“, amüsiert sich Mara Valnion. Nicht das einzige Mitbringsel mit Erinnerungen, das sich hier entdecken lässt.

Etliches in der Corona-Zeit entstanden

„Der Bachlauf ist ein Corona-Projekt“, deutet Dieter Hassler an, das Wasser läuft noch gar nicht so lange durch die kleine Fläche. Rote Sandsteine fügen sich mal als Grillecke, als Hochbeet fürs Gemüse, als Mauerstück zum Nachbarn oder als Ruine samt Brunnenbereich zusammen. Gemauert und geformt hat alles Dieter Hassler.

„Wenn ein Objekt fertig ist, sind meist noch Reststeine da und uns fällt was Neues ein“, genießen sie es, ihr kleines Reich nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Nach und nach, und so wie es sich ergibt. Der Sandstein-Torbogen trägt das mit Patina versehene Schild „Palais Eugene“. Nicht grundlos. Dieter Hassler heißt mit zweitem Vornamen Eugen, ist auf Nachfrage von einem ziemlich vergnügten Paar zu hören.

Rankende Rosen am Sandstein

Die aufgemauerten Sandsteine, an denen die rankenden Rosen besonders gut Anlehnung finden, haben es sprichwörtlich in sich. Mal schaut ein Gesicht, mal eine Kanonenkugel aus einem Stein, am Durchgang ist ein Löwen-Türklopfer, ein Flohmarktfundstück, angebracht.

„Wir haben keinen festen Stil“, lachen die beiden. Nein, haben sie nicht, sie haben ihren eigenen Stil und dazu gehört in diesem Garten auch ein alter Bambus, der in Teilen gut und gerne auf acht bis zehn Meter hochwachsen darf. Er schmiegt sich direkt an die Hausecke, nimmt dem Garten nichts von seiner Weite. Das kleine Rasenstück sorgt für Offenheit der Fläche. „Rasen muss schon sein“, gibt Hassler zu, sich mit Muße dem Zupfen von all dem zu widmen, was halt nicht im Rasen wachsen soll.

Bach fließt in Miniteich

Der Bach ergießt sich kurz vorm Haus in einen kleinen Miniteich. Im Beet daneben wächst eine Walnuss, die keiner gepflanzt hat. „Das war sicher das Eichhörnchen“, berichten sie vom regelmäßigen Eichhörnchenbesuch. Die kleinen Kobolde müssen sich dabei nicht nur mit den Haselnüssen begnügen, die sie auf dem recht großen Baum am Gartenende finden. „Wir legen im Winter auch Walnüsse vor die Tür“, schätzt das Paar den Anblick der Eichhörnchen sehr.

Neben der Haselnuss steht ein kapitaler Ahorn, der in diesem Minigarten so nicht zu erwarten war. Ein Baum für frische Luft und für die Beweglichkeit von Dieter Hassler. „Alles was runterfällt und im Bach landet, muss ja wieder raus“, erzählt er, dass er dem größten Laubfall mit einem Drahtgestell über dem Bach begegnet. Das helfe schon mal, der Rest sei Handarbeit, vor allem aber sei es eine Arbeit, bei der er pure Kraft tanken könne.

Viele Sitzplätze für Besuch

Die vielen Sitzplätze – der kleine Garten hat gleich mehrere Ruhe- und Genießerzonen – zeugen davon, der Garten lässt seine Gärtner entspannen. „Wir haben oft Freunde hier, spielen was und genießen einfach die Zeit.“ Sie lassen ihn aber schon auch alleine den Garten, lassen sich von ihm nicht knechten oder stehen tagtäglich dienstbereit da. „Wir fahren gerne mal weg.“ Funktioniert auch deshalb gut, weil größere Topfpflanzen keinen Topfboden unter den Füßen haben und ihre Wurzeln auf der Suche nach Wasser bis ins Erdreich strecken können.

Wegfahren ist das eine, mitbringen in den Garten das andere: Etwa das Nilpferd aus Rothenburg, einen sprudelnden Stein aus Lahnstein, eine alte Wasserhandpumpe aus Köln, verschiedene Steine vom Wertstoffhof bis hin zu „genehmigten“ Abbruchsandsteinen vom Pfaffgelände.

Alte Straßenlaterne aus Gusseisen

Eine Straßenlaterne aus Gusseisen, die in früheren Jahren den Koblenzern den Abend zu erhellen wusste, steht auch im Garten. „Die hat mein Papa der Stadt Koblenz für 80 Mark abgekauft und sie bei uns daheim im Garten aufgestellt“, erzählt die aus Koblenz stammende Mara Valnion davon, dass diese gewichtige Laterne, die nur mit Hilfe eines Krans in den Kaiserslauterer Garten gelangte, ein Stück alte Heimat und eine Erinnerung an ihren Vater sei. Dass sie auch in Kaiserslautern diesen charmanten kleinen Garten erleuchtet, versteht sich von selbst.

x