Kaiserslautern Ein bunter Aktionstag

Ungewohntes Bild am Riesenbrunnen: Tische, Bänke, eine Ausstellung und Musik erwarteten die Gäste.
Ungewohntes Bild am Riesenbrunnen: Tische, Bänke, eine Ausstellung und Musik erwarteten die Gäste.

Aus Anlass des europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hatte die Aktionsgruppe „Aktionstag 5. Mai“ unter dem Motto „Bunt in die Stadt“ am Samstag zu einem gemeinsamen Essen mit netten Menschen in die Innenstadt eingeladen.

Am Riesenbrunnen erwarteten die Gäste Tische und Bänke, dazu die Ausstellung „Orte für alle – Zukunft barrierefrei gestalten“ und Livemusik von der Gruppe Barnickel & Wood. Wer Lust hatte auf ein gemeinsames Essen und nette Gespräche im Freien konnte sich mit eigenen Getränken, Essen und Geschirr an den Tischen im Umfeld des Brunnens in der Riesenstraße niederlassen oder auch einfach ganz spontan dazukommen.

Der europäische Protesttag für die Belange von Menschen mit Behinderungen habe in der Stadt eine lange Tradition, schilderte der zuständige kommunale Beauftragte Steffen Griebe. Ziel der Aktion sei es, auf die Gleichberechtigung und Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung aufmerksam zu machen und für ein respektvolles Miteinander zu sensibilisieren. Die an dieser Stelle in der Innenstadt eher ungewohnten Arrangements aus Bänken und Tischen, bestückt mit Kannen mit Kaffee und Tee, dazu Körbe mit Brötchen und Süßigkeiten erregten nach und nach die Aufmerksamkeit von Passanten. Damit hatte die Aktion ihr Ziel schon ein wenig erreicht. „Wir versuchen, Leute anzusprechen und uns auszutauschen, warum wir hier sind“, erklärte der Beauftragte der Stadt.

Komplizierte WC-Nutzung

Aufmerksamkeit an dieser Stelle erregte ein geräumiges WC für Männer und Frauen. Es wäre schön, wenn es mehr solcher Toiletten in der Innenstadt gäbe – und zwar für Menschen mit und ohne Behinderung, räumte da Carsten Ondreka, Mitglied im Inklusionsbeirat, direkt ein. Wie kompliziert sich die Benutzung selbst eines geräumigen WCs für einen Mann im Rollstuhl darstellt, konnten Umstehende vor Ort mitverfolgen.

„Wir wollen erreichen, dass die Verschiedenheit normal und selbstverständlich ist“, unterstrich die systemische Beraterin am Pfalzklinikum, Dorothee Ruster-Hebel. Als ein Beispiel nannte sie Schwierigkeiten psychisch beeinträchtigter Menschen, deren Behinderung äußerlich meist nicht wahrnehmbar sei und deshalb öfter zu folgenschweren Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden führe.

Als ehemaliger Polizeibeamter und Vorsitzender des Landesnetzwerks Selbsthilfe seelische Gesundheit in Bad Kreuznach kümmert sich Manfred Schneider heute auch um die seelische Gesundheit von Polizisten. Um Eskalationen zu verhindern, gelte es, sie für den Umgang mit psychisch auffälligen Menschen zu sensibilisieren. In Selbsthilfegruppen lernten sie, sich mit Informationen dazu zu versorgen, aber auch für sich selbst mehr zu tun, selbst zu lernen und sich selbst bewusst zu sein.

Unter den Passanten, die die Gelegenheit für ein informatives Gespräch nutzten, war eine Mutter, die mit ihrer beeinträchtigten Tochter eigentlich wegen der Straßenkunst in die Innenstadt gekommen war. Die Tochter sei jetzt 28 Jahre alt und arbeite im Ökumenischen Gemeinschaftswerk in Siegelbach, schilderte sie. Ihr Anliegen betraf die Selbstständigkeit der Tochter, die irgendwann einmal unumgänglich werde.

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