Kaiserslautern Ein Besuch der Nacht der Kirchen

 Pastor Marc Laukemann, Gemeindereferent Andreas Werle und Pfarrer Stefan Bergmann mit Gläubigen vor der Stiftskirche.
Pastor Marc Laukemann, Gemeindereferent Andreas Werle und Pfarrer Stefan Bergmann mit Gläubigen vor der Stiftskirche.

Erfrischend und wohltuend, Kirche einmal anders zu erleben: Dazu waren die Türen zahlreicher Lauterer Kirchen am Pfingstsonntag bis Mitternacht geöffnet. Mit einem bunten kulturellen Angebot begeisterte die „Nacht der Kirchen“ die Menschen und ließ sie etwas von Feuer und Flamme des Pfingstfestes spüren.

Sehr gut besucht zeigte sich bei der Eröffnung der siebten Nacht der Kirchen am Abend des Pfingstsonntags die Stiftskirche. Vertreter von 17 Kirchengemeinden aus fünf christlichen Konfessionen hatten sich mit großen Kerzen zum Gottesdienst eingefunden, um das Pfingstfeuer im Anschluss an die Feier mit in ihre Gemeinde zu tragen.

„Nach vier Jahren bin dankbar für einen Neuanfang“, sagte Citypfarrer Stefan Bergmann. Er hatte 2008 die Nacht der Kirchen in Kaiserslautern ins Leben gerufen. Was im Kleinen mit protestantischen Kirchengemeinden begonnen hatte, habe sich 2010 zu einer überkonfessionellen Veranstaltung entwickelt. Dankbar sei er, dass nach dem Lockdown wieder Nähe und Gemeinschaft möglich seien. Die ökumenische Kirchennacht sei es gewesen, die vor vier Jahren die Gründung des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) begünstigt hat. Nicht nur angesichts des Krieges in der Ukraine sei es notwendig, um den Geist Gottes zu bitten, der erleuchtet, stärkt und erneuert.

Die Pfingstgeschichte

Der Heilige Geist habe Feuer in die Herzen der Jünger gegossen, ging Marc Laukemann von der Evangelisch-methodistischen Kirche, der Erlöserkirche, auf die Pfingstgeschichte ein. Was Feuer bewirkt, beschrieb Andreas Werle, Gemeindereferent der Pfarrei Heiliger Martin, in einer Meditation. Pfingstfeuer erwecke zu neuem Leben und habe die Jünger Jesu in Sprachen der Liebe, des Herzens und des Verstandes sprechen lassen, so Werle.

Ein Gesang aus Taizé, „Veni Sancte Spiritus“, „Komm Heiliger Geist, entzünde das Feuer deiner Liebe“, begleitete die Gläubigen, als sie sich mit den brennenden Pfingstkerzen im Innenhof der Stiftskirche um das knisternde Pfingstfeuer versammelten.

Kilometer zählen fürs Stadtradeln

Angesteckt vom Pfingstfeuer, machten sich „Christen mit Schwung“, das Team der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und der Evangelischen Allianz, mit ihren Rädern auf den Weg, einen Blick in die geöffneten Kirchen zu werfen. „Jeder gefahrene Kilometer zählt beim Stadtradeln“, freute sich Frieder Zappe, mit einem Dutzend Radler einen kleinen Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung zu leisten.

Mit einer musikalischen, kulinarischen und literarischen Zeitreise entführten Gemeindemitglieder der Lutherkirche am Messeplatz Besucher in die Zeit ihres Kirchengründers Martin Luther. Sabine Heinlein (Sopran) und Sabine Holzapfel (Klavier) sangen von Herze- und Liebesleid und thematisierten zusammen mit Presbyter Thorsten Müller Luther als Reformator und Papstkritiker. „Wer nicht kennt Weib, Wein und Gesang, bleibt ein Narr ein Leben lang“, erinnerte Müller an eine Lebensweisheit Luthers. Auf die Besucher wartete Herzhaftes und Süßes aus Käthe Luthers spätmittelalterlicher Küche. „Bratheringe servieren wir ohne Gabeln, weil Gabeln als Erfindung des Teufels galten“, wusste Pfarrerin Martina Abel.

Gedämpftes Farbenspiel

Illuminationen mit gedämpftem Farbenspiel verwandelten Stiftskirche, Martinskirche und die Kirche St. Konrad im Westen der Stadt in stimmungsvolle Konzerträume. Ein Gewinn für Seele und Geist, in St. Konrad dem Auftritt von Saxophonist Helmut Engelhardt zu lauschen. Mit zarten Tönen und begleitet von dezenter Orgelmusik ließ er von der Empore Eric Claptons „Tears in Heaven“ erklingen. Wie wohltuend, im weiten Kirchenraum beim Gregorianischen Choral „Komm Heiliger Geist“ den zarten Tönen von Blasinstrument und Keyboard zu lauschen und von einer besseren Welt zu träumen.

So wie die Jünger Jesu in der Pfingstgeschichte in verschiedenen Sprachen redeten, kamen in der Friedenskirchengemeinde im Unigebiet Kinder und Erwachsene aus unterschiedlichen Ländern in ihrer Muttersprache zu Wort. Sie hatten sich um ein Pfingstfeuer versammelt und legten in Gebeten, Psalmen, Bibelstellen und persönlichen Erfahrungen Zeugnis davon ab, was ihnen ihr Glaube bedeutet, ihnen Halt im Leben gibt. Mit Polnisch und Russisch, Chinesisch und Ukrainisch, Französisch und Englisch lebte um die Flammen des Feuers ein Stück Pfingsten auf. Für die Pfarrer Tilmann Grabinski und Friedrich Schmit ein gutes Beispiel, wie der Geist Gottes über allen weht.

Mit Taizé-Gesängen und der Bitte, dass Gottes Geist die Welt in Frieden zusammenhält, endete zu später Stunde im Unigebiet die Nacht der Kirchen in der von Kerzenlicht beleuchteten farbigen Kirche St. Theresia.

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