Kaiserslautern Ein Angebot für die Wahrnehmung

Vor dem Hintergrund „Verfremdeter Welten“, der Ausstellung von Catalina Pabon, erhellte die jüngste Ausgabe der Pfalzgalerie-Reihe Kunst-(früh)stück am Sonntag das Spiel von Formen und Kontrasten der aufstrebenden Künstlerin.

Wie immer zeichnete sich die stellvertretende Direktorin und Leiterin der Gemälde- und Skulpturensammlung, Annette Reich, durch eine fundierte Hinführung mit biographischen Streiflichtern und den Arbeitstechniken der ausgewählten Künstlerin aus. Reich sah die gegenständliche Kunstrichtung als „Spiel“ mit dem Innenleben des Betrachters. Pabón schaffe durchaus Atmosphäre und erzeuge auch Stimmungsbilder, falls der Betrachter sich darauf einlasse. Es gehe der Künstlerin, so die Kuratorin weiter, nicht primär um geographische Orte, sondern um zeit- und ortlose Szenarien. Als Grundlage dienten – wie anderen Malern Bleistiftskizzen – Fotografien. Reich wies darauf hin, dass keine Lebewesen auf den Bildern präsent sind. Allerdings sind im letzten Ausstellungsraum Steppenlandschaften mit scheinbar getrockneten Gräsern zu sehen, und auch die Bilder mit zerknitterter Bettwäsche legen die Assoziation an Lebendigkeit nahe. Allerdings ging Reich von der Prämisse aus, dass sich der Betrachter in diese dargestellte Welt hineinprojiziert. Letztlich würden so Grenzbereiche zwischen Leben und Tod, Tag und Nacht thematisiert. Arbeitstechniken erläuterte die Referentin nicht nur aus handwerklich-künstlerischer Sicht, sondern im Hinblick auf deren Ausdrucks- und Wirkungskraft. Sogar philosophische Fragestellungen ergäben sich durch die Positionierung des Menschen in der dargestellten Wirklichkeit. Diese besteht aus schroffen Gesteinen, aus mondähnlichen Kraterlandschaften, die an Vulkankegel erinnern. Auch die für einige Bilder locker aufgeworfene Bettwäsche ergibt reliefartige Muster, die den Landschaftstopoi stark ähneln. Während der minutiös ausgereizte Kontrast der scharf herausgearbeiteten Konturen im Vordergrund für Reich auffällig schien, stellte sie dagegen die sich im Hintergrund scheinbar auflösenden und verschwimmenden Horizonte dar. Die Präzisionsarbeiten, so Reichs Klassifikation, in Pastell, Öl und Filzstift verwenden ausschließlich graue, weiße und schwarze Schattierungen, was sie zu Licht- und Schattenspielen avancieren lässt. Ob nun Furchen im Sand als Lebenslinien, Verästelungen oder als zufällig vom Wind geschaffene Muster verstanden werden, war einer der Diskussionspunkte. Eine weitere Kardinalfrage war die nach dekorativer oder tief- und hintersinniger Wirkung. Ergänzend präzisierte die Referentin, dass die Künstlerin nur ein Angebot für eine Wahrnehmung mache, auf die Kreativität und Fantasie des Betrachters setze.

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