Sporthelden der Corona-Krise Die wahren Sporthelden

Preisverleihung für die Sporthelden der Coronakrise auf dem Sportplatz des FV Kindsbach (von links): 2. Platz Frederike Busch vo
Preisverleihung für die Sporthelden der Coronakrise auf dem Sportplatz des FV Kindsbach (von links): 2. Platz Frederike Busch vom Kaiserslauterer Schwimmsportclub, 1. Platz Alexander Gauch und Horst Schulz vom SV Katzweiler und 3. Platz Benjamin Paul vom SV Kindsbach.

Der SV Katzweiler mit seiner Laufchallenge hat die Leser überzeugt, die ihn mit überwältigender Mehrheit zum RHEINPFALZ-Sporthelden der Coronakrise wählten. Er wurde stellvertretend für alle geehrt, die in diesen Zeiten Unbeschreibliches leisten. Das nicht ohne Folgen bleibt – wie bei den Preisträgern.

Katzweilers Trainer Andreas Gauch muss grinsen, wenn er an das denkt, was sich alles Verrücktes abgespielt hat und noch immer abspielt beim SV Katzweiler. Die zwei Laufgruppen, die der SVK ursprünglich für seine Fußballer gebildet hatte, um in Coronazeiten fit zu bleiben, duellierten sich im Kampf um Kilometer und beim Spendensammeln für den guten Zweck – aber so richtig. Schließlich ging es um was. Der Verlierer muss ein Vereinsfest organisieren. „Keilers Erben“ und „Langers Helden“ gaben alles, bis zuletzt. Und es wurde eng. Vor dem Endspurt lagen beide fast gleichauf und keiner wollte verlieren.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via YouTube.

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Fünf Bier

„Es ging ziemlich ab in der Whatsapp-Gruppe“, erzählt der Trainer. Der durch die Challenge ganz neue Strecken kennenlernte. „Ich war zum Beispiel auch mal am Vogelwoog laufen, weil sich da ein paar getroffen haben. Sehr schöne Runde“, schwärmt er. Seinen speziellen Laufmoment erlebte er, als er einmal die üblichen mindestens zehn Kilometer drehen wollte – „drunter ging nichts mehr, das hat sich schon keiner mehr getraut“. Er traf sich mit ein paar Kollegen am Sportplatz. Nach fünf Kilometern war aber die Luft raus. Er ließ sich auf ein Bier nieder. Am Ende wurden fünf daraus, und er wurde entdeckt, von ein paar Läufern, die ein Bild von ihm am Sportheim in die Gruppe stellten und ihn verrieten. „Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich bin dann noch 15 Kilometer gelaufen, mit fünf Bier im Kopf“, erzählt er kopfschüttelnd.

Die Gruppen stachelten sich weiter an. „Das ging so weit, dass Zwillinge, die in unterschiedlichen Gruppen gelaufen sind, sich angeschwindelt haben, als sie gefragt wurden, ob sie Laufen waren.“

Spion am Sportplatz

Die Krönung war dann der Schlussspurt. „Wir haben uns nachts um 12 vor der Haustür getroffen, mit Stirnlampen, und haben einen Spion zum Sportplatz geschickt, wo sich die anderen getroffen haben, um zu schauen, wie viele sind es und wieviel laufen sie“, erzählt Gauch. Am Ende war es knapp: „Keilers Erben“, die Gruppe von Spielleiter Horst „Keiler“ Schulz, hatte rund 20 Kilometer mehr als „Langers Helden“, das Team von Konditions- und Torwarttrainer Michael „Langer“ Krüger. Bei insgesamt über 16.000 gelaufenen Kilometern ein Klacks.

Das Vereinsfest, das „Langers Helden“ jetzt ausrichten müssen, hat es coronabedingt noch nicht gegeben. „Wir hoffen auf Herbst“, sagt Alexander Gauch und weiß, dass er dann auch eine Wettschuld einlösen muss. Er hat versprochen, sich von seiner langen Haarpracht zu trennen, wenn die Läufer, von denen sechs sogar einen Marathon liefen, die 10.000 Kilometer knacken. Schafften sie locker und sammelten am Ende 14.100 Euro Spenden für das Kinder- und Jugendhospiz, den örtlichen Kindergarten und die Grundschule.

546 Stimmen

Die RHEINPFALZ-Leser beeindruckte das natürlich auch. 546 der 2538 Stimmen, die bei der Sportheldenwahl für die zehn Kandidaten abgegeben wurden, gingen an den SV Katzweiler. Die Ehrung lief etwas anders ab, als sonst bei der Wahl der Sportler des Jahres. Statt wie vor einem Jahr im größeren Rahmen im Deutschordenssaal der Sparkasse, traf sich ein kleines Grüppchen auf dem Sportplatz des SV Katzweiler. Die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen waren vertreten, aber eigentlich seien alle zehn Kandidaten Gewinner, „weil sie Farbe in diese Zeit gebracht haben“, betonte Sebastian Stollhof, Sportchef der RHEINPFALZ. Er freute sich, dass die Idee der alternativen Wahl zur Sportlerehrung so gut ankam, so viele sich beteiligten. „2538 Stimmen sind eine Menge Holz, das hätten wir in dem Umfang selbst nicht erwartet“. Uwe Renners, stellvertretender Chefredakteur der RHEINPFALZ, lobte die Sportredaktion für die Idee und die Umsetzung und war beeindruckt von dem, was die Kandidaten auf die Beine gestellt hatten.

Anja Schierle-Jertz, Regionalleiterin der Mediawerk Südwest GmbH, dankte den Vereinen und Ehrenamtlichen für ihr Engagement in der schwierigen Zeit. „In anderen Bereichen haben viele während Corona aufgegeben.“

Endlich wieder draußen

Benjamin Paul, Bambinitrainer des FV Kindsbach, hat mit seinen Nachwuchsfußballern beispielsweise eine virtuelle Safari durchs Wohnzimmer unternommen, sie mit Onlinetraining bei Laune und in Vorfreude aufs Training draußen gehalten. „Es hat Spaß gemacht, war eine tolle Erfahrung“, sagt er und macht keinen Hehl daraus, dass er und alle seine Nachwuchskicker froh sind, wieder draußen und zusammen zu sein.

Trockentraining

Die Schwimmer des Kaiserslauterer Schwimmsportklubs haben schnell umgeschaltet und auf Trockentraining umgestellt. „Acht Monate ohne Wasser ist eine harte Zeit“, musste Abteilungsleiterin Frederike Busch zugeben, deren Verein es mit dem neuen Vorstandsteam und dem jungen Trainerteam schaffte, die rund 500 Schwimmer bei Laune und fit zu halten. Inzwischen gibt es erste Lichtblicke (das Warmfreibad öffnete am Mittwoch), Rückschläge (es musste nach dem Gewitter schließen) und Aufbauendes (die Waschmühle und das Bad in Rodenbach kamen den Schwimmern entgegen). Vorstand Jan Deubig von der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern, der den Preis überreichte, sah die Vereine „ein stückweit als soziale Daseinsvorsorge, gerade für die Kinder und Jugendlichen“. Er gab seine Zusage, die Ehrung auch im nächsten Jahr zu unterstützen. Auch Hartmut Rohden von der Sparkasse war beeindruckt, wie viele Menschen sich von der Idee der Katzweilerer Fußballer anstecken ließen und mitmachten.

Mit dem gegenseitigen Anfeuern und Frotzeln in der Whatsapp-Gruppe – Gauch grinsend: „das ist völlig eskaliert“ – wurde der Zusammenhalt im Verein immer stärker. Was dann passierte, damit hätte nicht einmal der Trainer gerechnet. Es gab trotz der langen Pause keine Abgänge bei den Fußballern, im Gegenteil. „Wir haben zehn Zugänge von Leuten, die gesagt haben, wir haben das mitbekommen, bei euch ist die Stimmung so toll. Unfassbar, dass die hier spielen wollen, wir sind doch nur ein A-Klasse-Verein“, schwärmt ein beeindruckter Sportheld der Coronakrise.

Das Video zur Preisverleihung ist zu finden auf der Facebookseite der RHEINPFALZ Kaiserslautern.

Ergebnisse

1. SV Katzweiler 546 Stimmen

2. Neues Team KSK, Schwimmen 338

3. Benjamin Paul, FV Kindsbach 337

4. Diehl/Keller/Schwager, TSG Kaiserslautern 312

5. Annette Weisenstein, Turnen 294

6. Team Femlounge 291

7. Jochen Zimmermann, Volleyball 116

8. Jennifer Höning, Bewegungsmanagerin 113

9. Sergio da Costa Pinto, Tennis 97

10. JSV Kaiserslautern 94

Die Viert- bis Zehntplatzierten gehen nicht leer aus. Sie bekommen jeweils 200 Euro.

 Regionalleiterin Anja Schierle-Jertz übergibt die Urkunde für den dritten Platz an Benjamin Paul vom FV Kindsbach.
Regionalleiterin Anja Schierle-Jertz übergibt die Urkunde für den dritten Platz an Benjamin Paul vom FV Kindsbach.
ZAK-Vorstand Jan Deubig übergibt das Preisgeld an Frederike Busch, Trainerin des Kaiserslauterer Schwimmsportklubs.
ZAK-Vorstand Jan Deubig übergibt das Preisgeld an Frederike Busch, Trainerin des Kaiserslauterer Schwimmsportklubs.
Bianka Schumann-Richter ist die Gewinnerin. Sie und ihr Sohn Marlon freuen sich riesig über das Tablet, das die RHEINPFALZ unter
Bianka Schumann-Richter ist die Gewinnerin. Sie und ihr Sohn Marlon freuen sich riesig über das Tablet, das die RHEINPFALZ unter allen verloste, die für die Wahl abgestimmt haben.
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