Kaiserslautern Die Nase tief in der Pfalz

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Hautnah, im kleinen Rahmen, war das Pfälzer Kabarettduo Spitz & Stumpf am Mittwoch im Foyer der Landstuhler Stadthalle zu erleben. Fast konnten die zahlreichen Zuschauer Bernhard Weller an die Strickweste greifen und Götz Valter in seine treuen Augen „gugge“. Mit ausgewählten Szenen eroberten „die äänzig Artigen“ das Publikum im Sturm.

Stumpf im Sinne von stumpfsinnig waren die beiden Vorderpfälzer Ulknudeln ganz und gar nicht. Dafür aber ganz schön spitz. Zuweilen sogar spitzzüngig. Stumpf, klein, korpulent, blaue Winzerkluft, hampelt auf der Bühne herum wie Daniel Düsentrieb und kann seine Zunge nicht im Zaum halten. Er ist Besitzer eines Weinguts, bei dem Friedel Spitz schon seit 20 Jahren beschäftigt ist. Vorher habe er bei der BASF gearbeitet, verrät er, was tief blicken lässt. Er ist gewissermaßen der Antipode von Stumpf: groß und schlank, Strickweste und Batschkapp, der seinen Kompagnon immer wieder stichelt und ihm mit stoischer Ruhe begegnet. So schlecht sei sein Wein gar nicht, wehrt sich Stumpf gegen Friedels Spitze, der sei viel zu sauer: „Es gebbt Leit, die saachen, warm kammer ne trinke.“ Meist gehen die Albernheiten auf Kosten des Partners. Beim Versuch, seinem Freund über eine Partnervermittlung eine Frau zu verschaffen, halst Stumpf ihm mit einigen Flaschen besten französischen Weins und einem teuren Uhrengeschenk für die Auserwählte eine dicke Rechnung auf. Im Gegenzug verdirbt ihm Spitz seine Regionalfernsehsendung über „Stumpfs Tierleben“, in der Raritäten wie die „Pälzer Hummelbrummeler“ vorkommen, die entweder gelb-schwarz oder schwarz-gelb gestreift sind. „S’ kommt halt druff an, von wo mer dut gucke“, verrät Stumpf. Und er meint: „In Hecke, wo sich Schnecke odder aa Zecke verstecke, das is kään Honigschlecke.“ Witzige Wortspiele und diabolische Formulierungen gibt es am Fließband. Dabei streiten sie sich köstlich, haben einen ausgesprochenen Spaß daran, einander die Wörter im Mund herumzudrehen und kindliches Vergnügen an schamlosen Übertreibungen. Albern und doch von ausgereifter Kunstfertigkeit. Das ist der witzige Kontrast. Mehr noch als der Gedankenwitz bestimmt handgreifliche Situationskomik das Komische der Handlung. Schauspielerisch großartig, mit bewusst übertriebener Gestik und Mimik, legen sie sich ständig gegenseitig rein und präsentieren sich dabei dennoch als zwei liebevolle, sympathische Schelme. Die beiden wären aber keine Pfälzer, wenn sie nicht in schönstem Vorderpfälzisch und mit herzhaftem Pfälzer Mutterwitz die Vorzüge der Pfalz lobten, ohne in Phrasen und hundertfach wiederholten Lobpreisungen stecken zu bleiben. Und dann singen und tanzen sie Hip-Hop auf Pfälzisch, dass sich im Foyer die Balken biegen. Ihre „Pälzer Sprooch“ ist dabei dampfnudelwarm und bilderreich, denn sie tragen das Aroma des Dialekts in der Nase. Lange anhaltender, begeisterter Beifall.

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