Kaiserslautern Die Musikverliebten
Gleich zwei Schauspielpreise auf einmal hat das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen zwar in den Vorjahren durchaus schon verliehen, nun aber gehen die Auszeichnungen erstmals an ein miteinander verheiratetes Schauspielerpaar: Heute Abend werden Anna Loos und Jan Josef Liefers auf der Parkinsel geehrt.
Im Gedächtnis der Fernsehzuschauer ist Jan Josef Liefers vor allem Professor Boerne. Der selbstverliebte, schlagfertige Pathologe ist die beliebteste Figur im „Tatort“-Kosmos. Auch weil dieser Snob mit erhobenem Zeigefinger und Hang zu makabren Scherzen so über die Stränge schlägt, wie es der Zuschauer auch gern tun würde. Und weil sich der Großkotz mit seinen Belehrungen und Beleidigungen oft ins eigene Fleisch schneidet, zugleich aber auch über sich selbst lacht. Liefers spielt die Nervensäge auch nach Jahren noch mit sichtlicher Freude. Analysieren möchte er Boerne aber nicht mehr. Lieber scherzt er: „Ich bin genauso bescheiden wie er.“ Jan Josef Liefers, der im August auch schon 50 wird, kommt aus einer Theaterfamilie und wuchs in Dresden auf, wo er am Staatstheater zunächst eine Tischlerlehre machte, bevor er in Berlin an die Schauspielschule Ernst Busch ging und am Deutschen Theater spielte, danach am Thalia-Theater in Hamburg. Spät erst wechselte er vor die Kamera. Im Kino waren seine größten Erfolge die Filme „Rossini“ und „Knockin’ On Heaven’s Door“, in dem er 1997 einen Todkranken spielte, der ans Meer möchte. Und von den Bildschirmen ist Liefers nicht mehr wegzudenken. Doch gern nimmt er sich auch mal eine Kamera-Auszeit: Seit 2006 macht Liefers Musik. Mit seiner Band Oblivion hat er alte Hits aus der DDR nachgespielt. Von den Puhdys, von Renft, Lift oder von Silly, der Band, in der seine Frau Anna Loos seit sechs Jahren offiziell singt. „Die DDR wollte, dass jeder Einzelne im Kollektiv aufgeht. Mir war aber wichtig, eine eigenständige Person zu sein“, sagte er der „Frankfurter Rundschau“ einmal. Nun tourt der 49-Jährige auch mit eigenen Songs. Ums Einswerden mit dem Publikum gehe es ihm als Musiker und um „das Nichtwiederbringliche“ dieses Moments. Einen Musiker spielte Liefers auch im Film „Halt mich fest!“, bei dessen Dreh er und Anna Loos sich 1999 kennenlernten und der heute auch zur Preisverleihung läuft. Seit zehn Jahren sind Loos und Liefers nun verheiratet. Sie haben bislang siebenmal gemeinsam vor der Kamera gestanden, zuletzt 2013 im Fernsehfilm „Nacht über Berlin“, einer Liebesgeschichte, die 1933 spielt: Liefers gab einen jüdischen Arzt, Loos eine Sängerin. Schließlich ist Anna Loos, geboren am 18. November 1970 in Kaiserslauterns Partnerstadt Brandenburg an der Havel, von Haus aus Sängerin. Schon als Kind hatte sie sich vom Taschengeld Gesangsstunden geleistet. 1988 war sie aus der DDR geflohen. „Ich wollte einfach nicht gebremst werden“, begründet sie diese Entscheidung. In Hamburg studierte sie an der Stage School. Dort begann sie ihre Bühnenkarriere – als Komödiantin im Schmidt-Theater. Im Fernsehen war sie in der Satireshow „T.V. Kaiser“ dabei, bevor sie in Michael Gwisdeks „Das Mambospiel“ ins ernste Fach wechselte. Als Assistentin Lissy Pütz verschlug es Loos dann in den Kölner „Tatort“. Der erste Kinoerfolg gelang ihr schließlich in „Anatomie“. Auch einen Bayerischen Filmpreis hat die 43-Jährige bereits gewonnen: für „Die Lehrerin“, einen TV-Film über die Nachwirkungen eines Schulattentats. Zwei Loos-Filme liefen bereits beim Ludwigshafener Filmfestival: In „Nur ein Sommer“, dem Eröffnungsfilm von 2008, spielt sie eine desillusionierte Ex-Verkäuferin aus Ostdeutschland, die auf einen Schweizer Almwirt trifft. Und im Vorjahr agierte Loos sehr engagiert im Fernsehthriller „Mord in den Dünen“ als eher raue Sozialarbeiterin, die einen verschwundenen Schützling sucht. Angenehm spröde ist auch die Figur der Kommissarin, mit der sie seit dem Frühjahr fürs ZDF in Serie geht: „Helen Dorn“. Zwischen Film und Musik gibt es für die zweifache Mutter keine Konkurrenz: „Ich fühle mich eigentlich in beiden Welten zu Hause.“