Kaiserslautern Die kulturelle Mission
Die gestern auslaufende Chagall-Ausstellung im Rahmen des „Exodus-Zyklus’“ und das Begleitprogramm mit Vorträgen und Konzerten rückte die Stadtmission mit einem Paukenschlag wieder verstärkt ins kulturelle Bewusstsein.
Die Ausstellung avancierte vom rein biblischen Stoff des Auszugs der Israeliten zum Synonym für Befreiung und Unterdrückung von Menschen schlechthin. Das erkläre, so Karl-Richard Albus, Vorsitzender der Stadtmission im RHEINPFALZ-Gespräch, ihre große Resonanz mit über 1500 Besuchern. Darunter Schulklassen, Kirchenrepräsentanten wie Presbyter und begleitende religionspädagogische Seminare. Die Ausstellung zeigte alle 24 Motive aus Chagalls Exodus-Zyklus. Den Farblithographien waren zehn biblische Radierungen Chagalls gegenüber gestellt. 12 Skizzen zu den Glasfenstern von Jerusalem und eine Sammlung jüdischer Kultgegenstände rundeten die Ausstellung ab. Die Wurzeln der Stadtmission lassen sich bis 1885 zurück verfolgen, als eine „Herberge zur Heimat“ Handwerksburschen Kost und Logis gab. Schon damals wurde mit christlicher Jugendarbeit begonnen. 1887 gründete dann der Gymnasialprofessor Friedrich Krieg eine ehrenamtliche Stadtmission und dehnte somit Bildung und Seelsorge auf die Erwachsenen aus. 1889 folgte der Bau des jetzigen Anwesens in der Brüderstraße, ein Haus weiter als die an der Ecke Mühlstraße stehende Herberge. Ein breites Angebot an diakonischer Arbeit mit Bibliothekenaufbau überstand zwar den Ersten, nicht aber den Zweiten Weltkrieg, der 1944 das Haus in Schutt und Asche legte. Der Wiederaufbau wurde erst 1960 fertiggestellt, es folgte eine rege Gemeindearbeit mit Chorarbeit, Posaunenchor, Kinder- und Jugendarbeit, was im Wesentlichen bis heute geblieben ist. Allerdings wurde der Posaunenchor nach Rodenbach verlagert, und Chorarbeit findet mehr als Projektchor statt. Die heutige Organisation von Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten wird von immerhin 70 ehrenamtlichen Helfern bewältigt, nur ein Prediger ist fest angestellt. Die Stadtmission gehört zum Evangelischen Gemeinschaftsverband Pfalz, der wiederum als freies Werk innerhalb der evangelischen Kirche der Pfalz arbeitet. Die Stadtmission finanziert sich durch Spenden und freiwillige Mitgliedsbeiträge. „Nicht jammern, sondern anpacken und stemmen“, sei das Grundprinzip der Gemeindearbeit, schließt Albus. Am 28. September soll die nächste Foto-Ausstellung eröffnet werden zum Thema. „Bombenhagel über Kaiserslautern“. (rhe/Archivfoto: view)