Kaiserslautern Die größte Leinwand in der Pfalz

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Das Universum, das „Fritz-Walter-Kino“ in der Karl-Marx-Straße, öffnete am 20. August 1956, vor 60 Jahren. Zur Premiere kam Prominenz aus Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik. Im Juni 1993 werden die Projektoren abgeschaltet. Lautern war sich einig: ein Kulturverlust.

In Kaiserslautern gibt es heute drei Kinos mit allen modernen technischen Möglichkeiten und vielfältigen Programmangeboten: die UCI Kinowelt in der Straßburger Allee mit acht Sälen und 2108 Sitzplätzen, der Central Filmpalast in der Münchstraße mit fünf Sälen und 818 Sitzplätzen und das Studio für Filmkunst in der Kerststraße mit einem Saal und 109 Sitzplätzen. Zu seiner Zeit ist das Fritz-Walter-Kino kolossal. Der Kinosaal ist mit 933 Sesseln ausgestattet. Die Filme werden den Besuchern auf einer 14,65 auf 6,50 Meter großen Leinwand präsentiert. Das ist die größte Kinoleinwand in der Pfalz. Unter den Premierengästen am 20. August 1956 sind auch die 1. FCK-„Weltmeisterschaftsmannschaft“ von 1954, die Schlagersängerin Catarina Valente und der Bundestrainer Sepp Herberger. In den ersten Monaten nach der Eröffnung muss man die Plätze bis zu einer Woche vorbestellen. Das Fritz-Walter-Kino mit seiner noblen Atmosphäre gab den Besuchern ein bisschen Hollywood-Feeling. Und als das Kino im Juni 1993 schließt, stellt die Zeitung einen „kulturellen Verlust“ fest. Auch die Grünen prangern im Stadtrat den „Kulturabbau“ in Kaiserslautern an. In Kaiserslautern mit knapp 100.000 Einwohnern gibt es heute 3035 Plätze in drei Kinos mit insgesamt 14 Sälen. In den 1950er Jahren gab es durchschnittlich 4600 Kinoplätze bei 84.700 Einwohnern. Die 1950er Jahre sind die große Kinozeit. Nur die Lauterer Cineasten erinnern sich an das „Fritz-Walter-Kino“, an das „Lunina“, Ecke Altenwoogstraße/Tannenstraße, an den „Gloria-Palast“ in der Fackelstraße mit 800 weinroten Ledersesseln, Klimaanlage und Cinemascope-Leinwand. Auch das „Rex“ in der Riesenstraße oder das „Aladin“ am Pfaffplatz sind noch in Erinnerung. Den „Neuen Filmpalast“ gab es auf dem Altenhof seit 1951, „das modernste Lichtspielhaus in der Pfalz mit 800 Plätzen“ flimmerte die Werbung vor. Alle untergegangen. Die Gründe sind auszumachen: das Fernsehen sowie die fortschreitende Motorisierung und die damit zusammenhängenden Parkplatzprobleme. Und dann die gescheiterten Lauterer Kinofantasien: ein Open-Air-Kino auf dem Schillerplatz in den 1980er Jahren oder ein „Kino-Center“ auf dem Kammgarngelände. Ein Kino in der Friedenstraße für die Bürger der Oststadt zu bauen, scheitert ebenfalls. Die Idee, ein „Multiplex-Kino“ mit 2000 Plätzen auf dem Gelände des ehemaligen BBK-Tierparks bei der Malzstraße zu bauen, erstickt 1996 an den Diskussionen, drei Jahre nach dem Aus für das Fritz-Walter-Kino.

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