Kaiserslautern Die Drogenhilfe Release

Die Leiterin der Drogenberatungsstelle Release Claudia Scheidt und Mitarbeiter Gerd Laub, zuständig für das Thema Prävention.
Die Leiterin der Drogenberatungsstelle Release Claudia Scheidt und Mitarbeiter Gerd Laub, zuständig für das Thema Prävention.

Seit knapp 50 Jahren bietet die Drogenberatungsstelle Release eine Anlaufstelle für Menschen mit einer Abhängigkeit von illegalen Substanzen. Doch auch Angehörige Betroffener finden hier Unterstützung.

„Unser Schwerpunkt ist die illegale Drogenproblematik in der Stadt und im Landkreis“, schildert Claudia Scheidt, Leiterin der Drogenberatung Release. Die Suchtmittel, wegen der sich die Klienten melden, reichen von Cannabis über Heroin, chemische Drogen bis zu Medikamenten. In seltenen Fällen seien es auch Essstörungen oder Sexsucht, wegen der Betroffene Hilfe suchen. Alkohol- und Spielsüchtige indes werden nicht bei Release betreut, erklärt Präventionsspezialist Gerd Laub. Während bei Alkoholproblemen die Caritas oder die Diakonie tätig werden, sei es bei Spielsucht die Diakonie.

Neugier und Gruppendynamik

Gerade bei jungen Menschen sei derzeit eine Tendenz zum Medikamentenmissbrauch festzustellen, etwa durch Schmerz- oder Beruhigungsmittel, erklärt Laub. Wie kommen Jugendliche dazu, Drogen zu nehmen? Meist seien es eine gewisse Neugier und eine Gruppendynamik, die die Jugendlichen treiben. Hinzu kommen das jugendliche Risikoverhalten und schlechte Vorbilder. Gerade in Rap-Songs werden immer wieder Drogen besungen, schildert Laub. „Die Sänger machen regelrecht Werbung dafür.“

Doch nicht jeder, der einmal etwas nehme, werde direkt zum Süchtigen. Meist kippe das eher unbemerkt, wenn die Drogen gezielt für etwas eingesetzt werden: „Sie wollen ein schönes Gefühl bekommen oder ein unangenehmes Gefühl vermeiden“, umreißt es Scheidt.

Teil der Arbeit bei Release sei es herauszufinden, warum die Menschen immer wieder zu Drogen greifen, welche Zwecke diese für sie erfüllen. Nur dann könne man nach Alternativen suchen, wie sich dieses Ziel auch ohne Drogen erreichen lasse. Die körperliche Abhängigkeit sei dabei meist das geringste Problem, die Psyche sei wichtiger, so Scheidt. Diese entscheide auch über die Rückfälligkeit.

Auch Angehörige werden beraten

Die Beratung wird von unterschiedlichen Menschen in Anspruch genommen. Dazu gehörten Angehörige von Suchtkranken, ihre Partner oder Eltern. Dann seien es Menschen, die wegen ihrer Drogensucht mit der Justiz in Konflikt geraten sind und auf Anordnung kommen. Wieder andere haben den Führerschein verloren und müssen eine medizinisch-psychologische Untersuchung absolvieren, wie Scheidt erzählt. Schließlich gebe es auch die Gruppe, die freiwillig komme, weil ihr Leidensdruck so hoch sei. Einmal die Woche biete Release eine Beratung in den Justizvollzugsanstalten Zweibrücken und Wöllstein an.

Wenn sich Angehörige melden, werden sie dabei beraten, wie sie am besten mit den suchtkranken Betroffenen umgehen können. Denn nicht immer sehen diese die Notwendigkeit, etwas an ihrer Sucht zu ändern. Die Angehörigen aber leiden. „Es ist wichtig, sich abzugrenzen und Nein zu sagen“, erzählt Scheidt. Jugendliche, die zu Drogen greifen, bauten in der Familie häufig einen großen Druck auf. „Wenn du nicht zahlst, klaue ich etwas und wenn ich erwischt werde, ist es deine Schuld, wenn ich ins Gefängnis muss“, nennt Scheidt ein Beispiel. Doch auch wenn Geschwisterkinder in der Familie sind, sei es wichtig, diese zu schützen: „Ein drogenabhängiges Kind kann den Fokus der ganzen Familie auf sich ziehen“, so die Leiterin der Drogenberatungsstelle.

Klienten kommen unterschiedlich häufig

Im vergangenen Jahr hätten 336 Klienten die Beratung in Anspruch genommen. Wie häufig die Klienten kommen, sei unterschiedlich. Einige kommen nur während einer bestimmten Phase ihres Lebens, andere regelmäßig oder immer mal wieder. „Es gibt auch welche, die kommen seit Jahren einmal im Jahr vorbei“, erzählt Scheidt. Hinzu kamen im vergangenen Jahr 171 sogenannte Einzelkontakte, also einmalige Beratungen. Dass durch die Corona-Pandemie mehr oder weniger Klienten kämen, lasse sich nicht feststellen, die Zahlen seien in den vergangen Jahren eher stabil geblieben, so Scheidt. Allerdings sei die Zeit sehr belastend gewesen, etwa das lange Warten auf Therapieplätze.

Insgesamt gibt es 3,5 Stellen bei Release, neben der Beratung gehört auch die Drogenprävention dazu, erzählt Laub. An Schulen, bei Betrieben, in Fahrschulen, an der Universität ist Laub in Sachen Aufklärung über Drogen, Alkohol, Rauchen und illegale Substanzen unterwegs. Dabei kämen auch immer neue Trends zur Sprache, etwa E-Zigaretten.

Seit 1973 hilft der Verein Menschen mit Suchtproblematik, der Standort Am Gottesacker 13 ist gleich geblieben. Einige Klienten aus der Anfangszeit kämen bis heute immer wieder vorbei, sie sind mittlerweile um die 70 Jahre alt, berichtet Scheidt. Die Arbeit des Vereins werde von Stadt, Kreis, Land und Justiz mischfinanziert.

Manche trifft man aus Zufall wieder

Dass die Mitarbeiter erfahren, was aus den Menschen wird, die sie beraten, kommt selten vor und ist dann eher dem Zufall geschuldet. Manchmal begegne sie ehemaligen Klienten in der Stadt oder am Bahnhof, erzählt Scheidt. Einige davon erzählen dann, wie es ihnen ergangen ist, dass sie es geschafft haben, ohne Drogen zu leben und eine Ausbildung gefunden haben, ein Studium absolviert, oder eine Familie gegründet haben.

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