Kaiserslautern Der Vater der „Smart Factory“ geht

Übergab mit einem Händedruck den Stab an seinen Nachfolger Professor Martin Ruskowski (rechts): Professor Detlef Zühlke.
Übergab mit einem Händedruck den Stab an seinen Nachfolger Professor Martin Ruskowski (rechts): Professor Detlef Zühlke.

Großer Bahnhof für Professor Detlef Zühlke: Nach 26 Jahren im Dienste der Wissenschaft wurde der Inhaber des Lehrstuhls für Produktionsautomatisierung an der Technischen Universität Kaiserslautern und gleichzeitig Leiter des Forschungsbereichs Innovative Fabriksysteme am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) gestern Abend im Kulturzentrum Kammgarn in den Ruhestand verabschiedet.

Nach einem wissenschaftlichen Kolloquium und einer von RHEINPFALZ-Redakteurin Julia Luttenberger moderierten Podiumsdiskussion über die Fabrik der Zukunft würdigten mehrere Redner das Wirken von Detlef Zühlke. Für Professor Martin Ruskowski, seinen Nachfolger, der bereits vor 100 Tagen sein neues Amt angetreten hat, war es eine Ehre, rund 150 Weggefährten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft willkommen zu heißen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer bescheinigte Zühlke, ein Mensch zu sein, der eigentlich nicht alt werde, jung im Herzen geblieben sei und immer wieder mit neuen Ideen aufwarte. Die Digitalisierung mit Schwerpunkt in Wirtschaft und Wissenschaft habe vieles im Leben der Menschen verändert. Daran habe Zühlke als Pionier auf diesem Gebiet entscheidend Anteil, verwies sie auf den Begriff Industrie 4.0, der untrennbar mit ihm verbunden sei. Mit der „Smart Factory“, der intelligenten Fabrik der Zukunft, habe Zühlke etwas Besonderes geschaffen. Sie stelle eine einzigartige Forschungsplattform dar, von der er jetzt gelassen Abschied nehmen könne, sagte Dreyer. Auch habe Zühlke entscheidend mit dazu beigetragen, dass in Kaiserslautern ein Kompetenzzentrum 4.0 als Ansprechpartner für Klein- und Mittelständische Betriebe eingerichtet worden sei. „Sie haben in mir ein Feuer entfacht, Verfechterin dessen zu sein, was Kaiserslautern in Sachen Digitalisierung zu bieten hat“, so die Ministerpräsidentin. TU-Präsident Professor Helmut Schmidt erinnerte daran, dass sich Zühlke in vielfacher Hinsicht in der Forschung der TU und des DFKI und damit um den Wissenschaftsstandort Kaiserslautern verdient gemacht habe. Er sei 1991 von Aachen an die TU Kaiserslautern gekommen, habe den Lehrstuhl für Produktionsautomatisierung gegründet und das Zentrum für Mensch-Maschine-Interaktion initiiert. Mit außergewöhnlichem Engagement habe er die Grundlagen für die Produktionsanlage Industrie 4.0 der Smart Factory geschaffen und vorangetrieben, sagte Schmidt. Mit zahlreichen Publikationen, Auszeichnungen, der Ehrendoktorwürde der Blaga-Universität und zwei Rufen an die Hochschulen in Bochum und Karlsruhe habe Zühlke wesentlich zur Reputation der TU Kaiserslautern beigetragen. Professor Wolfgang Wahlster, Vorsitzender der Geschäftsführung des DFKI, attestierte Zühlke, die Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie für die Industrie 4.0 etabliert zu haben. „Aus Visionen sind Produkte geworden, die heute weltweit exportiert werden.“ Mit der Industrie 4.0 habe Zühlke weltweit einen Megatrend ausgelöst. Auch habe Zühlke immer den Menschen in den Mittelpunkt seiner Forschungsbeiträge gestellt. Udo Ungeheuer, Präsident des Verbandes der Deutschen Industrie, würdigte Zühlke als Impulsgeber, als Pionier, Visionär und Inspirator sowie als globalen Wegbereiter, kurzum als ein Vorbild für Ingenieure. Rainer Dulger, Präsident von Gesamtmetall und geschäftsführender Gesellschafter der Prominent GmbH, gab sich als Maschinenbaustudent mit Liebe zur Technik und als erster Diplomand von Zühlke zu erkennen. Damals sei es eine Arbeit über Automatisierungstechnik gewesen, eine Technik, die dank Zühlke heute in aller Munde sei, lobte er seinen Hochschullehrer. Musikalische Akzente setzte das Ensemble Ulla van Daelen (Harfe) und Urs Fuchs (Bass).

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