Kaiserslautern Der ordentliche Klassenbuchführer

Etwas verunstaltet sieht er schon aus. Der Erfinder des Lauterer „Diners en blanc“ hat sich eine recht gruselige Maske zur weißen Sonnenbrille aufs Gesicht gesetzt. Außerdem kommt der Lauterer mit dem Decknamen „Gilbert“ ganz in Schwarz ins „Paneo“. Ja, ja, die Anmeldungen für das zweite Abendessen ganz in Weiß laufen gut: Zwei Tage nach der Ankündigung in der RHEINPFALZ waren fast 200 Anfragen beisammen. Ein bisschen hat Gilbert Angst davor, dass es zu viele werden, denn sein Motto „Klasse statt Masse“ will er schon beibehalten: „Es soll überschaubar bleiben.“ Ernst wird sein Pokerface, als er sagt, dass er mit dem Diner eine Gegenkultur zur deutschen Feierkultur - „groß, laut, fettig“ - aufziehen will. Es soll ruhig abgehen, damit man sich unterhalten kann, es soll zivilisiert bleiben, ohne Müllberge zu hinterlassen. Seine Freude hat Gilbert daran, dass halb Lautern immer noch rätselt, wer hinter der Maske steckt. Dieses Geheimnis will er nicht lüften, es bleibt bei Gilbert, der witzelt: „Nächstes Jahr brauche ich einen neuen Pass, da lasse ich mir Gilbert als Künstlername eintragen.“ Und dann steht da für jeden, der es sehen will: Klaus Gilbert Weichel. Oder doch nicht? (ita) „Ich kann stundenlang Zeitung lesen, aber bei einem Buch schlafe ich beim Vorwort ein.“ In seinem Nacken sitzt der Schalk, aus seinen Augen blitzt der Schelm und trotzdem meint es Oliver Guckenbiehl ernst: „Ich bin kein Buchleser.“ Zwei Bücher hat der SPD-Stadtverbandsvorsitzende in seinem 32 Jahre währenden Leben gelesen: Die Biografie von Kurt Beck und „Theo und die schwarze 5“. Gibt’s das überhaupt? Ich jedenfalls kenne nur „Jim Knopf und die wilde 13“. Wie auch immer. Guckenbiehl sagt, er will immer lesen, der Wille ist da. Jedes Mal ungebrochen. Deshalb kauft er Bücher oder er kriegt sie geschenkt, sein Regal jedenfalls ist voll. „Lauter ungelesene Bücher“, sagt er trocken und mit fester Stimme, als er in mein ungläubiges Gesicht schaut. Immerhin drückt der Immobilienmakler und -verwalter momentan die Schulbank bei der Ludwigshafener Industrie- und Handelskammer. Er macht eine Prüfung, damit er Azubis ausbilden darf. - Muss man da keine Bücher lesen? Vielleicht legt er sich die Lehrbücher auch einfach unters Kopfkissen und dann arbeitet das Gehirn nachts. - Wieder blitzt es in den Augen, als er sagt: „Ich war ein braver Schüler. Gründlich und pünktlich. Ein ordentlicher Klassenbuchführer.“ - PS: Wer Oliver Guckenbiehl schon einmal beim Lesen eines Buches gesehen hat, sollte sich bei der RHEINPFALZ unter redkai@rheinpfalz.de melden. Ich wollte schon immer mal einen Politiker bei einer Lüge ertappen. (ita) Martin Picard spricht überlegt, formt druckreife Sätze. Und die meisten drehen sich um Steine: „Außer Holz gibt es kein vergleichbares Produkt zum Naturstein.“ Oder: „Die Steine, die wir verarbeiten, sind die Wurzeln der Pfalz.“ Picard ist Geschäftsführer des Natursteinwerks Carl Picard im Schweinstal, das er vor zehn Jahren von seinem Vater Jürgen Picard übernommen hat. „Wenn man als Kind schon mit dem Buggy durch den Steinbruch geschoben wurde“, dann ist seiner Meinung nach ganz klar, „dass ich da mal lande“. Der Kunst hat sich die Familie ebenfalls schon vor vielen Jahren gewidmet, als sie den Skulpturenweg Rheinland-Pfalz mitbegründete. 70 „skulpturale Marksteine“ beleben einen Radius von 30 Kilometern um Kaiserslautern. Sie sind aus Bildhauersymposien hervorgegangen. Durchaus ein Wagnis, vor allem weil sich die Steinbruch-Mitarbeiter und die Künstler anfangs skeptisch begegnetet sind. „Inzwischen ist ein tiefer Respekt entstanden zwischen denen, die die Steine bereitstellen und denen, die sie in Kunst umsetzen“, weiß Martin Picard, der trotz allem die Natur für den größeren Künstler hält. Wir stimmen zu: Keiner kann’s so gut wie die Natur. Und das nicht nur bei Steinen. (ita) Auf Sylt hat Michael Krauß den ersten Rhabarberschorle getrunken. Seitdem mag er das Getränk, das dann aber doch noch einige Jahre lang den Weg nach Kaiserslautern gesucht hat. Gestern im „Paneo“ war das SPD-Stadtratsmitglied zumindest getränketechnisch glücklich. Ansonsten hat der Vorsitzende der Freunde des Pfalztheaters Stress. Am Sonntag um 19 Uhr gibt das Theater-Orchester auf dem „Bremerhof“ sein viertes Open-Air-Konzert. Und für Montag hat der Freundeskreis das gesamte Pfalztheater-Ensemble zum Grillfest eingeladen. „Zum Saisonende geht es mal umgekehrt: Das Theater hat uns viel Freude bereitet, mit dem Grillfest sagen wir Danke“, stellt der Kultur-Enthusiast fest, der bei den Vorbereitungen jetzt zum Endspurt aufläuft. Ein bisschen graut es ihm vor dem Riesengrill, denn als Grillmeister hat Krauß schon Lehrgeld bezahlt, als er sich einmal die Arme ansengte. Immerhin werden jedes Jahr etwa 150 bis 180 Theatermitarbeiter mit Steaks und Würstchen verköstigt. Die Freundeskreis-Mitglieder ergänzen die Speisetafel mit Salaten, Käse und diversen anderen schmackofatzigen Dingen. „Man muss an alles denken“, stöhnt Krauß und zeigt eine Liste vor: Biergarnituren, Pappteller, Gläser, eben alles, was dazugehört und beigeschleppt oder -gefahren werden muss. Damit das Grillfest gelingt, vertraut Krauß auf „ein gutes, eingespieltes Team“ der Freunde des Pfalztheaters. Zum Schluss verrät der kreative Kulturdenker noch einen Wunschtraum: ein Theater-Open-Air auf der Wiese vor der Pfalzgalerie. Der Freiluft-„Jedermann“ in Kaiserslautern. Gut gebrüllt, Löwe! Das Rad muss sich weiter drehen. (ita) Jürgen Bohnert, Vorsitzender von Lichtblick 2000, einem Förder- und Wohltätigkeitsverein für Kinder und Jugendliche, erscheint zusammen mit Kurt Landry, in der Barbarossa Bäckerei zuständig für Vertrieb und Marketing. Beide haben ein Herz für Kinder. Geld, das in den Bäckereifilialen für die Stiftung Barbarossa-Kinderfonds gesammelt wird, kommt denen zugute, denen es zu Hause am Nötigsten fehlt. Wo bedürftigen Kindern geholfen werden kann, weiß unter anderem Bohnert. Die Trommel, die er mitgebracht hat, weist auf seine nächste Aktion hin. Einen Trommelzauber will er im September an der Grundschule Betzenberg veranstalten. Dazu hat er Thomas Soukou vom Trommelzauberteam engagiert. Der soll mit 400 Kindern trommeln, was das Zeug hält. „Trommeln ist pure Lebensfreude“, sagt Bohnert. Und die wünscht er den Kindern auf dem Betzenberg. Dass Trommeln Lebensfreude ist, weiß auch Landry. „Ich bin leidenschaftlicher Musiker“, sagt er. „Muss das Musikergen von meinem Papa geerbt haben“, so der Saarländer, der in einem ehemals renommierten Musikhaus den Beruf des Musikalienhändlers gelernt hat. Als Drummer gehört Landry dem Trio „Favari“ an. In Berlin und Paris hat die Band sich einen Namen gemacht. Bei Swinging Lautern will „Favari“ im September die Menschen vor der Stiftskirche begeistern. (jsw) Michael Anderson Lima Sousa und Frank Wißmann sind Kolpingbrüder. Wißmann ist in Kaiserslautern als Dirigent des Kolpingblasorchesters bekannt. Michael Anderson stammt aus der Stadt Riachinho in Brasilien. Beim Sekretariat des Kolping-Diözesanverbands Speyer in Kaiserslautern leistet der Informatikstudent zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr ab. Fußball ist in diesen Tagen ein großes Thema für ihn. Keine Frage für Anderson: Aus dem Viertelfinale heute Abend wird Brasilien als Sieger hervorgehen. Zu gern würde er seine Mannschaft als Weltmeister sehen. Ein Deutschkurs an der TU Kaiserslautern hat dem 22-jährigen Brasilianer, der bei einer Gastfamilie in Grünstadt wohnt, gutgetan. Mit dem Zug kommt er nach Kaiserslautern, um sich im Büro des Kolpingwerks nützlich zu machen. Seine Erfahrungen sollen später der Kolpingfamilie in Brasilien zugutekommen. Pasta und Pommes hat er kennen und schätzen gelernt. Was er vermisst, ist „Churrasco“, eine brasilianische Art, Fleisch über offenem Feuer zuzubereiten. Für Wißmann, der ihn vom Kolpingplatz in die Sommerredaktion begleitet hat, heißt es bald Abschied nehmen. Nach 13-jähriger Tätigkeit im Kolpingblasorchester Kaiserslautern wird er ab kommenden Jahr der Katholischen Vereinskapelle Enkenbach als Dirigent vorstehen. „Es war eine super Zeit in Kaiserslautern“, erinnert er sich an zahlreiche Konzerte und das 100-jährige Jubiläum des Orchesters. (jsw)

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