Kaiserslautern Der Mann mit der Pfeife geht vom Netz

Geht mit zwei weinenden Augen: Bundesligaschiedsrichter Ferdinand Rill.
Geht mit zwei weinenden Augen: Bundesligaschiedsrichter Ferdinand Rill.

Volleyball wird weder im Landkreis noch im Land Rheinland-Pfalz in der obersten Liga gespielt. Dafür gibt es einen Bundesligaschiedsrichter von hier. Schon seit 25 Jahren regelt Ferdinand Rill aus Kaiserslautern Bundesligaspiele im Volleyball. Ohne großes Aufsehen, bei den Männern und bei den Frauen. „Die Frauen!“, beantwortet Ferdinand Rill spontan und überzeugend die Frage, welche Liga er lieber schiedst. „Bei den Frauen ist deutlich weniger Aggression im Spiel, sie lassen das Spiel eher fließen, während die Männer ganz gerne auch mal mit dem Schiedsrichter diskutieren“, fasst der Mann an der Pfeife seine Erfahrungen diplomatisch zusammen. „Jeder Einsatz hat mich auch persönlich weitergebracht“, will Rill keines der vielen Spiele missen, bei denen er am Netz stand und seine ganze Konzentration auf Fehler in der Ballführung, Ball in, Ball aus, Fehler am Netz oder auf einen fairen Wettkampf richtete. Der Schiedsrichter in ihm, der hat dafür gesorgt, dass auch die Privatperson eine andere wurde. Eine mit Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Wenn der Schiedsrichter Ferdinand Rill vor einigen Tausend Zuschauern auf dem Präsentierteller steht und über richtig und falsch entscheiden muss, dann geht das an der Privatperson nicht spurlos vorbei. „Das stärkt ungemein“, sagt Rill. Dass er in all den Jahren auch Fehler gemacht hat, verschweigt er gar nicht, sagt sogar „es gibt kein Spiel ohne Fehler. Man entwickelt sich und lernt aus jedem Fehler.“ Einzig was er zurückblickend bedauert, er hat schlicht zu spät damit angefangen. So war er auch erst mit 33 Jahren als Schiedsrichter in der Zweiten Liga angekommen. Fünf Jahre später – die Zeit ist Pflicht – pfeift er die oberste Liga. Da waren es halt nur noch zwei Jahre Einsatz und Erfahrung bis zum 40. Lebensjahr. Drei hätten es sein müssen, um den Sprung ins internationale Volleyballgeschehen nehmen zu können. Es hätte ihn gereizt. Vor dem Volleyball stand bei dem kleinen Ferdi erst einmal der Fußball. Als Bub kickt er beim TuS Erfenbach. Dort ist er als junger Mann 1979 dabei, als sich im TuS eine Volleyballabteilung gründet. Aus Fußball ist Volleyball geworden. Rill wechselt zum VfB Weilerbach, spielt Pfalzliga, geht mit in die Verbandsliga. „Ich war nie ein tragender Spieler“, gibt er zu. Dafür hat er sich nebenbei längst dem Schiedsrichterwesen zugewandt, lässt sich aus- und weiterbilden. Beruflich steht der Physiotherapeut im Nardini Krankenhaus in Landstuhl seinen Mann, unterrichtet zusätzlich auch in der Physiotherapeutenschule – und ist über seine Zwillinge wieder zum Fußball zurückgekehrt. Als „Taxi“ und Begleiter ging es los. Spielen heute die Aktiven des SV Wiesenthalerhof, dann sitzt Rill, so er als Volleyballschiedsrichter freihat, als Mannschaftsphysiotherapeut auf der Bank. „Ich bin ein Pfälzer, ein Heimatverbundener“, muss er mit Blick auf seine Vereinszugehörigkeiten doch lachen. Neben dem SV Wiesenthalerhof ist er natürlich dem VfB Weilerbach noch ein treues Mitglied und dem TuS Erfenbach ja sowieso. Da spielt er mittlerweile in der Tischtennismannschaft. Noch läuft seine Zeit als Volleyballschiedsrichter. Zum Saisonende ist Schluss. Laut den Statuten ist 56 das Höchstalter. Rill ist somit schon in der zweiten Nachspielzeit. Mehr ist nicht drin. „Ich gehe mit zwei weinenden Augen“, ist er ehrlich. Er wird dem hochrangigen Volleyballsport aber erhalten bleiben. Heute schon arbeitet er in der Schiedsrichterausbildung und ist als sogenannter „Supervisor“ Bundesligabeobachter. Das wird wohl auch weiterhin so bleiben. Wenn alles klappt, wird ein Knallerspiel seine Schiedsrichterkarriere beenden. Ferdinand Rill ist als Schiedsrichter für das deutsche Pokalendspiel der Männer, das am 4. März in der SAP Arena Mannheim ausgetragen und im Fernsehen übertragen, wird, nominiert.

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