FCK Der jubelnde Marco Reich bringt Gewissheit: Wir sind Meister!

Ulrike Sommerlads Tochter Lena hat die Erinnerungen an die Meisterschaftsfeier in einem selbst gemalten Bild festgehalten, das s
Ulrike Sommerlads Tochter Lena hat die Erinnerungen an die Meisterschaftsfeier in einem selbst gemalten Bild festgehalten, das sie ihrer Mutter 1998 zum Geburtstag schenkte.

Vor 25 Jahren gelang dem 1. FC Kaiserslautern das Kunststück, als Aufsteiger die Deutsche Fußball-Meisterschaft zu erringen. Die Erinnerungen unserer Leser erwecken den Anschein, als sei das Spektakel erst vergangene Woche gewesen.

„Aus der Hölle zum Gipfel“ – diesen einmaligen Weg durfte ich beschreiten. Die entscheidende Phase des 98er-Titelgewinns hinterließ natürlich bei mir auch ganz persönliche Spuren. All die unvergessliche Momente, unerwartete Ereignisse sowie unauslöschliche Erfahrungen werden mich sicherlich ein Leben lang begleiten.

Was mit dem sensationellen 1:0-Sieg in München gegen die Bayern seinen Anfang nahm, sollte eigentlich erst im letzten Saisonspiel beim Hamburger SV vollendet werden: Die Krönung einer unglaublichen, unvergleichbaren, zweifellos einzigartigen Saison durch den unverhofften Gewinn der Deutschen Meisterschaft! Doch es kam anders: Der Titel wurde bereits eine Woche früher eingefahren! Dank einem überzeugenden 4:0-Heimerfolg der „Roten Teufel“ über den VfL Wolfsburg. Diese frühe Krönung ermöglichte erst das unerwartete Zusammenspiel mit dem MSV Duisburg. Die Zebras trotzten dank einer bewundernswerten Abwehrschlacht im heimischen Wedaustadion dem FC Bayern München ein torloses Unentschieden ab!

Von den letzten Minuten der entscheidenden Partie auf dem Betzenberg bekam meine Frau Helga auf der Westtribüne überhaupt nichts mehr mit. Sie blickte nur noch auf den bereits ausgewechselten Marco Reich! Der Jungstar verfolgte nahe dem Spielereingang (Ecke Nord/West) das Spiel der „Zebras“ bei den Leuten von Premiere an deren Monitor. Als Marco Sekunden nach dem Abpfiff des Spiels im „Fritz-Walter-Stadion“ jubelnd hochsprang, wusste sie sofort Bescheid: Der neue Deutsche Meister hieß 1. FC Kaiserslautern! Die „Roten Teufel“ hatten als erster Neuling in der 35-jährigen Bundesligageschichte überhaupt das Kunststück fertiggebracht, nach einem Abstieg direkt wieder ins Oberhaus zurückzukehren und als Aufsteiger sofort den Titel zu holen!

Ich selbst erlebte also den Schlusspfiff direkt hinter der Bande vor der Osttribüne. Darum musste ich einige Sekunden der Ungewissheit mehr ertragen als meine Frau. Gerüchte drangen zwar bis dorthin vor, dass der MSV ein 0:0 halte - aber Genaues wusste niemand! Mehr Spannung als in diesen Momenten nach Schiedsrichter Janßens Schlusspfiff - sie schienen wie eine Ewigkeit - kann ein Mensch glaube ich nicht schadlos ertragen! Doch dann begannen die Spieler, Trainer und Betreuer am anderen Ende des Platzes vor der Westtribüne wie wild herumzuturnen, zu tanzen und zu hüpfen! Ein Jubelsturm fegte sogleich durch das Stadion. Die Arena schien in ihren Fundamenten zu beben. Hemmungslose Jubelszenen all überall auf dem Platz sowie auf den Tribünen: Nun wusste es jeder: Der neue Deutsche Meister hieß 1. FC Kaiserslautern!

Erich Huber, Landstuhl

Wir fuhren damals schon um 11 Uhr von Alzey zu 5 nach Lautern. 3 Tage zuvor waren wir noch mit dem Sonderzug in Bielefeld und hatten dort im Nachholspiel 2:2 gespielt. Jetzt mussten wir gewinnen und auf ein Unentschieden der Bayern in Duisburg hoffen. Wir gewannen 4:0. Ich schaute nach dem Abpfiff von der Nord auf den TV-Sender Premiere. Dort stand Marco Reich und schaute sich das noch laufende Spiel der Bayern in Duisburg an. Als er die Hände in den Himmel hob, wusste ich, wir haben es geschafft. Danach gab's eine unvergessliche Feier bis 5 Uhr morgens in der Altstadt. Höhepunkt war eine kurzes Treffen mit einigen Spielern wie Marco Reich, Martin Wagner und dem Wolfsburger Roy Präger im Café am Markt. Wir sind kurz nach 5 Uhr für 100 DM Festpreis von Lautern mit dem Taxi nach Alzey gefahren. Eine Woche später fuhren wir dann 3-Tage nach Hamburg. Diese Saison startete mit unserer Auswärtsfahrt nach München und dem ersten Sieg und endete mit dem letzten Spiel im alten Volksparkstadion mit der Übergabe der Meisterschale. Der reine Wahnsinn ....

Mario Becker, Hochborn

Das Wochenende, an dem sich die Meisterschaft des FCK vorzeitig entschied, verbrachten meine Frau und ich bei einem Klassentreffen in Baden-Württemberg. Auf der Rückfahrt wurde uns von anderen Autofahrern zugewinkt, es wurde gehupt und gejubelt. Nach einem Moment der Verblüffung war uns klar: Man hatte unser KFZ-Kennzeichen „KL“ erkannt und gratulierte uns zum Sieg des FCK. Gesteigert wurde das Ganze noch beim Zwischenstopp an einer Raststätte: Wildfremde Menschen kamen auf uns zu, schüttelten uns die Hände und beglückwünschten uns zur Meisterschaft. Und obwohl unser persönlicher Beitrag zum Triumph des FCK eher gering war: gefreut hat man sich doch und war stolz auf seinen Heimatverein!

Cornelius Molitor, Kaiserslautern

Diese unfassbare, legendäre Saison konkurrierte damals fatalerweise mit meinem letzten Schuljahr und in der Endphase mit meiner Prüfungsvorbereitung zum Abitur. Folglich mussten eindeutige Prioritäten her: Ich nahm meine Schulsachen in komprimierter Fassung oft mit in den Block 8 und lernte vor den Spielen bzw. in den Halbzeitpausen - meist unter dem Kopfschütteln meiner Freunde. Allerdings gab mir der Erfolg recht. Es reichte für die Zulassung zur Abschlussprüfung.

In den Tagen des Saisonfinales stand mein Lieblingsfach Deutsch an. Während andere ein Andenken ihrer Freundin oder Kuscheltiere als Glücksbringer auf dem Schreibtisch stehen hatten, stand an meinem Platz meine gerahmte Eintrittskarte für das Endspiel. Mein Lieblingslehrer, der glühende FCK-Fan und Oberstudienrat Bruno Kuntz, sah diese, nickte wohlwollend und wünschte mir in jeder Hinsicht viel Erfolg. Das hat geklappt. Der FCK wurde Meister - und ich erhielt 13 Punkte (also eine 1-) im Deutschabitur.

Helge Marek, Malsch

Die Meisterschaft 1998 war eine schöne, runde Reise. Erste Station: Berlin, Pokalendspiel 1996, nach dem bitteren Abstieg. Mein Sohn Jochen, damals zehn Jahre alt, lief mit der Betze-Fahne auf der „Straße des 17. Juni“, vorneweg. Wir, eine Gruppe von AH-Spielern nebst Anhang aus Fischbach, hinterher. Tolles Bild. Alle jubelten uns zu. Im Stadion tolle, friedliche Atmosphäre. Zweite Station: Feier zum Aufstieg 1997 bei „ Rosario“ in Hochspeyer. Das „Aktuelle Sportstudio“ kam, mein Sohn und Francesco, Sohn von Lino Monteleone, konnten alles live vom Balkon des Restaurants mit erleben. Für die beiden war das eine super Nacht. Mein Sohn hütet heute noch das Din-A-4-Blatt mit sämtlichen Unterschriften der Aufsteigerspieler. Auch ich hatte super Spaß mit der ganzen Gesellschaft, hinter dem Tresen und an den Tischen. Es war einfach nur schöööön ... und kommt nie wieder!

Elke Eberle, Fischbach

Meine Frau und ich haben diesen Erfolg in der Kurve der Gäste aus Wolfsburg erlebt. Nach der Anreise aus München haben wir in der Pfalz gefeiert. Wir sind jetzt nach KL gezogen und sind jetzt wieder hier auf dem Berg. Die Fotos hängen seit 25 Jahren bei uns im Büro.

Marion und Erhard Müller, Kaiserslautern

Als Auslandslehrkräfte waren wir im Schuljahr 1997/98 an die Scuola Germanica di Milano (Deutsche Schule Mailand) gewechselt. Die Familie – bestehend aus uns Eltern und zwei Jungs, damals drei und vier Jahre alt – fieberten aus der Ferne im „Wieder-Aufstiegsjahr des geliebten Betze“ mit. Vor allem unser Jüngerer – geboren am 3. Oktober 1995, dem Datum des legendären Schalke-Heimsiegs im Achtelfinale des DFB-Pokals – wollte immer Betzetrikots tragen. Und dann die überraschende Leistung unseres tollen FCK. Am 9. Mai 1998 fuhr ich in voller Betzefankleidung mit der Mailänder U-Bahn zur Schule. Unterwegs sprachen mich wildfremde Mailänder an, was ich zu feiern hätte: „Il campionato della Germania“ war natürlich meine Antwort. Weitere Erklärungen waren überflüssig. Man gratulierte mir, umarmte mich, freute sich mit mir – mitten auf der Straße. Und in der Schule wurde mein Musiksaal mit dem Betzeteufel auf dem Flügel dekoriert. An diesem Tag herrschte in meinem Unterricht Ausnahmezustand. Alle Klassen lernten den Betzesong, und ab da konnte jeder in der Schule die bis dahin vor allem für Italiener etwas schwer auszusprechende Stadt: „Kai-sers-lau-tern“ fehlerfrei singen und sprechen.

Ulrike Seiter-Bröhl, Kaiserslautern

„Das war Gänsehaut pur diese Saison“, schreibt uns Karin Hartl aus Obermohr. Auf dem Bild ist sie zusammen mit ihrem Papa Dieter
»Das war Gänsehaut pur diese Saison«, schreibt uns Karin Hartl aus Obermohr. Auf dem Bild ist sie zusammen mit ihrem Papa Dieter auf dem Weg zur Meisterfeier.
Diese Collage zur Meisterschaft ziert seit 25 Jahren das Büro der Familie Müller.
Diese Collage zur Meisterschaft ziert seit 25 Jahren das Büro der Familie Müller.
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