Radsport Der „Dicke“ und der „Kurze“ am HHG

Die Olympiasiegerin vom HHG, Miriam Welte, mit dem „Dicken“, Michael Hübner, dem „Kurzen“, Jan van Eijden, und Reporterlegende K
Die Olympiasiegerin vom HHG, Miriam Welte, mit dem »Dicken«, Michael Hübner, dem »Kurzen«, Jan van Eijden, und Reporterlegende Klaus Angermann (von links).

Für Jan van Eijden hat sich am Mittwoch ein Kreis geschlossen. 30 Jahre, nachdem er aus Remagen ans Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) und zu Frank Ziegler gewechselt war, kehrte der 46-Jährige, der längst mit seiner Familie in Kaiserslautern heimisch wurde, als Bundestrainer auf die Bühne der Eliteschule des Sports zurück – beim traditionellen Familientreffen des Radsports.

Was für eine Karriere vom Lehrling bis zum Chef! Zwei Jahre später war er schon Juniorenweltmeister, 1995 dann, bei der weltweiten Teamsprint-Premiere in Bogotá, wurde er Weltmeister mit Jens Fiedler und Michael Hübner und 2000 Sprint-Weltmeister gegen den Franzosen Laurent Gané.

Mit einem Coup hatte van Eijden den Franzosen überrumpelt, wie der Einspieler dokumentierte, den Reporter-Legende Klaus Angermann damals enthusiastisch kommentierte. Jetzt stand der 84-jährige Angermann livehaftig neben dem „Kurzen“ auf der Bühne und lobte: „Jan war ein ganz Großer“. Der allerdings meinte zu Miriam Welte (35), der Olympiasiegerin, die ebenso charmant wie kompetent den Abend moderierte, selbstkritisch: „Schon komisch zu sehen, wie vor 22 Jahren gesprintet wurde. Wenn ich den Sportlern heute sage, passt auf eure Aerodynamik auf und lasst den Kopf oben, zeige ich das Video besser nicht.“

Das HHG als Sprungbrett

Van Eijden und Welte – zwei der vielen großen Vorbilder, die ihren Weg in den Leistungssport am HHG begannen – und in Kaiserslautern blieben. Andere kamen von irgendwoher und es zog sie wieder weg, das HHG aber haben sie nicht vergessen. Lisa Klein etwa, die Saarländerin, kam in der U15 nach Kaiserslautern, wurde vom damaligen Sportzweigleiter Hermann Mühlfriedel trainiert, machte ihr Abitur und wurde 2021 Olympiasiegerin mit dem Bahnradvierer. „Das HHG war mein Sprungbrett in den Profisport, ich hatte eine verdammt tolle Zeit hier“, sagte sie. Oder Christian Weber und Daniel Schlegel, die in den 90ern da waren. „Jeder, der hier sitzt“, sagte Weber in Richtung der Sportschülerinnen und -schüler, „hat das Ziel, Profisportler zu werden oder zumindest seiner Leidenschaft Radsport nachzugehen. Ein Sportler wird immer in seinem Leben Erfolg haben, weil ein Sportler lernt, dass nach einer Höhe auch mal eine Tiefe kommt und nach einer Tiefe wieder eine Höhe. Teamgedanken und Fairness kann man nur im Sport lernen“. Schlegel schloss sich diesem Plädoyer an: „Genießt hier die Zeit. So ein Zusammenhalt und so eine Freundschaft und die Möglichkeit, sich als junger Mensch zu entwickeln, geht halt am besten in einer Sport- oder Trainingsgruppe.“

Positive Signale

Irgendwie typisch für den Radsport: Der Abend wurde einmal mehr zu einer runden Sache. Ein Abend, an dem sich das Ohren spitzen für die vielen Eliteschüler angesichts der Worte der Vorbilder gelohnt hat. Aber nicht nur für sie. Steffen Oberst, der Leiter des Olympiastützpunktes, brachte eine brandaktuelle Nachricht mit, die er sich sozusagen unter der Hand beim Deutschen Olympischen Sportbund abholte. „Ich habe Signale bekommen, dass der Standort Kaiserslautern als Bundesstützpunkt anerkannt bleibt“, sagte Oberst. Und Udo Wagner, der Geschäftsführer der Kaiserslauterer Firma Wipotec, die sich als Sponsor im Radsport verdient macht, kündigte an: „Ich fühle mich bestätigt mit unserem Engagement und sage die Unterstützung weiterhin für Schule, Standort und U19-Team zu.“

Auch wenn die dringend benötigte Radrennbahn in einer multifunktionalen Sporthalle vorerst ein ganz großer Traum bleibt: Die Kombination von Eliteschule, Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum wird auch in Zukunft in Kaiserslautern ein „Leuchtturm des Rheinland-pfälzischen Sports bleiben“, wie es Thomas Kloth, der Leistungssportchef des Landessportbundes, sagte. Davon überzeugten sich auch Michael Hübner, der „Dicke“ und damalige Leitwolf von Jan van Eijden, und Nachwuchs-Bundestrainer Maximilian Levy, die aus Chemnitz und Cottbus angereist waren.

Der Teamspirit wirkt

Ohne zu übertreiben: So erfolgreich wie in den vergangenen beiden Jahren waren die Radsportler des HHG noch nie. Ganz gleich, ob auf der Bahn oder der Straße, im Cross oder Mountainbike, im Sprint- oder Ausdauerbereich. Auffallend: Die jungen Damen, vielleicht im gesamten deutschen Sport gerade ein Phänomen, schieben sich mehr und mehr in den Vordergrund, Internatsleiter und Bundestrainer Josef Schüller sagte für das HHG: „Wir sind wahnsinnig erfolgreich, der Teamgedanke innerhalb der Gruppe macht den Erfolg aus.“

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