Kaiserslautern Datenwissenschaftler Sebastian Vollmer will verborgenes Wissen aufspüren und auswerten

Hat lange in England geforscht und gelehrt und baut nun am DFKI einen neuen Forschungsbereich auf: Sebastian Vollmer.
Hat lange in England geforscht und gelehrt und baut nun am DFKI einen neuen Forschungsbereich auf: Sebastian Vollmer.

Nahezu in allen Bereichen des täglichen Lebens fallen Daten an – in der Industrie, in der Medizin, im privaten Alltag. In ihnen steckt ein enormes, häufig ungenutztes Potenzial. Daran, wie sich dieses nutzen lässt, arbeitet Sebastian Vollmer an TU und DFKI.

Datenwissenschaften, englisch Data Science, haben sich zur Aufgabe gemacht, das verborgene Wissen in Datenmengen aufzuspüren und auszuwerten. „Man braucht Daten, um abwägen und eine Entscheidung treffen zu können“, fasst es Sebastian Vollmer zusammen.

Vollmer ist 33 Jahre alt, dreifacher Familienvater und seit Oktober vergangenen Jahres Professor im Fachbereich Informatik an der Technischen Universität Kaiserslautern. Am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) baut der Daten-Spezialist seit Dezember einen neuen Forschungsbereich rund um die Datenwissenschaften und ihre Anwendungen auf. Das Ziel: Datenwissenschaften mit Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens kombinieren und so Anwendungen in Medizin, Bio- und Sozialwissenschaften, Industrie- und Unternehmensprozessen zu verbessern.

Aus großer Datenmenge sinnvolle Handlungen ableiten

In einfache Worte gefasst, geht es ihm in seiner Forschung darum, aus einer großen Datenmenge sinnvolle Handlungsempfehlungen abzuleiten. Nehmen wir das Thema Medizin: Bei jedem Arztbesuch, jedem Röntgen-Termin, jedem Krankenhausaufenthalt fallen Unmengen an Daten an. Doch diese sind selten strukturiert miteinander verknüpft, sie werden getrennt erhoben, aber nicht gemeinsam ausgewertet.

Wie lässt sich das Wissen, das in diesen Daten steckt, überhaupt aufspüren? Dazu nutzt Vollmer Mittel aus mehreren Fachbereichen, aus der Mathematik, der Informatik, der Physik. Doch ist ein Weg gefunden, aus diesen Daten eine Handlungsanleitung abzuleiten, heißt es noch lange nicht, dass dieser auch sinnvoll ist. Denn bei diesem Prozess können Fehler passieren, die beispielsweise dazu führen könnten, dass eine bestimmte Personengruppe benachteiligt wird. So könnten die Ergebnisse vielleicht für männliche Patienten eingesetzt werden, für Frauen aber nur teilweise, nennt Vollmer ein Beispiel. Bevor also eine Handlungsempfehlung ausgesprochen wird, muss diese erste auf mögliche Fehlinterpretationen überprüft werden. In Schottland ist dieses Vorgehen bereits Realität, Vollmer hat dort mit den Daten gearbeitet, die das Gesundheitssystem zur Verfügung stellt.

Datensicherheit spielt eine wichtige Rolle

Gerade bei solch sensiblen Daten wie aus dem Medizinbereich spiele die Datensicherheit eine enorm wichtige Rolle. Doch ist diese gewährleistet, sollte nichts mehr dagegen sprechen, sie auszuwerten und mithilfe dieses Wissens Prozesse zu verbessern, schildert Vollmer. So kämen die Daten letztlich denen zugute, die sie lieferten, und könnten zu ihrem Vorteil verwendet werden.

Einen Schwerpunkt will der Wissenschaftler auf die Forschung in Sachen Medizin legen, eine Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin in Mainz sei bereits angedacht.

Vollmer stammt ursprünglich aus Kassel und hat an der Georg-August-Universität in Göttingen studiert. Für ein Erasmus-Austauschjahr wechselte er an die University of Warwick in England, seine damalige Freundin und heutige Frau kam mit – und beide blieben für die nächsten Jahre in England. Nach der Promotion folgte Vollmer seiner Frau an die University of Oxford, schloss dort ein Post-Doc-Studium ab und stieg in die Lehre ein.

Pluspunkt für Lautern: die hohe Lebensqualität

„Ich hatte das Glück, dass ich zu der Zeit in England war, in der dort fünf Universitäten das Alan-Turing-Institut gegründet haben“, erzählt Vollmer davon, dass er zwischen 2016 und 2021 am Aufbau des Instituts mitgewirkt hat.

Es seien spannende Aufgaben gewesen, aber dann habe sich die Frage gestellt, ob die Kinder in England oder in Deutschland eingeschult werden sollten. Vollmer sah sich um, bewarb sich und entschied sich zwischen zwei Angeboten schließlich für die Stelle in Kaiserslautern. Völlig unbekannt ist Vollmer die Stadt indes nicht: Vor Jahren habe er über das Programm Früheinstieg ins Mathematikstudium (FIMS) sein Mathestudium im Fernstudium begonnen. Vor Ort sei er allerdings nur zu Klausuren gewesen.

Die Wahl Kaiserslautern habe mehrere Gründe gehabt: Zum einen reizten ihn die fachlichen Möglichkeiten vor Ort, zum anderen biete Kaiserslautern für ihn und seine Familie eine hohe Lebensqualität, berichtet Vollmer – auch wenn es noch etwas schwierig sei, in einem von Corona geprägten Winter in einer neuen Stadt Fuß zu fassen.

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