Kaiserslautern Das Unternehmen insight.out macht Testverfahren digital verfügbar

Bauen zusammen die Firma insight.out auf: Matthias Streuber, Jonas Zeunert, Nikolai Staub, Vanessa Wittmann (Hintere Reihe von o
Bauen zusammen die Firma insight.out auf: Matthias Streuber, Jonas Zeunert, Nikolai Staub, Vanessa Wittmann (Hintere Reihe von oben nach unten). Davor stehen von oben nach unten Pavel Weber, Franca-Alexandra Rupprecht, Andreas Schneider und Jan Spilski. Das Foto wurde im vergangenen Jahr aufgenommen.

Digitale Lösungen statt Papier und Stift: Das Unternehmen insight.out hat sich darauf spezialisiert, Tests in digitaler Form anzubieten. Das können IQ-Tests sein, Berufseignungstests oder Fragebögen aus dem Medizinbereich. Für die testgestützte Diagnostik biete die Digitalisierung enorme Vorteile, sind die Gründer überzeugt.

Geht es um Diagnostik, kommen in der medizinischen Praxis häufig spezielle Tests zum Einsatz, schildert Franca-Alexandra Rupprecht. In der Regel handele es sich dabei um Papierfragebögen, die die Patienten ausfüllen müssen. Doch das klassische Verfahren bringe einiges an Problemen mit sich: Die Papierbögen müssen bestellt und gelagert werden. Bevor die Patienten sie ausfüllen können, müsse ihnen erklärt werden, wie sie dabei vorgehen sollen. Geht es anschließend an die Auswertung, könne das je nach Test viel Zeit kosten. Zudem können Fehler passieren.

An diesem Punkt setzt die Firma insight.out an, die Franca-Alexandra Rupprecht 2019 gemeinsam mit Andreas Schneider und Jan Spilski gegründet hat. Kennengelernt haben sich die Gründer an der Technischen Universität Kaiserslautern (TU). Das Gründungsbüro dort hat die Jungunternehmer unterstützt.

Die Vollversion kommt bald

Ihre Geschäftsidee sei neu, der Markt riesig: Sie arbeiten daran, die bisherigen Papier-Tests in digitaler Form nutzbar zu machen. Ihre Plattform, über die die digitalisierten Tests genutzt werden können, befindet sich derzeit in der Beta-Phase, wird also von ersten Anwendern getestet, und soll bald die volle Marktreife erreicht haben, schildert Andreas Schneider. Rund 100 Tests liegen bereits in der digitalen Version vor, weitere knapp 300 befinden sich in der Warteschleife.

Die Tests stammen aus unterschiedlichen Gebieten, darunter sind Berufseignungstests, IQ-Tests, Lese- und Lernschwächetests sowie Tests aus der psychologischen Diagnostik. Digitalisiert werden Tests, die frei verfügbar sind, aber auch kostenpflichtige Tests großer Verlage. Weiter arbeite das Team gemeinsam mit Forschern daran, neue Tests und Testverfahren zu entwickeln. Von der Testentwicklung bis zur Auswertung sei alles in einer Hand, das Team arbeite eng mit allen Beteiligten zusammen – Forscher, Ärzte, Therapeuten, Patienten und Branchenverbände seien mit im Boot.

Digitalisierung bietet viele Vorteile

Die digitalisierte Anwendung biete zahlreiche Vorteile, erklären Schneider und Rupprecht. So gebe es für jeden Test eine standardisierte Erklärung, wie er zu nutzen ist – für den Patienten genau so wie für den Therapeuten oder Arzt, der den Test einsetzen möchte. Der Test könne unkompliziert auf einem technischen Gerät, etwa einem Laptop oder einem Tablet, gemacht werden. Die Auswertung erfolge automatisiert, so dass Fehler verhindert werden. Die Interpretation der Ergebnisse, also die Diagnose, liege weiter beim Behandelnden.

Die Tests ließen sich unkompliziert und flexibel nutzen, so müsse nicht wie bisher ein ganzer Satz Tests gekauft werden, sondern die Therapeuten könnten je nach Patient den geeigneten Test auswählen, erzählt Schneider. Gleichzeitig erhielten Therapeuten und Ärzte einen Überblick darüber, welche Tests es überhaupt gibt und bei Wunsch eine Entscheidungshilfe. Die Firmengründer hoffen, dass sich dadurch auch kleinere Praxen erreichen lassen, für die es bisher zu teuer oder zeitaufwendig gewesen ist, eine testbasierte Diagnostik zu nutzen.

Ein sehr großes Thema sei die Datensicherheit. Da es sich bei den Daten um sensible Informationen handelt, legt das Team Wert auf ein solides Datenschutzkonzept, wie Rupprecht berichtet. Gleiches gelte für die Zertifizierung als Medizinprodukt, um der ethischen Verantwortung bestmöglich nachzukommen. Neben der testgestützten Diagnostik befasse sich das Team mit der Prävention, in diesem Bereich gebe es bisher keine Produkte.

Das Team von insight.out besteht derzeit aus elf Mitgliedern unterschiedlicher Fachrichtungen, darunter Informatiker und Psychologen. Die Resonanz sei bereits jetzt sehr positiv, berichten die Gründer. Die Testversion werde international und bundesweit eingesetzt. Im November 2020 hat das Unternehmen den Gründerpreis „Pioniergeist: Ihr Konzept, unser Gründerpreis“ erhalten.

Großes Potenzial

Das Potenzial der digitalisierten Tests sei enorm groß, schildert Alexander Jatzko, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik am Westpfalz-Klinikum. Dort wird die digitale Plattform von insight.out bereits getestet. Aktuell verwende er drei digitalisierte Tests, die die Patienten über ein Tablet ausfüllen, schildert Jatzko. Die standardisierte Erklärung zu Beginn des Tests sei sehr gut, da so sichergestellt sei, dass alle Patienten dieselbe Information erhielten. Sehr schön sei, dass die Auswertung der Fragebögen automatisiert ablaufe, da dies von Hand häufig ein sehr schwieriger und komplizierter Prozess sei. Weiter biete das System Flexibilität, da man je nach Patient unterschiedliche Tests wählen könne.

Die digitalisierten Tests seien eine große Zeit- und Kostenersparnis, schildert Ergotherapeut Wolfgang Scheid. Die Auswertung eines Fragebogens könne bis zu 60 Minuten dauern, eine Zeit, die von der Krankenkasse gar nicht vergütet werde. Die digitale Erhebung sei zudem zeitgemäß und den Patienten können die Ergebnisse durch eine bessere visuelle Darstellung leichter gezeigt werden.

Im Netz

www.insio.de
x