Kaiserslautern „Das geht nur mit harter Arbeit“
Der 1. FCK ist in der Zweiten Fußball-Bundesliga in eine sportliche Krise geschlittert − nach vier Spielen mit zwei Punkten Tabellenletzter. In dieser bedrohlichen Lage ist der neue Trainer Tayfun Korkut gefordert. Was sollte er tun, um mit seiner Mannschaft möglichst schnell aus diesem Schlamassel herauszukommen? Das fragte die RHEINPFALZ gestern fünf Kaiserslauterer Trainer und einen sportlichen Leiter.
„Der 1. FC Kaiserslautern befindet sich in einer schlimmen Situation. Die Spieler, die spät noch verpflichtet wurden, sind nicht einsatzfähig. In der Mannschaft stimmt es nicht, es fehlt die Harmonie. Es ist ein Team der Namenlosen. Ich habe als Trainer auch schon Mannschaften übernommen, die am Boden lagen, und sie wieder nach oben geführt. Das geht nur mit harter Arbeit. Der Trainer muss das seinen Spielern vorleben. Ich finde Tayfun Korkut sympathisch und wünsche ihm, dass er es schafft. Ich glaube nicht, dass der FCK absteigt. In der Liga gibt es eine Handvoll Mannschaften, die noch schlechter sind.“ Michael Wolter (VfR Kaiserslautern): „Nach dem schlechten Saisonstart lastet ein enormer Druck auf dem FCK. Ich habe mir das Spiel gegen den SV Sandhausen angesehen. Da hat bei den FCK-Spielern die Körpersprache nicht gestimmt, das Zweikampfverhalten war miserabel, und es fehlte die Laufbereitschaft. Die Fans erwarten zu Recht, dass sich die Spieler für den Verein den A... aufreißen. Dem Trainer kann man nicht allein die Schuld geben. Beim FCK läuft einfach zu viel schief. Die ganzen Trainerwechsel haben doch nichts gebracht. So hätte ich Konrad Fünfstück nicht entlassen. Der FCK sitzt auf einem Pulverfass, das bald explodieren wird. Möglicherweise schon am Samstag, wenn das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart verloren geht.“ Bernd Müsel (TuS Hohenecken): „Um aus dieser schwierigen Situation zu kommen, sollte Trainer Tayfun Korkut mit einfachen Dingen anfangen. Erst mal die Mannschaft in der Defensive kompakt aufstellen. Ein gutes Pressing klappt nur mit einem eingespielten Team. Darüber verfügt Korkut aber wegen der vielen personellen Veränderungen und neu verpflichteten Spieler nicht. Es ist nicht die Zeit für Experimente. Manchmal muss man auch einen Schritt zurückgehen. Die Mannschaft muss einfach mehr Kampfgeist zeigen. Ich glaube, das Korkut die Kurve kriegt und mit seinem Team am Ende auf einem Mittelfeldplatz landet. Gegen Stuttgart fährt der FCK den ersten Saisonsieg ein.“ Michael Kalckmann (SV Wiesenthalerhof): „Korkut muss mit seinen Spielern einfach mal Klartext reden, ihnen klarmachen, dass es ihre verdammte Pflicht ist, für den FCK, ihren Arbeitgeber, alles zu geben. Was die Mannschaft im Spiel gegen Sandhausen geboten hat, war Arbeitsverweigerung. In dieser schwierigen Lage hilft kein Zuckerbrot, da hilft nur die Peitsche. Beim SV Sandhausen hat Denis Linsmayer gespielt, ein echter Lauterer Junge. Er hat seine Aufgabe als Mittelfeldspieler vor der Abwehr gut erfüllt. Der FCK könnte froh sein, wenn er solch einen Spieler in seinen Reihen hätte. In den bisherigen Partien habe ich bei Korkut noch kein Konzept gesehen. Ich glaube aber, dass der FCK die Saison auf einem Mittelfeldplatz abschließen wird.“ Ralf Naßhan (Sportlicher Leiter der Fußballer der TSG Kaiserslautern): „Tayfun Korkut hat zurzeit einen ganz schweren Stand. Er ist ein guter Trainer mit einer klaren und deutlichen Ansprache. Aber die Spieler müssen dann auch das, was er ihnen sagt, auf dem Platz umsetzen. Korkut muss mit einer neuen Mannschaft arbeiten, die in der Defensive Probleme hat und der ein Führungsspieler fehlt. Gefordert sind nun vor allem die Spieler, die über Zweit- und Erstligaerfahrung verfügen. Auf keinen Fall sollte man den Trainer in Frage stellen. Mit Stuttgart kommt eine Mannschaft, die unbedingt aufsteigen will und damit unter starkem Druck steht. Das könnte eine Chance für den FCK sein.“ Dominik Becker (SC Siegelbach): „Vor allem sollte Tayfun Korkut jetzt Ruhe bewahren und konzentriert weiterarbeiten. Er ist ein guter Trainer, der noch etwas Zeit braucht. Ich fand, dass die Mannschaft gegen Sandhausen gar nicht so schlecht gespielt hat. Was ihr fehlt, ist die Siegermentalität. Und sie hat auch keinen Zug zum Tor gezeigt. Ein Unentschieden gegen Stuttgart wäre nicht schlecht. Der FCK hat genug Potenzial, um sich in der Zweiten Fußball-Bundesliga zu behaupten. Notwendig wäre ein Strukturwandel im Verein. So sollte man konsequent auf die eigene Jugend setzen, so wie es der SC Freiburg tun. Der SC Freiburg sollte für den FCK ein Vorbild sein.“ |pkn/Fotos: view/Kunz