Kaiserslautern Das erste Opfer

FÜSSEN (sid/dpa/rhp). Der Deutsche Curling-Verband (DCV) steht unmittelbar vor der Schließung seiner Profiabteilung zum Jahresende, weil die Fördermittel komplett gestrichen werden.

Verbandspräsident Dieter Kolb bestätigte einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), nach dem der DCV komplett aus der Spitzensportförderung des Bundesinnenministeriums (BMI) gestrichen werden soll (wir informierten gestern). Es fehle zwar noch der endgültige Bescheid des BMI, laut Kolb bestehe aber „kaum noch Zweifel daran, dass es tatsächlich die Absicht ist, den DCV als ersten olympischen Fachverband in Deutschland zum 1. Januar 2015 aus der kompletten Förderung zu nehmen.“ Für den Curling-Sport in Deutschland habe dies laut Kolb verheerende Folgen: „Wir haben gegenüber dem Deutschen Olympischen Sportbund und BMI klar kommuniziert, dass ein solcher Schritt fürs deutsche Curling ein Rückfall in die Steinzeit bedeutet. Der Leistungssport im Deutschen Curling-Verband ist am Ende und hat so wahrscheinlich für lange Zeit keine Chance mehr zurückzukommen.“ In einer ersten Reaktion trennte sich der DCV bereits vorsorglich von allen Trainern und Sportdirektor Rainer Nittel zum 31. Dezember 2014. Dieser Schritt sei zwingend erforderlich, „um nicht im Januar bereits in ein finanzielles Desaster zu laufen“, teilte Kolb mit: „Damit ist der DCV auch im sporttechnischen und -fachlichen Bereich führungslos. Aufgrund der geringen Anzahl an Mitgliedern wird sich der DCV kein Leistungssportpersonal mehr leisten können.“ Konkret gehe es um eine Finanzierungslücke im deutschen Wintersport in Höhe von rund 350.000 Euro, von denen der DCV etwa 60.000 Euro in Anspruch nehmen wollte. Nach Kolbs Darstellung war das BMI aber nicht bereit, die finanziellen Mittel aufzustocken. Vielmehr beabsichtige man, den DCV komplett aus der Förderung zu nehmen, um die Lücke zu schließen. Damit können auch die drei Bundesstützpunkte in Garmisch, Oberstdorf und Füssen nicht weiter genutzt werden. „Es ist schmerzvoll und unerfreulich, wenn eine olympische Sportart wegen mangelnder Finanzierung vor dem leistungssportlichen Aus steht“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Diese Entwicklung verdeutliche, dass „der Leistungssport in Deutschland am Scheideweg steht. Wir standen vor der Frage, ob wir im Gießkannenprinzip bei allen Verbänden kürzen oder nur bei einem“. Die deutschen Curler um Skip John Jahr haben bei den Winterspielen in Sotschi in diesem Jahr Platz zehn belegt, bei der WM in Peking wurden sie Achter. (Foto: dpa)

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