Ramstein-Miesenbach Corona-Brandbrief: Kinobetreiber beklagt „null Reaktion“ der Politiker

Ernst Pletsch
Ernst Pletsch

Verärgert und empört zeigt sich der Ramsteiner Kinounternehmer Ernst Pletsch über die ausgebliebene Reaktion von Bundes- und Landespolitikern auf seinen dramatischen Lagebericht vom vergangenen August. Damals hatte der Betreiber des „Broadway“-Kinos in einem Brandbrief um Soforthilfen für Filmtheater gebeten, die zu Beginn der Corona-Krise hatten schließen müssen. Wegen des aktuellen „Lockdowns“ sind sämtliche Lichtspielhäuser seit Montag erneut zu.

In einem „Offenen Brief an alle politischen Entscheidungsträger“ mahnte der „Broadway“-Chef eine zügige Finanzspritze „ohne Wenn und Aber“ an (die RHEINPFALZ berichtete am 26. August). Durch die Ausgangsbeschränkungen habe der Staat „Millionen Menschen die Existenzgrundlage genommen“. Nach eigenen Angaben verschickte Pletsch seinen Appell an gut 100 Empfänger. Über 30 Ausfertigungen seien Bundes- und Landespolitikern sowie den Regierungen in Berlin und Mainz per Einschreiben zugestellt worden.

Als Reaktion gingen eine Eingangsbestätigung und drei Antwortschreiben „in säuselndem Politikersprech und nichtssagendem Blabla“ ein, sagte Pletsch gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage: „Das war absolut null.“ Er sei „maßlos und bitter enttäuscht“ über „so viel Respektlosigkeit und Missachtung“.

„Maßlos und bitter enttäuscht“

Der von der Bundesregierung zu Wochenbeginn verfügte „Lockdown light“, der mit der völligen Einstellung des öffentlichen Kulturbetriebs einhergeht, ist für Pletsch nicht nachvollziehbar. In seinem eigenen Kino habe seit der Wiedereröffnung „alles gut geklappt mit Abstand, Hygienemaßnahmen, Anmeldung und Luftreinigung“. Er befürchtet, „dass die Politik unsere gesamte Gesellschaft spaltet“.

„Und Mainz spaltet die Branche“, klagt er mit Blick auf die von der rheinland-pfälzischen Kulturförderung praktizierte Unterstützung von Programmkinos, während Theater ohne künstlerische Ausrichtung weitgehend leer ausgingen.

Warnung vor Folgeschäden

Der im Sommer angestoßene „Neustart Kultur“ habe mittelständischen Familienbetrieben nichts gebracht, beklagte Pletsch schon vor Wochen. Er plädierte daher für eine direkte, bedingungslose Auszahlung der Gelder. Die vom Bund bereitgestellte Überbrückungshilfe biete seinem Kino nur für drei Monate Sicherheit, sagte er damals. Sie sei nicht mehr als „ein erster kleiner Lichtblick“.

Erschwert werde die Situation der Kinobesitzer durch die großen Verleihfirmen. „Die Branchenriesen schicken nicht mehr alle Filme und werten die ,Blockbuster’ über ihre digitalen Formate aus. Die Kinos sind für die Medienindustrie nur noch ein kleines Mosaiksteinchen.“ Dabei würden bereits angekündigte Filme aus werbestrategischen Gründen zurückgehalten.

Pletsch warnt vor Folgeschäden nach der jetzt in Kraft getretenen Vier-Wochen-Schließung: „Das ist ein Giftcocktail, dessen Auswirkungen bis ins nächste Jahr zu spüren sein könnten.“ Um darauf aufmerksam zu machen, erwägt er einen weiteren Brandbrief an die Politik.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x