Kaiserslautern Conny Plank und der SR

Conny Plank
Conny Plank

Er war vielleicht Deutschlands wichtigster Musikproduzent: Conny Plank (1940 bis 1987) aus Hütschenhausen. Der SR, wo seine Karriere begann, widmet ihm eine große Ausstellung. Plank arbeitete nur zwei Jahre dort. Ob er freiwillig ging oder gefeuert wurde, ist bis heute unklar.

Nur ein Arbeitsfoto aus seiner Zeit beim Saarländischen Rundfunk ist übrig: Es zeigt ihn – natürlich – am Mischpult, das damals, in den 60er Jahren, noch eine überschaubare Angelegenheit war. Saarbrücken war nicht seine erste berufliche Station. „Dann entschied ich mich für irgendeinen technischen Beruf, wurde erst mal Starkstrom-Ingenieur und wollte dann überwechseln in das Computerfach, traf dort aber nur Leute mit grauem Anzug und weißem Schlips und bekam den Horror“, sagte Conny Plank in einem Interview, das sich im SR-Schallarchiv befindet.

Alles liegt im Dunkeln. 1963 oder Anfang 1964 kam Plank zum SR, in den Personalakten findet man nichts darüber. Was er beim SR lernte, ist auch unklar: Vermutlich wurde er für den Studio- und Sendebetrieb angelernt, so SR-Redakteurin Katja Preißner. Was man weiß, dass er als Tontechniker für die Europawelle Saar arbeitete. Und dass er Dieter Thomas Heck vorschlug, bei seiner SR1-Schlagerparade doch ein bisschen Hall draufzugeben. Was Heck annahm.

Plank wollte immer das Beste rausholen und hat sich einmal totgelacht, als er privat bei einem Konzert von The Who in Saarbrücken war, das die SR-Kollegen im Ü-Wagen aufzeichneten und es offenbar nicht auf die Reihe gekriegt haben, den Ton angemessen wiederzugeben, weil sie nur klassische Orchester gewohnt waren, erinnerte sich Kollegin Uschi Müller-Baltz. Plank wollte immer ein bisschen mehr, er experimentierte.

So rätselhaft wie sein Einstieg beim Sender war auch sein Ausstieg. Angeblich verließ er bei einer der Nächte, als der SR das Nachtprogramm für alle ARD-Sender sendete, kurz das Studio. Was als Strafe für die unerlaubte Abwesenheit Planks folgte, ist nicht bekannt. Wurde er dazu verdonnert, nur noch Bänder umzuschneiden statt Sendungen zu fahren? Wurde er gefeuert, oder ging er von allein? Jedenfalls bekam er seit dieser Nacht kein Geld mehr vom SR, blieb noch fünf Wochen in Saarbrücken und wurde dort zuletzt am 9. Dezember 1966 bei einer Party gesehen.

Was auf Saarbrücken folgte, ist das, was man kennt, der Mann, der es ablehnte, mit U2 und David Bowie zu arbeiten, weil er zu ihnen keinen Zugang fand und ohne den Größen wie Kraftwerk, die Eurythmics, Kraan, Zeltinger und Brian Eno vielleicht gar nicht den Sound hätten, der sie weltberühmt macht – und auch Plank viele Preise bescherte. Doch vielleicht ist auch das immer noch nicht bekannt genug, weil Conny Plank sich als Musikproduzent nie in den Vordergrund drängte und schon früh mit 47 Jahren starb, was schon 35 Jahre zurückliegt.

Die Kaiserslauterer Plank-Ausstellung im Vorjahr war Peter Meyer, Plank-Fan und Leiter der Unternehmungskommunikation beim SR, Anlass und Inspiration für diese umfangreiche Schau. „Conny Plank war der erste, der sein Mischpult nicht als Medium, sondern als Instrument begriffen hat“, erläutert Meyer. Da der Ausstellungsmacher mit Planks Sohn Stephan zusammenarbeitete, sind neben den wenigen Fotos und dem Kaiserslauterer Stadtarchiv viele private Aufnahmen der Plank-Familie aus dem späteren Aufnahmestudio von Plank, einem Bauernhof in der Nähe von Köln, dabei. So sieht man, wie Annette Humpe von der Band Ideal Conny Plank wie eine Friseuse die Haare schneidet, wie er Sohn Stephan zwischen den Mischpulten und Reglern im Strampelanzug auf dem Arm hält oder sichtlich müde zum Gruppenfoto mit den munteren Jungs von Kraan dasitzt.

Über 160 Fotos sind zu sehen. Was an den Wänden keinen Platz fand, läuft als Dia-Show auf einem Bildschirm. Auf einem anderen kann man alle verfügbaren Plattencover der Plank-Produktionen in Dauerschleife sehen, denn nur die Hälfte der 160 Covers haben es – im Original natürlich – an die Wand gepasst. Dazu kommen etliche Goldene Schallplatten aus aller Welt, die Plank als Produzent bekam, Auszeichnung wie den Ampex Golden Reel Award, der wie ein Bandteller am Mischpult aussieht.

Der Ausstellung fehlt zum Glück eigentlich nur, dass auch die Kino-Doku „Conny Plank - The Potential of Noise“ (2017) läuft, und dass man parallel zu den Bildern und Objekten von der tollen Musik beschallt wird, für die Plank mitverantwortlich ist.

Info

  • „Conny Plank – Pop-Avantgardist und Platin-Produzent“, Saarländischer Rundfunk, Saarbrücken, Funkhaus Halberg, Großer Sendesaal, Galerie Sehgang, bis 25. November, täglich 8 bis 18 Uhr, Eintritt frei, Katalog (48 Seiten, 52 Fotos) kostenlos in der Ausstellung. Besucher werden gebeten, sich beim Pförtner zu melden.
  • im Radio: Sonntag, 7. August, 20.04 bis 21 Uhr, SR3 Saarlandwelle: Stephan Plank, Conny Planks Sohn, erzählt. Dazu sind Songs zu hören, an denen Conny Plank beteiligt war: Kraftwerk, Gianna Nannini, Ultravox, Eurythmics, Heinz Rudolf Kunze, Ideal, Les Rita Mitsouko und Bläck Fööss.
Conny Plank in den 60er Jahren beim SR am Mischpult.
Conny Plank in den 60er Jahren beim SR am Mischpult.
Blick in die Plank-Ausstellung.
Blick in die Plank-Ausstellung.
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