Kaiserslautern Cha Cha Cha in Lederhosen

Die Band Cabo Cuba Jazz baut eine musikalische Brücke zwischen den Kapverdischen Inseln vor der Westküste Afrikas und Kuba. Das ist ein erfrischendes Novum. Die Kapverden (portugiesisch: Cabo Verde) sind melancholisch, verträumt und leben den Blues, dessen Form man „Morna“ nennt. Kuba, das ist pulsierendes Leben, das sich in Rumba, Salsa und jazzigen Improvisationen entlädt. Beide Inseln liegen auf demselben Breitengrad, haben Sklaven aus Afrika importiert und damit extrem tanzbare Rhythmen des Schwarzen Kontinents. Diese beiden kreolischen Kulturen fließen in der Musik von Cabo Cuba mit großen Höhen und Tiefen zusammen. Es ist vergleichbar mit heißer Lava, die ins Meer fließt – es zischt gewaltig. Interessanterweise war es ein im multikulturellen Holland lebender Deutscher, der beide Kulturen zusammenbrachte. Der Percussionist Nils Fischer, verheiratet mit einer Kapverdierin, ausgebildet in Kuba, Brasilien und Puerto Rico, Professor für Weltmusik am Konservatorium in Rotterdam, gilt als einer der wenigen Europäer, der die kubanische Musik mit ihren Polyrhythmen vollkommen beherrscht. Große Musikalität verbindet er mit fantastischer Technik. Durch seine kapverdische Familie hat er die traditionelle Tanzmusik des Landes aus erster Hand gelernt. Die melancholische Melodie wird vom achtköpfigen Ensemble zuerst in Kreol, der Sprache der Kapverden, vorgetragen. Dann gehen sie zum kubanischen Teil („montuno“ ) über, bei dem Spanisch gesungen wird. Hier werden die furiosen Jazz-Improvisationen abgefeuert. Eine heiße Stimme hat Sängerin Dina Medina, und ganz schön Druck machen die beiden fetzigen Bläser Joe Rivera und David Rothschild. So bieten die zwölf Titel 55 Minuten Weltmusik, welche die müden Glieder zu neuem Leben erwecken. In den Niederlanden war das Debüt-Album die Weltmusik-CD des Jahres. Eigentlich wollten Hubert Meixner und seine Dorfmusikanten aus dem bayerischen Mangfalltal auf Kuba nur Urlaub machen, ein bisschen Sonne und Meer genießen. Doch bereits in der ersten Nacht zettelten sie in der Hotelbar mit einheimischen Musikern einen zünftigen bayerisch-kubanischen „Hoagascht“, geselliges Musizieren, an. Schon hatte sie der Virus dieser Musik gepackt und seitdem nicht mehr losgelassen. Das Ensemble steht für pure Lebensfreude. Da verschmelzen Salsa mit Polka, Cha Cha Cha mit alpenländischen Hochzeitsmärschen, bayerische Jodler mit Samba (wie in „Is denn des ned a Lebn?“) oder Chan chan mit dem bayerischen „Zwiefacher“ (wie in „Chan chan Suserl“) – Cubaboarisch eben. Die „Glorreichen Sieben“ aus Bayern sind für jeden Spaß zu haben, sind aber auch professionelle Musiker, die Posaune, Trompete, Tuba und Gitarre genauso perfekt beherrschen wie lateinamerikanische Percussion-Instrumente. Das Ergebnis: deftige bayerische Blasmusik, gemixt mit heißem Polyrhythmus und Humor. Die Liaison zwischen kubanischer Lebensfreude und pulsierenden Rhythmen sowie dem eher erdigen alpenländischen Gesang rührt direkt ans „Corazon“ (Herz). Es darf getanzt werden. (fk)

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