Kaiserslautern „Celtic Nights“ beginnen mit Chakra

Vier Premieren und ein Glücksfall – gleich viermal Neues bot am Freitagabend die Band Celtic Chakra in der voll besetzten Stiftskirche: Es war das erste Konzert des Jahres an diesem Ort, das erste Mal, dass das Frankfurter Quartett in Kaiserslautern aufspielte, der Beginn der neuen Konzertreihe „Celtic Nights“ und in der Pause gab es ein ganz besonderes, zur traditionellen Musik passendes Bier, das aus der alten Getreideart Emmer gebraut worden war. Und der Glücksfall? Nun, der lag in der Darbietung begründet.

Es passte alles zusammen an diesem Abend, angefangen vom stimmungsvollen Ambiente des gotischen Kirchenbaus über die atmosphärisch verdichtende blau-rote Anleuchtung der Szenerie bis eben hin zur gerade an diesem Ort stark wirkenden Musik aus Irland und anderen Gebieten, deren klassische Klangkunst auf uralte Traditionen zurückgeht. Apropos „passen“: Auf die Frage, inwiefern denn „keltische“ Musik in eine christliche Kirche passt, ging Gastgeber Pfarrer Stefan Bergmann in seiner Begrüßung auf die starke Rolle der Wandermönche auch und besonders aus Irland ein, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung das Christentum in Europa verbreiteten. Tatsächlich kam auch der im 8. Jahrhundert bei uns aktive Missionar Winfried, der „Apostel der Deutschen“, einst aus England. Dem kontemplativen und beruhigenden Ambiente setzte die hessische Band ein mitreißendes und abwechslungsreiches Programm entgegen. Vor allem bekannt Klassisches aus der Welt der keltisch-stämmigen Musik war dabei. Stücke über Pferde und aufgelassene Fabriken, Lieder über heraufziehende Stürme (etwa die sehr emotional vorgetragene und im Refrain vom Publikum intensiv mitgesungene Ballade „Ready for the Storm“) und mehr als einmal das Thema Liebe. Hinzu kamen für das Repertoire eher ungewöhnliche Titel, etwa ein Fandango aus dem Baskenland mit seinem noch mehr antreibenden spanischem Einfluss im Rhythmus und ein langsamer Reel – was eigentlich ein Widerspruch in sich ist, aber in der Gegensätzlichkeit der Celtic Chakra-Version recht reizvoll wirkte. Auch selbst komponierte oder frisch arrangierte Stücke wurden geboten. Hier ist vor allem das in anderer Version bekannte „As I Roved Out“ zu nennen, dem die Sänger und Multi-Instrumentalisten Manfred Noll (Gesang, Banjo, Bouzouki, Mandoline, Akkordeon), Heiko Rühmkorff (Geige, Klarinette, diverse Whistles, Cello), Danny Kelly (Gesang, Bouzouki, Gitarre) und Harald Sawatzki (Bodhran und andere Perkussionsinstrumente) ein ganz eigenes, extra-flottes Ohrwurm-Arrangement gaben. In der Gruppe herrschte Originalität in jedwedem Sinne: Danny Kelly ist ein waschechter und außerordentlich musikalischer Ire. Zusammen gestaltete man in der Stiftskirche einen – auch von unterhaltsamen Anekdoten rund um ihre Musik nicht armen – fast dreistündigen Konzertabend, den das Publikum zum Schluss mit begeistertem Applaus honorierte. (kel)

x