Kaiserslautern Buch aktuell: Neil Young will noch schnell die Welt retten

Ein paar Hunde kommen drin vor, ein paar Gitarren, es geht auch um Musik. Aber vor allem handelt es von Autos: Neil Youngs Buch „Special Deluxe“ – im Original bereits 2014 erschienen, jetzt auch auf Deutsch – ist eine Autobiografie und gleichzeitig eine Auto-Biografie, wie es im Untertitel heißt. Der kanadische Rocker lässt sein Leben Revue passieren anhand der Buicks, Monarchs, Chryslers und Cadillacs, die er und seine Familie in sieben Jahrzehnten besessen haben. Er präsentiert diese sogar in kleinen, farbigen Zeichnungen. Es sind vor allem Straßenkreuzer aus den 1940er und 1950er Jahren, die es ihm angetan haben. Die hortet er auf seiner Ranch in Kalifornien, und mit ihnen erzählt er seine Geschichte. Wie er begann, Musik zu machen; wie er mit Anfang 20 aus Kanada an die Westküste kam; wie er mit Buffalo Springfield die Hippie-Zeit erlebte; wie er mit Crosby, Stills, Nash and Young auftrat. Er schreibt nicht streng chronologisch und schon gar nicht allumfassend: Die 80er und 90er Jahre streift er nur. „Rockin’ In The Free World“, einer seiner bekanntesten Titel, kommt überhaupt nicht vor. Das Album „Mirror Ball“, das er mit Pearl Jam einspielt, wird nicht erwähnt. Stattdessen erzählt Young in einfach gehaltenem Plauderton Anekdoten. Wer „Special Deluxe“ liest, um mehr über Youngs Lieder und Alben zu erfahren, der wird enttäuscht sein. Ja, da sind die Begegnungen mit anderen Musikern, die Zitate aus Liedtexten und Geschichten von Aufnahmesessions, aber es geht nie in die Tiefe. Das war schon ein Problem der ersten, 2012 erschienenen Autobiografie „Ein Hippie-Traum“. Am Ende, im letzten und mit 50 Seiten längsten Kapitel, zeigt Young, was ihm derzeit am wichtigsten ist: die Welt zu retten. „Who’s Gonna Stand Up And Save The World?“, sang Young schon im Vorjahr am Ende seiner Konzerte mit Crazy Horse – unter anderem am Mainzer Zollhafen. Kapitel 40 nun dreht sich um seinen Kampf gegen die Ölgewinnung aus Teersand in Kanada und vor allem um den Versuch, einen 59er Lincoln Continental zum Elektroauto umzubauen. Richtig poetisch und sentimental wird der alte Grantler, der immer etwas mürrisch daherkommt, dann doch noch: „Ich rollte der Sonne entgegen und war dankbar, dass ich am Leben und auf dem Weg nach Hause war.“ Das wünscht man ihm und seinen Autos gleichermaßen mit einem seiner Songs: „Long May You Run“. (bfl) Lesezeichen Neil Young: „Special Deluxe. Eine Auto-Biographie“; aus dem Englischen von Michael Kellner und Guntrud Argo; Kiepenheuer & Witsch; 416 Seiten; 26,99 Euro.

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