Kaiserslautern Breites Bündnis will dauerhafte Gedenkstätte für Corona-Opfer

 Pfadfinder und Leiter des städtischen Referats Schulen Peter Krietemeyer, Friedens-Pfarrer Detlev Besier und Stadtjugendring-Vo
Pfadfinder und Leiter des städtischen Referats Schulen Peter Krietemeyer, Friedens-Pfarrer Detlev Besier und Stadtjugendring-Vorsitzender Jürgen Jäger entzündeten die Kerzen zum Zeichen der Solidarität und des Gedenkens. Auch die Umstehenden trugen alle Masken.

Hunderte Menschen protestierten in den vergangenen Wochen mit sogenannten Spaziergängen gegen die Corona-Maßnahmen, trotz Versammlungsverbotes. Die große Mehrheit der Bevölkerung trägt laut Umfragen die Maßnahmen jedoch mit. Um etwas gegen dieses Ungleichgewicht zu tun, hat Jürgen Jäger vom Stadtjugendring ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen ins Leben gerufen. Am Montagnachmittag ist ein zweites Gedenken geplant.

„Jeden Montag gehen Leute auf die Straße, die nur die Meinung einer Minderheit vertreten, und niemand sagt etwas dazu“, erzählt der Vorsitzende des Stadtjugendringes, wie die Idee des Bündnisses entstanden ist. Auf Telegram sehe man dann, wie rechte Gruppierungen diese Entwicklung für sich nutzen. „Dagegen muss man etwas tun.“

Nicht alles könne man dem Staat überlassen. „Es wird Zeit, dass die Mehrheit demokratiefeindlichen Bewegungen entgegentritt“ und Solidarität mit den Schwachen zeigt. Dafür müsse man „vertrauen auf den Rat von Experten, auf eine freie Presse, freie Meinungsäußerung und demokratisch gewählte Politiker“. Und sich als mündiger Bürger eine eigene Meinung bilden.

Mehrheit ohne Masse sichtbar machen

Doch wie den Spagat schaffen, das Gewicht dieser Mehrheit zu zeigen, ohne in Massen aufzutreten und damit dem Virus Gelegenheit zur Verbreitung zu geben? Durch den Zusammenschluss verschiedenster Gruppen und Aktionen mit deren Stellvertretenden, die diese Breite repräsentieren, lautete sein Plan.

Und so begann er, Partner für ein solches Bündnis zu suchen. Den Stadtjugendring sieht Jäger als prädestiniert für eine solche Aufgabe, denn „wir sind politisch neutral; außer dem DGB sind unsere Verbände politisch nicht aktiv“.

Durch die gute Vernetzung haben sich innerhalb kurzer Zeit 56 Partner gemeldet. Viele wurden angeschrieben, „andere haben es in der Zeitung gelesen, sich gemeldet und weiterverteilt“. So umfasst das Bündnis Gruppierungen von karitativen, kirchlichen Organisationen über Parteien bis zu Gewerkschaften und Naturschutzverbänden.

Hauptorganisator des ersten Gedenkens am Freitag vor der Stiftskirche – für das er 20 Personen angemeldet hatte und an dem bis zu 80 zeitgleich vor Ort waren – war Detlev Besier, evangelischer Friedens-Pfarrer. Nach einer Schweigeminute für die bisher 155 Corona-Toten in Kaiserslautern bat er in einem Gebet „um Fantasie und Geduld in dieser Krise“. Jäger betonte in seiner Ansprache, „jede Person hat das Recht auf freie Meinung und Versammlungsfreiheit“. Doch dafür gälten Regeln, und „die Freiheit endet dort, wo die Grundrechte anderer Menschen eingeschränkt oder gefährdet werden“.

Nicht zum Werkzeug von Demokratiefeinden machen

Er appellierte, sich bei sogenannten Spaziergängen „nicht zum Werkzeug von Menschen machen zu lassen, die aufgrund ihrer Gesinnung eine freiheitliche, vielfältige und demokratische Gesellschaft unterbinden wollen“. „Nicht jeder Weg ist ein guter Weg“, spielte er auf die Neonazi-Partei „Der dritte Weg“ an, die bei derartigen „Spaziergängen“ in Kaiserslautern auch mitmarschierte. „Wir stehen gemeinsam ein für die Grundrechte, für die Werte unserer Demokratie und für ein solidarisches Miteinander in der Pandemie“, schloss er.

Die Organisatoren zeigten sich im Anschluss „sehr zufrieden mit der Veranstaltung“. Wegen der hohen Infektionszahlen „hatten wir die Institutionen gebeten, nur einzeln und nicht in größerer Anzahl zu erscheinen“, erläuterte Jäger, umso erfreulicher sei die „Resonanz mit fast 100 Teilnehmenden“ gewesen.

Das Gedenken am frühen Freitagabend, bei dem die Menschen vor der Stiftskirche Kerzen und Blumen niederlegen konnten, soll aber nicht einmalig gewesen sein. „Die Installation bleibt übers Wochenende bestehen und am Montag um 17 Uhr wird es hier noch ein Gedenken geben“, kündigte Besier am Freitag an.

Da jedoch die mündliche Erlaubnis, die Kerzen stehen zu lassen, im schriftlichen Bescheid gefehlt habe, wie Jäger bedauerte, wurden sie auf Aufforderung des Ordnungsamtes abgeräumt. „Trotzdem sind am Wochenende neue Kerzen und Blumen dazugekommen“, berichtet er am Sonntagnachmittag.

Und so sieht er darin Zuspruch für einen weiteren Plan: „Wir streben etwas Dauerhaftes an, wie die Stolpersteine, oder ein Glaskasten“, erläutert Jäger. Mit dem Fotokünstler Thomas Brenner, der sich zu dem Bündnis bekennt, sei man bereits in Gesprächen. Ebenso wie mit der Stadt, die den Platz für die Aktion bereits zur Verfügung gestellt habe.

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