Kaiserslautern „Bis 2026 sind wir fertig“

Sauberkeit wurde bei Pfaff groß geschrieben, die Waschräume für die Arbeiter sind in Teilen noch sehr gut erhalten. In einigen A
Sauberkeit wurde bei Pfaff groß geschrieben, die Waschräume für die Arbeiter sind in Teilen noch sehr gut erhalten. In einigen Abteilungen kontrollierten die Vorarbeiter sogar, ob sich die Pfaffianer vorm Mittagessen auch die Hände ordentlich gewaschen hatten, berichtete Stefan Kremer (links).

Bleibt der Speisesaal erhalten? Besteht Denkmalschutz für das Gebäude? Was plant der Investor? Bei der zweiten Sommertour „Mit der RHEINPFALZ unterwegs“ 2018 gestern über das ehemalige Pfaff-Gelände interessierten die Teilnehmer neben diesen Fragen auch Themen zur geplanten Verkehrsführung auf und zu dem Gelände oder die Parkplatzsituation.

Auf dem Weg vom Pförtnerhaus in der Königstraße über den Speisesaal, die Gießerei bis zum neuen Kesselhaus ergaben sich unter der Führung von Stefan Kremer, Geschäftsführer der Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft (PEG), bei sehr interessierten RHEINPFALZ-Lesern Nachfragen praktisch von selbst. Ohne Rückblick kein Ausblick: Und so empfing Kremer die Besucher hinter der Pforte nicht nur mit einem Blick auf marode, durch Schutzgitter abgeschirmte Werksgebäude und von Grünzeug überwucherte Straßen. Er schilderte ihnen, was vor dem seinerzeitigen Fabrikneubau an dieser Stelle alles in den Boden geworfen worden war. Dinge, deren Gefährlichkeit nicht erkannt worden sei und die heute manche Nachnutzung, die man gerne hätte, nicht möglich machten. Kremer: „Man kann alles machen, nur wer bezahlt’s?“ Im Speisesaal ließ manche Schilderung Kremers aus der Zeit, als bei s’Paffe der Lohn noch in einer Tüte bar ausbezahlt wurde, die Zuhörer staunen: Gießereiarbeiter durften, weil sie so dreckig waren, im Speisesaal überhaupt nicht essen, andere Arbeiter mussten sich unter Aufsicht ihres Vorarbeiters im Untergeschoss vor dem Essen erst die Hände waschen. Den Hinweis, dass in dem riesigen Saal mit Platz für mehr als 1000 Leute jedes Jahr auch Fastnachtssitzungen stattfanden, konnte ein Teilnehmer mit einem Detail ergänzen: „Für 20 Mark mit Verzehr.“ Der Geschäftsführer der Pfaff-Areal-Entwicklungsgesellschaft schilderte das Engagement der Firma Pfaff für die Bürger der Stadt, auch für soziale Randgruppen ohne Schulabschluss. Diese konnten bei Pfaff nicht nur ihren Haupt- oder Volksschulabschluss nachholen, es wartete im Anschluss auch eine Lehre, die meist in einer Anstellung mündete. Es sei ein Privileg gewesen, seinerzeit für Pfaff arbeiten zu dürfen, berichtete Kremer, der aber auch die zweifache Insolvenz des Unternehmens als einen langwierigen Prozess schilderte. Wer wollte mit der Industriebrache die millionenschwere Verpflichtung zur Grundwassersanierung übernehmen? Weil das Türschloss aus dem Speisesaal hinaus nachdrücklich klemmte, führte Kremer die Gruppe in den Keller. Dort war die ursprünglich bebaute Ebene zu sehen, auf der künftig Tiefgaragen entstehen sollen. In der ehemaligen Herrentoilette bekamen die Besucher auch einen Eindruck vom Vandalismus, mit dem das Gelände zu kämpfen hat. Zwischen den Kellerräumen von Speisesaal und Hansagebäude ging es über dicht bemoostes Pflaster, durch wild wuchernde Brombeersträucher und Gestrüpp ans Tageslicht. Dort beschrieb Kremer, wo das Gelände an einer Stelle angehoben werden soll und wo zur Entwässerung des neuen Stadtviertels ein Regenrückhaltebecken erforderlich sein wird. „Bis 2026 sind wir fertig“, hatte Kremer den Teilnehmern der Sommertour berichtet. Auf dem Weg zurück zum Ausgang gab er ihnen einen Eindruck von der Arbeit, die es bis dahin noch zu bewältigen gilt. Nahe dem ehemaligen Haupteingang an der Albert-Schweitzer-Straße lagert in einem Verschlag ein Rest an Maschinen, die von Pfaff seinerzeit zurückgelassen wurden und die ein Verwerter nach und nach entsorgt. Beeindruckend. Beim Schornstein erhob sich die Frage, ob dieser erhalten bleiben oder wie die Gießerei abgerissen werden sollte. Noch ein Blick ins neue Kesselhaus, in dem als zentrale Anlaufstelle für Nutzer und Interessenten ein Reallabor-Zentrum entstehen wird, ein Forschungsraum unter echten Bedingungen. Dann setzte ein Regenguss der Tour ein jähes Ende. Stadtleben

Die Bauzäune und die großen Container auf dem Pfaff-Gelände (rechts im Bild) erinnern daran, dass sich die Anmutung des Geländes
Die Bauzäune und die großen Container auf dem Pfaff-Gelände (rechts im Bild) erinnern daran, dass sich die Anmutung des Geländes bald nachhaltig verändern wird.
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