Kaiserslautern Betzegeflüster: FCK-Spieler im Ring mit Profiboxer Michael Seitz

Im Ring fliegen die Fäuste. Beide Boxer teilen kräftig aus und stecken harte Treffer ein. Abgeschwächt wird die Wirkung der wuchtigen Schläge durch den Kopfschutz, den beide tragen. Trotz des intensiven Ringgeschehens ist es kein ernster Kampf, den sich der Schwergewichtsboxer Dennis Don Kiy und der Cruisergewichtler Michael Seitz liefern. Es ist ein Sparringsfight, der die zahlreichen Zuschauer in der Halle in seinen Bann zieht, unter denen sich auch einige Profi-Fußballer des 1. FC Kaiserslautern befinden.
Daniel Hanslik, Hikmet Ciftci, Philipp Hercher, Muhammed Kiprit und Anil Gözütok haben es sich nicht nehmen lassen, an diesem Samstagnachmittag zur Eröffnung des Legacy Boxing Clubs auf den Einsiedlerhof, Im Haderwald 4, zu kommen. Erst spät erscheinen die Gäste vom Betzenberg. Die Eröffnungsfeier ist da schon in vollem Gange. Die Verspätung beruht aber nicht etwa auf Unhöflichkeit. Die Profis konnten einfach nicht früher da sein, da sie zuvor noch einen wichtigen Termin wahrzunehmen hatten. Waren sie doch im Drittligaspiel des 1. FCK gegen den MSV Duisburg im Fritz-Walter-Stadion gefordert. Nachdem sie diese Aufgabe mit Bravour gelöst, die Zebras mit 5:1 geschlagen hatten, ging's dann in bester Stimmung ab ins Gym.
Gözütok: „Mein Vater war Boxer“
Im Gespräch mit den FCK-Fußballern wird schnell klar, dass sie sich nicht nur für ihr Spielgerät, den Ball, interessieren, sondern auch eine Menge für das Boxen übrighaben. Ja, Anil Gözütok, der feine Fußballtechniker, hat eine besondere Beziehung zum Boxen, wie er erzählt. „Mein Vater war Boxer“, sagt Gözütok, der sicherlich auch im Ring erfolgreich gewesen wäre, hätte er in seinen jungen Jahren nicht die Fußballschuhe, sondern die Boxhandschuhe angezogen.
Dass Gözütok und seine Teamkollegen zur Eröffnungsfeier gekommen sind, hat aber nicht nur mit ihrer Begeisterung für den Faustkampf zu tun, sondern auch mit Marco Gradia. Der Lauterer ist der Geschäftsführer des Legacy Boxing Clubs, war selbst einmal Fußballer und kennt die Profis vom 1. FCK. Der 27 Jahre alte Unternehmer kümmert sich um das Geschäftliche und hat in Michael Seitz einen Partner an seiner Seite, der für das Training im Boxclub zuständig ist. „Wenn wir uns beide einsetzen, wird es gelingen“, zeigt sich Gradia vom Erfolg des gemeinsamen Projektes überzeugt. Dass sie den Boxclub ins Leben gerufen und damit in Kaiserslautern ein Angebot für alle geschaffen haben, die sich im Faustkampf üben oder sich einfach nur durch das spezielle Training fit halten wollen, hängt zu einem großen Teil auch damit zusammen, dass Gradia und Seitz schon seit vielen Jahren befreundet sind.
Die Mitglieder des Boxclubs haben in Michael Seitz einen Trainer, der selbst Profiboxer ist und der am 28. Mai in der Fruchthalle in Kaiserslautern als Hauptkämpfer um den Titel eines Internationalen Deutschen Meisters kämpfen wird. Veranstaltet wird die K-Town Fight Night von Frank Kiy, der am Samstag bei der Eröffnung des Boxclubs auch mit von der Partie ist. Ebenso Kiys Söhne Dennis und Kevin, die zu den Lokalmatadoren zählen, die in der Fruchthalle in den Ring steigen und damit die große Lauterer Boxtradition fortsetzen wollen.
„Das war einfach überragend“
Nach den schweißtreibenden Sparringsrunden ist am Samstag dann Entspannung angesagt, und Michael Seitz gesellt sich zu den Fußballern. Es wird gesprochen, geflachst, und da alle bester Laune sind, hat man die Idee, gemeinsam in den Ring zu steigen. Aber nicht, um die Fäuste sprechen und sich vom Profiboxer Lektionen in Sachen Faustkampf erteilen zu lassen, sondern um sich für ein Foto zu formieren. Der Boxer und die Fußballer klettern ins Ringgeviert, strahlen in die Kamera, und als die Spieler aufgefordert werden, doch noch etwas zum Sieg über Duisburg zu sagen, da antwortet einer von ihnen: „Das war einfach überragend.“ Seine Mannschaftskameraden stimmen ihm freudig zu.
Sollten die Roten Teufel in dieser Saison den ersehnten Aufstieg in die Zweite Bundesliga schaffen, dürfte das mit einem großem Bahnhof für sie im Legacy Boxing Club gefeiert werden. Doch bis es so weit ist, stehen noch schwierige Partien für die Lauterer auf dem Programm. So sind sie am heutigen Freitagabend um 19 Uhr bei den Würzburger Kickers gefordert.