Kaiserslautern Betze-Geflüster: Zurück im Kinderzimmer

Der SV Sandhausen kokettiert gerne damit: „Der Dorfverein“ nennt sich der SVS, heute (18.30 Uhr) zu Gast beim 1. FC Kaiserslautern. Seit der Trainer-Ära Alois Schwartz ist der Klub aus dem kleinsten Zweitligaort eine Art FCK-Filiale. Aktuell stehen sechs ehemalige Lauterer dort unter Vertrag – und erstmals rangiert die Filiale vor der Zentrale: Sandhausen, 30 Punkte, 29:19 Tore, ist Zweitliga-Siebter. Der FCK rangiert mit 23 Punkten, 13:17 Toren auf Platz zwölf. Spiele auf dem „Betze“ sind für Denis Linsmayer auch dreieinhalb Jahre nach seinem Abschied vom FCK noch immer etwas ganz Besonderes. „So wird das auch immer bleiben“, versichert der 25-Jährige, der 2004 von der TSG Kaiserslautern zum FCK kam, neun Jahre dort spielte, Kapitän der U23 war, Profi wurde – und unter Franco Foda schließlich keine Chance mehr sah, nach Sandhausen abwanderte – schweren Herzens, aber der besseren Perspektive wegen. Das hat sich ausgezahlt. „Linsi“ etablierte sich auf der Doppelsechs, „Linsi“ bewies sich in all der Zeit als wertvoller Zweitligaspieler. Letzten Sonntag beim 1:2 in Stuttgart saß er – wie zu Saisonbeginn – überraschend auf der Bank. „Der Trainer hat mir gesagt, dass es nichts mit meiner Leistung zu tun hatte. Er wollte mehr Frische in die Mannschaft bringen“, sagt Linsmayer beim Blick zurück auf die englische Woche, als der SVS im DFB-Pokal 1:4 gegen Schalke 04 unterlag, Grenzen aufgezeigt bekam. „Da hat man gesehen, dass Schalke eine echte Spitzenmannschaft ist.“ Linsmayer hofft, dass ihn Trainer Kenan Kocak heute wieder loslässt. „Ich freue mich immer riesig, wenn ich nach Hause komme, die Leute im Umfeld wieder sehe, das Stadion ...“, schwärmt Linsmayer, der mehr als einen Koffer in seiner Vaterstadt hat. „Wir haben eine Wohnung in Sandhausen und eine in Kaiserslautern“, erzählt Linsmayer. Sein Kontrakt endet am Saisonende – die sportliche Zukunft ist offen. Im Winter-Trainingslager gab es ein erstes Vertragsgespräch mit Otmar Schork, dem Sportlichen Leiter. Mehr nicht. „Ich bin da ganz entspannt, ich bin nach allen Seiten offen – es gibt auch keine Tendenz. Ich fühle mich wohl in Sandhausen, aber ich muss die Zukunft planen. Ich habe jetzt eine Familie, habe Verantwortung und entscheide nicht mehr nur für mich allein“, betont der Mittelfeldmotor, dessen Tochter Milla gerade ihren ersten Geburtstag feiern durfte. Spiele auf dem „Betze“ – für „Linsi“ ist es jedes Mal wie die Rückkehr ins Kinderzimmer. Hier war er Balljunge, hier stand er in der Westkurve, hier lief er auch als Profi auf. Heute kommt der Sechser, der Mann mit der Nummer 6, als Gegner mit einer Mannschaft, die sich gut entwickelt hat. Auch dank Linsmayer. „Wir sind mit unserer Entwicklung noch nicht am Ende. Wir gehen den neuen Weg, den unser Trainer vorgibt, überzeugt mit. Wir bleiben weiter gierig“, betont Linsmayer, dessen Position hart umkämpft ist. Der Ex-Lauterer Markus Karl (31) ist einer seiner Rivalen und war zuletzt oft nur Bankhalter. „Es gibt kaum ein andere Position in unserer Mannschaft, wo wir so gut besetzt sind“, beschreibt Linsmayer den Konkurrenzkampf mit Kapitän Stefan Kulovits, Manuel Stiefler und eben Karl. Gesetzt sind die Ex-Lauterer Marco Knaller (29), der zu einem der besten Torhüter der Liga wurde, und Andrew Wooten (27). Der Vollblutstürmer hat schon neun Saisontore auf dem Konto – fast so viele wie der gesamte FCK. Richard Sukuta-Pasu (26) ist der Sturm-Joker, Julian Derstroff (24) nach tollem Einstand durch eine neuerliche Verletzung mal wieder zurückgeworfen worden.

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