Kaiserslautern Betze-Geflüster: Eine Liebesgeschichte

Seine erste große Liebe vergisst man nicht. Für Hendrick Zuck fing alles an, als er sieben, acht Jahre war. Da nahm ihn sein Opa mit auf den Betzenberg und es passierte: Der Saarländer verliebte sich in den FCK. Er schlief in FCK-Bettwäsche, hatte FCK-Tapeten. Er bewunderte Fußballer wie Youri Djorkaeff, und wenn er in Großrosseln mit dem Ball über die Wiese flitzte, träumte er vom Stadion. Seit er drei war, versuchte er sein Glück mit der Kugel, die sich mal schwerer, mal leichter beherrschen ließ. Er übte in seinem Heimatverein, durchlief sämtliche Jugendmannschaften, wechselte mit 13 nach Neunkirchen und als er 19 war, erfüllte sich sein großer Traum: Sein 1. FC Kaiserslautern wollte ihn. Zwei Jahre schwebte der Saarländer auf Wolke vier, dann wagte sein Brötchengeber den nächsten Schritt: Zuck wurde Profi und schwebte auf Wolke sieben. Alles, was er investiert hatte, schien sich gelohnt zu haben. Er hatte den Schritt geschafft, von dem so viele junge Fußballer träumen, den aber nicht viele schaffen. Sein Geheimnis: „Jeden Tag hart an sich arbeiten. Jeden Tag Vollgas geben. Nie weniger als 100 Prozent. Es sind Kleinigkeiten, die fehlen“, sagt er. Und gibt zu, dass der Sprung nach oben groß war. „Körperlich muss man direkt zulegen. Es war schon anstrengend. Aber der Körper gewöhnt sich dran.“ Zuck wusste, woran er arbeiten musste. „Ich war im Zweikampf nicht so präsent. Und man muss auch erstmal das Tempo mitgehen. Viele schaffen das Tempo nicht.“ Doch er lernte viel. Von Franco Foda zum Beispiel, der ihn „hochholte“, aber auch von Christian Streich und Torsten Lieberknecht. „Die haben auch ihre Qualitäten und haben viel Ahnung von Fußball.“ Hendrick Zuck genoss die Zeit mit seiner großen Liebe. „Es war eine tolle Zeit.“ Nicht nur, weil er direkt spielte, als er ins Profiteam kam. Er denkt auch gern an seine alte Truppe zurück, an Jungs wie Denis Linsmayer, Willi Orban, Dominique Heintz, Julian Derstroff. Mit denen hält er immer noch Kontakt, auch wenn sie mittlerweile in alle Winde zerstreut sind. Aber dank Whatsapp sind sie doch verbunden, und ab und zu treffen sie sich. Meistens im Saarland, in Saarbrücken, in der Nähe von dem, der sich wegen seiner Herkunft doch die eine oder andere Frotzelei anhören durfte. Zuck freut sich, wenn er daheim sein kann. „Ich vermisse meine Freunde und meine Familie. Wenn ich drei, vier Tage frei habe, fahr ich her. Aber fünf Stunden Fahrt ist schon ein Stück.“ Inzwischen fühlt er sich wohl in Braunschweig. „Am Anfang der Runde war es schwer, aber es läuft wieder.“ Zuck spielt regelmäßig, am liebsten rechts vorne. Und am Sonntag kommt er in sein Stadion, trifft seine erste Liebe, die er nie vergessen hat. Auch wenn er von den Spielern keinen mehr kennt, nicht mehr in FCK-Bettwäsche schläft und nach dem Spiel gleich wieder gen Braunschweig fahren muss, weil es am Mittwoch schon weiter nach Fürth geht, ist es doch was Besonderes, das Stadion und den Verein zu sehen, mit dem ihn sein Opa damals zusammengebracht hat. „Weggehen war nicht einfach“, sagt er, und fügt dann leise hinzu: „Ich wollte ja eigentlich gar nicht weg.“

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