Kaiserslautern Berliner Bildungsangebot

Das Humboldt Forum im wiederaufgebauten Berliner Schloss soll nach dem Willen der Gründungsintendanten ein Ort des Lernens und Weltverstehens werden. Gründungsintendant Neil MacGregor stellte gestern zusammen mit Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp das mit Spannung erwartete Konzept für das ambitionierte Kulturzentrum vor.

„Die Museumssammlungen dienen als Basis für ein Verständnis der Verflechtungen der Welt und ermöglichen es uns – dem Humboldtschen Geist entsprechend – die Welt als Ganzes zu denken und zu verstehen“, sagte Gründungsintendant McGregor. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte das Forum als „Weltkulturmuseum“. Es sei das „derzeit ambitionierteste Kulturvorhaben“ in Deutschland. Sie hob hervor, dass das Forum dem Thema Religion breiteren Raum geben wolle als ursprünglich geplant. Dies sei „sehr weise und richtig“, etwa mit Blick auf den Terrorismus und die Konflikte im Nahen Osten. Zudem mache das Forum die koloniale Herkunft seiner Exponate zum Thema. Damit setze es auch für andere Museen „Maßstäbe für die Auseinandersetzung mit der eigenen Sammlungsgeschichte“. Das Humboldt Forum soll Ende 2019 im rekonstruierten Berliner Schloss öffnen. Für den Wiederaufbau der Preußen-Residenz sind 590 Millionen Euro veranschlagt. Kunst und Kultur aus nicht-europäischen Ländern werden Schwerpunkte der Dauerausstellung bilden. Noch vor seinem Einzug zeigt das Humboldt Forum seine erste Ausstellung. Unter dem Titel „Extreme! Natur und Kultur am Humboldtstrom“ stellt sie am Beispiel von Peru vor, wie künftig Wechselbeziehungen, etwa von Umwelt und Religion, präsentiert werden. Die Schau ist bis 26. Februar 2017 in der „Humboldt Box“ zu sehen. Der Übergangsbau informiert auch über den laufenden Wiederaufbau des Schlosses und die geplante Nutzung. Vor diesem Hintergrund sei das Humboldt Forum „kein herkömmliches Museum“, sondern in besonderer Weise „ein Bildungsangebot“, erklärte die Kulturstaatsministerin und stellte sich hinter die Empfehlung der Forums-Spitze, auf Eintrittsgeld zu verzichten. Der britische Museumsexperte Neil MacGregor erklärte, ein kostenloser Eintritt führe nach Erfahrungen etwa in London dazu, dass die örtliche Bevölkerung ein Museum stärker nutze. Er bezeichnete die unentgeltlich zugängliche Peru-Schau als „Probebühne“ für die künftige Dauerausstellung. Als weitere Projekte in der „Humboldt Box“ kündigte er Ausstellungen zu den Themen „Kindheit“ und „Gold“ an. Der Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp, der wie der Archäologe Hermann Parzinger der Gründungsintendanz angehört, hob die Tradition des Forums im Bildungsbegriff der Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt hervor. Beide Berliner Entdecker und Naturwissenschaftler hätten bereits im 19. Jahrhundert gezeigt, wie förderlich eine von Originalobjekten ausgehende Wissensvermittlung sei. |dpa/kna

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