Kaiserslautern Auch ohne Schule keine Langeweile

Das freundliche „Hallo, Herr Joerg“, wenn er morgens gegen sieben das Schulhaus betrat, wird er vermissen. Gerne erinnert sich der Schulleiter der Kurpfalz-Realschule plus an den Gruß, den ihm Schüler, die von weit herkamen, in aller Frühe entgegenbrachten. Doch die freundliche Geste liegt für ihn schon einige Monate zurück.

„Mir fällt es nicht leicht“, sagt Michael Joerg wenige Tage vor seiner Verabschiedung im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Gesundheitliche Gründe waren es, die ihn zweimal aus dem beruflichen Alltag warfen. Jetzt sieht er mit 61 Jahren dem vorzeitigen Ruhestand entgegen. Nach 35 Jahren im Schuldienst, davon fast 20 Jahre in Leitungsfunktion, beginnt für den ehemaligen Schüler des Rittersberggymnasiums, der in Trier Anglistik und Germanistik studiert hat, ein neuer Lebensabschnitt. Seine berufliche Laufbahn begann Michael Joerg nach dem Referendariat 1981 an der Schillerrealschule in Frankenthal. 14 Jahre später wurde er Rektor der Schule. „Mit 1300 Schülern zählte sie bundesweit zu den größten Realschulen.“ Der schmerzhafte Verlust seiner Frau mag mit dazu beigetragen haben, dass Michael Joerg 2001 eine Stelle als Konrektor an der Kurpfalz-Realschule antrat. Mit dem Wechsel von Frankenthal nach Kaiserslautern war er seinem Lebensmittelpunkt in Stelzenberg wieder ein Stück näher. Als Rektor der Kurpfalz-Realschule leitete er seit 2007 die Bildungseinrichtung mit über 700 Schülern und 60 Lehrern im südlichen Stadtwald. „Es war eine gute Zeit“, sagt Michael Joerg und schließt die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zur IGS Bertha von Suttner mit ein. An der Kurpfalz-Realschule fand er ein engagiertes Kollegium vor. Mit ihm zusammen verbesserte er die Außendarstellung der Schule. Eine Homepage wurde konzipiert, eine Bläserklasse eingerichtet, Schulmusiktage wurden initiiert. Klassen beteiligten sich mit Arbeiten aus dem Kunstunterricht beim Kulturmarkt und bei Ausstellungen im Rathaus. Zum Schuljahresanfang wurden Methodentage eingeführt, zur Klärung von Problemen „Klassenklimakonferenzen“ abgehalten. Zugute kam dem Pädagogen ein viersemestriges Masterstudium „Schulmanagement“, das er mit 50 Jahren als Fernstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern absolvierte. Neben vielen neuen Ideen hat es ihm „einen anderen Blick auf Schule“ gebracht. Die Schulstrukturreform, die 2009 die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule zur Realschule plus forderte, sei für Schulleitung und Kollegium eine Herausforderung gewesen. „Ständig neue Verwaltungsvorschriften mussten umgesetzt und mit Leben gefüllt werden“, erinnert sich der Rektor und spricht von einem „Mammutwerk“. Die Reform brachte es mit sich, dass zwei Zeugnisse, je nach Schulabschluss das der Berufsreife und der Mittleren Reife, auszustellen waren. Wegen der beiden berufsbildenden Schulen vor Ort sei die für die Realschulen plus vorgesehene Fachoberschule politisch nicht durchsetzbar gewesen, so Joerg. Als nicht unproblematisch bezeichnet er die Zusammenführung von Kollegen aus Hauptschule und Realschule. „Auf beiden Seiten gab es Widerstände.“ Auch hätten ab dem Zeitpunkt die Probleme mit Schülern zugenommen, verweist er auf eine steigende Anzahl von Schulverweigerern, mangelnde Leistungsbereitschaft und Disziplinschwierigkeiten. Auch gab es Zeiten, in denen sich Joerg wegen Unterbesetzung der Schulleitung an der Schule alleine gelassen fühlte. Den Schulalltag vergleicht Michael Joerg mit einem symbolischen Blick auf die Alpen. Leider seien die Gipfel kleiner, die Täler größer geworden. „Erfolgserlebnisse haben nachgelassen“, bedauert er die Entwicklung. Wichtig im Miteinander der Schulgemeinschaft war ihm stets die gegenseitige Wertschätzung. Die Zeit nach der Schule wird für Michael Joerg nicht langweilig werden. Der Fan von Popgruppen wie „Genesis“ und „Pink Floyd“ schwärmt von seinem hochwertig eingerichteten Musikzimmer, seiner Uhrensammlung und vielen Büchern, die er sich zu lesen vorgenommen hat. Außerdem ist da noch der dreijährige Niklas, sein Sohn aus zweiter Ehe, dem er ein guter Vater sein will.

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