Betze-Geflüster Als Oliver Schäfer täglich mit dem Moped zum Bahnhof fuhr

„Ich treibe ihn da gerade vom Tor weg“, beschreibt Oliver Schäfer, damals beim FC Freiburg, die Szene aus dem Zweitligaspiel im
»Ich treibe ihn da gerade vom Tor weg«, beschreibt Oliver Schäfer, damals beim FC Freiburg, die Szene aus dem Zweitligaspiel im Niedersachsenstadion gegen Hannover 96, in der er Patrick Grün »jagt«.

Oliver Schäfer ist ein Dorfkind, daraus macht er keinen Hehl und er ist auch stolz drauf. „In Lahr bin ich nur geboren, weil da das Krankenhaus war“, erklärt er, warum als sein Geburtsort ein anderer Name kursiert. Der heutige Athletiktrainer des FCK ist beim VfR Allmannsweier aufgewachsen und wollte nie woanders spielen. „Weil die uns immer beleidigt haben, als Bauern abgestempelt“, sagt er.

Schäfer blieb seinem Heimatverein treu, durchlief alle Jugendmannschaften, spielte Bezirks- und Südbadische Auswahl und lehnte Angebote von umliegenden Vereinen wie Offenburg oder Lahr ab. „Ich habe gesagt, für mich kommt es nicht in Frage, dass ich zu einem Verein wechsle, der mich vier Jahre lang beleidigt hat.“ Schäfer blieb da konsequent – bis sich eines Tages der FC Freiburg bei ihm meldete. „Die haben immer die Spiele der Südbadischen Auswahl beobachtet.“ Schäfer war damals im letzten A-Jugend-Jahr. „Kreisliga C, unterste Klasse.“ Das erste A-Jugend-Jahr verbrachte er beim VfR Allmannsweier, „dann bin ich nur fürs letzte A-Jugend-Jahr von der tiefsten in die höchste Juniorenklasse gewechselt zum FC Freiburg.“

Für Oliver Schäfer war das „fast schon eine Weltreise“ in die Großstadt, 45 Kilometer von seinem Heimatort entfernt. Weg vom beschaulichen Allmannsweier, das damals rund 850 Einwohner hatte. „Ich habe mir das vorher mal angeschaut und gesagt, das ist weit weg, wenn ich mal wohin wechsle, dann dahin, weil mit denen hatte ich vorher keinen Krach.“

Zwei Jobs, wenig Schlaf

Der Preis, den er für den Schritt in die große, weite Welt zahlte, war hoch. Schäfer machte gerade eine Ausbildung als Werkzeugmacher, arbeitete in Lahr. „Ich bin mit meinem damaligen Moped zur Arbeit gefahren, anschließend nach Lahr an den Bahnhof. Das habe ich dann da abgestellt, bin dann mit dem Zug nach Freiburg gefahren, dort wurde ich abgeholt, zum Training gefahren, nach dem Training zum Bahnhof ... Es war eine sehr anstrengende Zeit“, gibt er heute zu. „Meine Ausbildung ging morgens um 7 los, war um 4 zu Ende. Um 16.30 ging der Zug, raus aus den Arbeitsklamotten, rauf aufs Moped, rein in den Zug nach Freiburg, dann bist Du irgendwann abends um 20.30 Uhr wieder nach Hause gekommen, hast meistens noch Abendbrot gegessen und bist tot ins Bett gefallen.“ Die harte Zeit habe ihn geprägt, aber auch Spaß gemacht. „Man wusste, wo das Geld herkommt – vom Arbeiten. Sowohl beim Fußball, als auch im Beruf.“ Geld gab es in Freiburg damals so gut wie nicht. „Mir wurde die Zugfahrkarte bezahlt, und es gab noch ein bisschen Spritgeld, 100 D-Mark, Fußballschuhe und das war’s.“

Zwei Jahre Oberliga

Schäfer wurde Kapitän, wegen seiner Tugenden, „Wille, Disziplin, Ehrgeiz, Kampf, nicht aufgeben, gewinnen wollen, auf sowas stand der Trainer, Herr Laule.“ Nach dem Jahr in der A-Jugend fand sich der Allmannsweierer in der ersten Mannschaft des Freiburger FC wieder, spielte zwei Jahre in der Oberliga, damals die dritthöchste Klasse. Schäfer blieb bodenständig, wohnte weiter daheim bei seinen Eltern in Allmannsweier, machte seine Ausbildung fertig, arbeitete als Werkzeugmacher. Dann kam ihm sein Arbeitgeber entgegen, bot ihm an, die Arbeitszeit auf 6 Stunden zu reduzieren. Schäfer nahm dankend an, arbeitete von 8.30 bis 15 Uhr, fuhr noch mal kurz nach Hause und dann erst zum Zug. „Ich habe dann noch ein zweites Jahr dort gespielt. War eine supertolle Zeit mit tollen Fußballern, die auch schon Zweite oder Erste Liga gespielt hatten“, schwärmt er.

Anruf von Achim Stocker

Nach zwei Jahren Herren beim FC Freiburg wurde der Arbeiter vom Dorf von Achim Stocker entdeckt. Der Präsident des SC Freiburg stand bei den Spielen des FC immer wieder in der Kurve. Und irgendwann klingelte Schäfers Telefon. Achim Stocker wollte sich mit ihm treffen. „So bin ich zum Sportclub Freiburg gekommen. Das war auch eine tolle Zeit, hat wirklich Spaß gemacht, Zweite Bundesliga zu spielen.“ Der Fußballer gab seinen Handwerksberuf auf, war dann „nur“ Profi. Zwei Jahre blieb der heimatverbundene Fußballer dort, wurde im zweiten Jahr Kapitän. „Ich glaube, ich war damals sogar jüngster Kapitän der zweiten Mannschaft mit 21“, erzählt er.

Dann war da dieses legendäre Freundschaftsspiel in der Vorderpfalz gegen den 1. FC Kaiserslautern. Der auf ihn aufmerksam wurde. „Ich hab damals im Mittelfeld einem die Waden abgebissen, dann kam der Anruf von Kalli und der hat gesagt, solche Typen brauche ich hier in der Pfalz.“ 1991 unterschrieb der heute 53-Jährige beim FCK, verließ sein Elternhaus. „Ich bin hier glücklich geworden und fühle mich hier zuhause. Ich bereue nichts“, sagt er. Mittlerweile ist Kaiserslautern zu seiner Heimat geworden. Wenn er nach Allmannsweier fährt und seine Mutter besucht, freut er sich zwar immer noch, wenn sie ihm eine „Schwarzwälder Kirsch“ bäckt, Schäufele serviert, er seine Geschwister und Freunde sieht, die auch zum Spiel am Samstag beim SC kommen, „aber Wein haben wir ja in der Pfalz auch ganz guten“.

Maria Huber
Maria Huber

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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