Kaiserslautern Alles vom Torwart bis zum Stürmer

Im Spiel um Platz drei gegen Russland führten Kevin Schley (Nummer 9) und das deutsche Team bei der Gehörlosen-WM in Thailand sc
Im Spiel um Platz drei gegen Russland führten Kevin Schley (Nummer 9) und das deutsche Team bei der Gehörlosen-WM in Thailand schon mit 3:1, unterlagen aber noch mit 3:4. Die Enttäuschung war riesengroß.

Die Enttäuschung saß zunächst tief: Mit der deutschen U18-Nationalmannschaft wollte der aus Martinshöhe stammende und in Bruchmühlbach-Miesau wohnende Kevin Schley Anfang Dezember in Thailand eigentlich Weltmeister werden. Doch bei der Futsal-WM der Hörbehinderten sprang für die Deutschen nur der undankbare vierte Platz heraus.

„Nach ein, zwei Tagen war aber alles wieder gut“, sagt Schley am Telefon im Rückblick auf die erste Enttäuschung nach dem gegen Russland mit 3:4 verlorenen kleinen Finale um Platz drei vor eineinhalb Wochen. Am Telefon deshalb, weil sein Zuhause derzeit unter der Woche Freiburg im Breisgau ist. Im dortigen Bildungs- und Beratungszentrum für Hörgeschädigte Stegen besucht der 17-Jährige die elfte Klasse und hat fest vor, „hier auch in zwei Jahren mein Abitur zu machen“. Davor hatte Schley, der in Bruchmühlbach bei seiner Oma lebt, 13 Jahre lang in der Augustin-Violet-Schule in Frankenthal die Schulbank gedrückt. „Aber da ist mit der Mittleren Reife ja Schluss“, stellt er fest. Schley ist von Geburt an hörbeeinträchtigt und trägt zwei Hörgeräte. „Beim Gehörlosensport darf man mitmachen, wenn man einen Hörverlust von mindestens 55 Dezibel hat“, erklärt er. Mit dem Kicken fing Schley 2006/07 in Schöntal an, spielte schon mal in Neustadt und seit 2010 für den SV Nanzdietschweiler. In dem seit 2012/13 fusionierten JFV Westpfalz läuft er im A-Jugend-Kreisliga-Team als Innenverteidiger auf. „Bei der Position bin ich aber flexibel, ich kann ja unter der Woche nicht ins Training kommen“, sagt Schley. Während der Woche trainiert er deshalb in Freiburg beim Gehörlosen-Sportverein (GSV) Freiburg mit. „Da bin ich eher offensiv und im Sturm unterwegs. Wenn Not am Mann ist und kein Torwart da, aber schon auch mal als Ersatztorwart“, meint er lachend. Für die Gehörlosen-Jugend gibt es allerdings keine eigene Liga. „Wir haben übers Jahr drei Turniere: einmal Futsal, einmal auf dem Groß- und einmal auf dem Kleinfeld. Und wir Freiburger sind da immer gut dabei“, erklärt er. Bei seinen ersten deutschen Meisterschaften (Schley: „2014 oder 2015, glaub’ ich“) fiel sein Talent dem Bundestrainer auf. Eine deutsche Jugend-Nationalmannschaft der Hörbehinderten gibt es laut Schley erst seit zwei Jahren, die U18-WM in Thailand war die erste ihrer Art. Gleich in drei Trainingslagern auf Borkum, in Duisburg und in Sinsheim mussten sich Schley und die anderen WM-Kandidaten beweisen. Schley war schließlich einer der elf glücklichen Feldspieler (und dritter Ersatztorwart), die am 22. November im WM-Flieger gen Thailand saßen. Die Vorrunde in Bangkok lief dann ganz gut für die Deutschen. 1:1 gegen Russland, 5:3-Sieg gegen Thailand und 6:3-Erfolg über Kasachstan. Gegen die Gastgeber steuerte Schley sogar einen Treffer zum Sieg bei. „Und im Halbfinale gegen Schweden haben wir gut gespielt, sogar 1:0 geführt und dann unglücklich 1:2 verloren“, hadert Schley besonders mit den Schlussminuten der zweimal 20 Minuten Spielzeit. „In der letzten Minute haben wir noch den Torwart für einen Extra-Spieler vom Feld geholt – und zehn Sekunden vor Schluss den Ball noch mal ans Lattenkreuz genagelt“, unterstreicht er. Auch das Spiel um Platz drei, wieder gegen Russland, fing zunächst wirklich gut an. „Wir haben auch da 3:1 geführt, aber viele Chancen vergeben“, weiß Schley, warum die Russen noch mal zurückschlagen konnten. „Der Frust war hinterher groß, die Stimmung in der Kabine gedrückt. Schließlich sind wir mit dem Ziel hingefahren, Weltmeister zu werden“, verdeutlicht er. Trotz der Enttäuschung war es für Schley, der 2015 schon bei einer U18-Europameisterschaft der Leichtathleten dabei war (Kugelstoßen, Hochsprung, Staffel), ein tolles Turnier. „Ich fand das ’ne coole Sache. Wir waren eine tolle Truppe und haben uns richtig gut verstanden“, betont Schley. Fürs kommende Jahr 2018 hat er zwei Dinge im Blickfeld: Erstens beginnt er dann in Freiburg die gymnasiale Oberstufe mit den Schwerpunktfächern Sport und Biologie – und zweitens steigt auch die U21-Europameisterschaft in Schweden. „Ich bin da zwar sicher einer der Jüngsten, aber ich wäre schon gerne wieder dabei“, sagt er.

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