Kaiserslautern „Alles ist erlaubt“

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Die deutsche Popband Gleis 8 meldet sich nach drei Jahren mit neuem Album und neuer Tour zurück. Am Samstag ist das Trio Manne Uhlig, Timo Dorsch und die ehemalige Rosenstolz-Hälfte AnNa R., bürgerlich Andrea Neuenhofen, in der Kammgarn zu Gast. Vorab sprach die Sängerin über Herausforderungen, Schicksalsschläge und Neubeginn.

Frau Neuenhofen, 2012 haben Sie das Kapitel „Rosenstolz“ vorerst geschlossen, weil Sie auf der Suche nach neuen Herausforderungen waren. Wie hat die Band Gleis 8 Sie neu gefordert?

Naja, zuerst einmal waren wir zu viert, das heißt vier Meinungen, vier verschiedene Musikvorstellungen und vier verschiedene Herangehensweisen an die Musik. Ich habe mich unter ganz neuen Voraussetzungen in den Arbeitsprozess involviert, und wir haben innerhalb der Band viel mehr diskutiert – nur dass ich jetzt schneller überstimmt werden kann (lacht). Kam eine Solokarriere für Sie nicht infrage? Nein, das tatsächlich nicht. Ich bin ein absoluter Team-Player. Es macht mir überhaupt keinen Spaß, Dinge alleine zu machen, außer vielleicht zu relaxen oder zu lesen. Ansonsten brauche ich immer einen Gegenpol, mit dem ich spielen kann. Bei der Bandgründung 2013 wussten Sie alle Vier noch nicht, wohin die musikalische Reise gehen sollte. Sind Sie heute in dieser Hinsicht angekommen? Angekommen sind wir sicherlich noch nicht. Wir haben uns jetzt vom ersten zum zweiten Album, wie ich glaube, ein klein bisschen weiterentwickelt. Allerdings gibt es bei uns keine klare Richtung, da ist wirklich alles erlaubt. Man kann auch die dämlichsten Vorschläge haben, und es wird trotzdem ausprobiert. Ob die Idee in den Grenzen des Pop funktioniert, wird sich hinterher herausstellen. Aber das muss es auch gar nicht. Also es wird keine Heavy-Metal-Platte von uns geben, das kann ich mit Sicherheit sagen (lacht). Aber ansonsten ist erst mal alles erlaubt. Auf dem Album befindet sich auch ein Cover und zwar kein Geringeres als Rammsteins „Engel“. Wie passt der Song zum restlichen Material der Platte? (Lacht) Es war ein Experiment. Wir haben bei einem unserer Treffen ganz zufällig Rammstein im Hintergrund laufen lassen und fanden es eine lustige und gewagte Idee. Ich wollte herausfinden, ob es für eine Frau überhaupt möglich ist, einen Rammstein-Song zu singen. Zumal wir auch aus Berlin sind und ich mit einem der Bandmitglieder befreundet bin. Insofern liegt das gar nicht so weit entfernt. 2014 hat die Band ihren Saxophonisten Lorenz Allacher an den Krebs verloren. Das neue Album „Endlich“ wurde entsprechend als ein sehr persönliches angekündigt. Wie prägend war der Tod Ihrer Freundes und Kollegen für die Entstehung der Platte? Beziehungsweise: Wäre das Album genauso oder ähnlich ausgefallen, wenn Herr Allacher noch leben würde? Ehrlich gesagt, ja. Wir haben mindestens ein Drittel der Platte noch zu viert geschrieben, und Lorenz war immer dabei und hat seinen Senf dazugegeben. Aber wenn so eine Krankheit im Raum steht, dann verarbeitet man das, glaube ich, ganz automatisch in der Musik, ohne groß darüber nachzudenken. Es sind also mehrere Songs auf dem Album, die von dieser schweren Zeit erzählen. „Lied zum Schluss“ ist tatsächlich der letzte Song, an dem wir noch alle zusammen gearbeitet haben und für den wir glücklicherweise Demoaufnahmen von Lorenz’ Bläsern hatten, die jetzt auf der Platte zu hören sind. „Alles auf Anfang“ heißt der Opener des Albums mit Textzeilen wie „Alte Freunde, neues Glück, gehen nach vorne und nicht zurück“. Beginnt mit der Tour im April nun auch ein Neustart für die Band? Da liegen Sie nicht ganz falsch. Das Lied war tatsächlich schon auf der letzten Tour 2013 der Opener, damals aber noch ohne Text. Und dann haben wir uns dafür entschieden einen Song daraus zu machen, in dem wir das verarbeiten, was wir bisher erlebt haben – die erste Platte, die erste Tour, und so weiter. Das hatte also mit den späteren Tragödien noch gar nichts zu tun, passt aber nun auch gut dazu. Was dürfen die Lauterer Gleis-8-Fans von Eurem Besuch erwarten? Schwer zu sagen. Wir haben noch nie in Kaiserslautern gespielt und sind sehr sehr gespannt, wie die Kaiserslauterianer überhaupt so drauf sind. Wir hoffen natürlich, dass die neuen Songs live gut ankommen. Aber ich denke, das wird alles sehr lustig und wahrscheinlich recht kuschelig. Danke fürs Interview. (kkv/Archivfoto) Konzert Am Samstag, 23. April, 20 Uhr, im Kasino des Kulturzentrums Kammgarn; Karten im Vorverkauf etwa bei Thalia und Pop-Shop, daneben Abendkasse.

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