Kaiserslautern Alles für den Applaus

„Wo ich spiele ist mir egal. Hauptsache, es stehen 50.000 Leute davor.“ Für Johannes Oerding ist das Live-Spielen vor Publikum der Sinn seines Berufs. Am Freitag gastiert der Ausnahmemusiker auf Tour zu seinem dritten Album „Für immer ab jetzt“ in der Kammgarn. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Katharina Kovalkov hat sich mit ihm unterhalten.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Man kann schon sagen, dass ich immer mit Musik zu tun hatte. Als Sechsjähriger habe ich schon beim Karneval im Rheinland auf der Bühne gestanden und gesungen. Ich habe auch eine sehr musikalische Familie. Das heißt: Musik hat mich schon immer irgendwie umspielt und umgeben. Aber letztlich kam die Entscheidung für mich mit 16 oder 17 Jahren, als man mit der Schülerband über die lokale Ebene hinaus wuchs. Dann kamen die ersten Produzenten, und dann nahm das Ganze seinen Lauf. Sie haben auch früh den eigenen Sound gefunden und darauf bestanden, dass er genauso produziert wird. Woher kam dieses frühe Selbstbewusstsein? Ich hatte das Glück, dass ich frühzeitig Leute getroffen habe, die mir relativ schnell klargemacht haben, dass wenn du langfristig Musik machen willst, es nur so funktioniert. Dass du quasi deinen eigenen Weg findest oder erst einmal selbst herausfindest, was du machst, wer du bist, was du überhaupt sagen willst, und ob du überhaupt etwas zu sagen hast. Dazu gehört sehr viel Zeit und Geduld, und die hab ich dann bekommen. Und die Geduld hat sich offenbar ausgezahlt. 2013 haben Sie das Vorprogramm von Joe Cockers „Fire it Up“-Tour bestritten. Was haben Sie von dem Weltstar gelernt ? Joe Cocker hat es richtig gemacht: Er hat sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich auf die Musik und seine guten Songs. Er macht keine große Show, sondern ist ein Musiker, der mit Leidenschaft singt, und man kauft es ihm ab, weil er jeden Ton liebt, den er da singt. Und natürlich die Tatsache, dass man überhaupt in so einem Alter und trotz eines turbulenten Lebens, das er ja hatte, doch noch so auf der Bühne steht. Das ist für mich natürlich eine totale Motivation. Sie beschreiben sich als geborenen Live-Musiker. Was ist für Sie das Besondere am Live-Spielen? Das ist ganz schwer zu beschreiben. Es ist wie wenn man seine Klassenarbeit zurückbekommt, man hat eine Eins und kriegt noch Applaus obendrauf (lacht). Im Grunde genommen wollen Künstler, die auf der Bühne stehen, diesen Applaus ja auch haben, sonst würden sie nicht da stehen. Und wenn das dann passiert, und die Leute singen auch mit und erzählen dir sogar, dass die Musik ihnen hilft, dann bekommt der Beruf einen Sinn für einen selbst. Danke fürs Gespräch. (kkv/Archivfoto)

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