Kaiserslautern Ab nach Palermo an Ostern
Kulturell gesehen herrscht in Kaiserslautern so etwas wie Grabesruhe an Ostern – von wenigen Konzerten zum Thema abgesehen. Grund: Die meisten Veranstalter wähnen wohl ganz Kaiserslautern ferienbedingt in der Ferne. Ganz Kaiserslautern? Nein! Und für alle Unbeugsamen, die über die Feiertage in der Westpfalz ausharren und trotzdem Lust auf Ferne haben, hält die Pfalzgalerie ein passendes Angebot bereit. Es führt in den Süden.
Die Anziehungskraft des Südens auf Künstler ist Legende. Land, Licht und Leute zogen auch viele Pfälzer Kunstschaffende in entsprechende Regionen. Eines der Sehnsuchtsziele erster Güte – neben dem schönen Südfrankreich – war sicherlich Italien. Was Größen wie Hans Purrmann auf Ischia, Heinrich Bürkel und Albert Haueisen in Rom oder Otto Dill in Palermo, Syrakus und ebenfalls in der „Ewigen Stadt“ trieben, zeigt die 15 Blatt starke Schau aus dem Bestand „Italia – Amore mio“ im Oberen Foyer des Museums des Bezirksverbandes. Otto Dill, 1884 in Neustadt geboren und 1957 in Bad Dürkheim gestorben, war übrigens an Ostern des Jahres 1924 in Italien unterwegs. Seine drei in der Pfalzgalerie gezeigten Aquarelle aus Palermo, Syrakus und Rom entstanden genau zu dieser Zeit im April 1924. Überhaupt war Dill ein echter Weltenbummler: So bereiste der gelernte Verlagskaufmann und studierte Maler (München) neben Italien ausgiebig Frankreich, Spanien und Nordafrika. Seine Eindrücke von dort verarbeitete er künstlerisch – Hunderte von Löwendarstellungen trugen ihm dabei den Spitznamen „Löwen-Dill“ ein. Doch zurück zur aktuellen Italien-Schau. Technisch zum Teil meisterlich ausgeführt, deklinieren die Exponate die Facetten der Grafik durch: Von Kaltnadel, Tusche, über Lithographie, Aquarell bis zur Bleistiftzeichnung reicht die Bandbreite. Und auch die Stile sind vielgestaltig. Sie erstrecken sich von den beinahe fotorealistischen Bootsmotiven Haueisens über die nicht minder naturnahen Landschaften Purrmanns oder Dills bis zu den abstrahierten, postexpressionistischen Arbeiten der in den 1950er- Jahren auf Ischia tätigen deutschen Künstler Max Peiffer-Watenphul, Eduard Bargheer und Werner Gilles. Zusammen mit launigen Begleittexten von Brecht über Zola bis Bachmann, die Ausstellungskurator und Pfalzgalerie-Grafikexperte Heinz Höfchen den Bildern an die Seite gestellt hat, entsteht ein plastisches Bild des Landes, wo sprichwörtlich die Zitronen blühen und die rote Sonne bei Capri im Meer versinkt. Und wer es dann doch etwas kühler, abgeklärter, mystischer – sprich nördlicher – mag, dem sei die Ausstellung „Nordlicht“ mit den beeindruckenden Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Peter Lang in den Museumsräumen gleich nebenan empfohlen, der die ursprüngliche, urwüchsige Natur Islands und Phänomene wie das Nordlicht greifbar werden lässt. So nah liegen Nord und Süd in der Pfalzgalerie zusammen, so schön kann ein Kurzurlaub in der Heimat sein.