Kaiserslautern 75 Jahre Stamm Goten des Bundes der Pfadfinder (BdP) in Kaiserslautern

Das Singen kommt bei den Pfadfindern nicht zu kurz. Auf dem Foto sind (Mitte hinten) unter anderem Nicole Graf (mit Gitarre), Jo
Das Singen kommt bei den Pfadfindern nicht zu kurz. Auf dem Foto sind (Mitte hinten) unter anderem Nicole Graf (mit Gitarre), Johannes Huschens und Stammesführer Trevell Raiser zu sehen.

In der Gruppe leben, gemeinsam Erfahrungen sammeln und zusammen etwas erleben: Gründe, warum sich Jugendliche den Pfadfindern anschließen. Seit 75 Jahren ist der Stamm Goten des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) in Kaiserslautern eine beliebte Anlaufstelle für Jugendliche. Seit fünf Jahrzehnten dabei, hat Peter Krietemeyer viel zu erzählen.

Betritt man den Gruppenraum der Pfadfinder im Jugendhaus in der Augustastraße, schmücken eine stilisierte Lilie in den Farben Gelb und Blau, das Erkennungszeichen der Pfadfinder, und ein Wappen mit einem schwarzen Vogel auf rot-weißem Hintergrund, dem Stammesabzeichen, die Wände. „Tradition ist uns wichtig“, betont Krietemeyer. Dazu gehört die Kluft der Pfadfinder mit dunkelblauem Hemd, gelber Lilie auf der linken Brusttasche und dem Stammesabzeichen auf dem rechten Ärmel sowie ein blaues Halstuch mit gelbem Rand. Und wenn sich Pfadfinder die Hand reichen, tun sie das mit der Linken und mit verschränktem kleinen Finger. „Die Pfadfinderhand kommt vom Herzen.“

Seit 1975 haben die Pfadfinder ihren Treffpunkt im Jugendhaus. Jahre zuvor hielten sie ihre Gruppenstunden an wechselnden Orten in der Stadt ab. Seit 2003 steht ihnen zwischen Ostern und den Herbstferien zusätzlich die „Saatkamphütte“ in Nähe der Gaststätte „Quack“ für Gruppenstunden zur Verfügung. „Ein beliebter Treff mit Holzofen und Schlafplätzen unter dem Dach“, berichtet Krietemeyer. Die Jugendlichen schätzen die vom ehemaligen Revierförster Georg Himmer erbaute Hütte wegen ihrer Schlichtheit und ihrer Nähe zur Natur.

Corona hat den Pfadfindern neue Mitglieder beschert

„Pfadfinder zu sein ist eine Lebenseinstellung“, sagt Krietemeyer (67), ehemals Leiter des Referats Schulen bei der Stadtverwaltung. Dass sein Herz noch immer an der Pfadfinderei hängt, dafür sprechen seine Aufgabe als Pressewart und sein Engagement in der Mitgliederverwaltung. Corona habe den Pfadfindern zusätzlich neue Mitglieder beschert, verweist er auf insgesamt 130 Aktive, die als Wölflinge (sieben bis elf Jahre), als Pfadfinder (zwölf bis 16) und als Rover (ab 17 Jahren) dem Stamm Goten angehören. Der Anteil der Pfadfinderinnen sei ständig gewachsen und liege heute bei 50 Prozent.

Wie wichtig Krietemeyer die Pfadfinderei ist, belegen neben einer von ihm dokumentierten Stammeschronik für die Jahre 1948 bis 2018, mehrere gebundene Ausgaben des „Horstkuriers“ Stamm Goten Kaiserslautern. Eine regelmäßig erscheinende Dokumentation über das Leben der Pfadfinder in Kaiserslautern, deren Redaktion nun in den Händen von Julia Winicker liegt. War es Kurt Rössel, unter dem sich 1948 die ersten Pfadfinder in Kaiserslautern gruppierten, zeichnet derzeit Trevell Raiser als Stammesführer verantwortlich. „Unser Stamm ist Mitglied im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), einem interkonfessionellen Pfadfinderbund, der auch Mitglied in den beiden Weltorganisationen der Pfadfinderinnen und Pfadfinder ist“, so Krietemeyer. Drei Mitglieder hätten dieses Jahr beim internationalen Pfadfindertreffen, dem „25. World Scout Jamboree“ im August in Korea teilgenommen.

Große Fahrt nach Italien

So wichtig wie die Kluft ist den Pfadfindern das gemeinsame Zelten. Anzelten ist in der Regel an Pfingsten. Auf großer Fahrt waren 22 Pfadfinder in den Sommerferien in Italien. Zwischen Mailand und Turin haben sie 200 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Neben ihrem persönlichen Gepäck hätten sie Teile einer Kohte mit sich geführt, einem bei Pfadfindern beliebten Schwarzzelt zur Übernachtung, berichtet Krietemeyer. Wissen und Techniken, die sie bei Zeltlagern benötigen, sind Teil der Gruppenstunden, zu denen sie sich wöchentlich zusammenfinden. Sie üben den Aufbau von Zelten, lernen Pfadfindertechniken wie Knoten, den Bau von Feuerstellen und Latrinen. Gemeinsam wird die Natur erkundet und gewerkelt, wird gesungen, gekocht und gegessen. In Diskussionsrunden kommen aktuelle Themen zur Sprache.

Mit den Kaiserslauterer Pfadfindern der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), einem katholischen Pfadfinderverband, machen sich Mitglieder des Stammes Goten seit ein paar Jahren immer vor Weihnachten auf den Weg nach Speyer. Dort nehmen sie das Friedenslicht von Bethlehem entgegen und bringen es nach Kaiserslautern.

Zur Feier ihres 75. Jubiläums lädt der Stamm Goten für Samstag, 16 Uhr, ins Stadtmuseum in der Steinstraße 48 ein. Mit einem kurzweiligen Programm wollen die Pfadfinder dort einen Einblick in ihre Arbeit geben. Nach einem Kuchenbüffet und einem Unterhaltungsprogramm ist ab 18.30 Uhr gemeinsames Grillen angesagt.

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