Kaiserslautern 15 Manager und drei Bänke

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Einmal selbst mit anpacken und Flüchtlingen helfen: Mit diesem Wunsch haben sich 15 IT-Manager der Firma General Motors an Willi Schattner gewandt. Der Geschäftsführer des Arbeits- und Sozialpädagogischen Zentrums (ASZ) musste nicht lange überlegen. „Könnt ihr auch schrauben?“, war die erste Frage. Und ob die Manager das können: Drei Picknick-Bänke und eine Kinderbank stehen seit gestern vor dem ehemaligen Kreiswehrersatzamt.

„Arbeit gibt’s hier genug“, sagt Willi Schattner mit Blick auf das ehemalige Kreiswehrersatzamt, in dem seit August 96 Flüchtlinge untergebracht sind. Der Anruf der IT-Manager kam da gerade recht. Der Außenbereich des Gebäudes soll verschönert werden, berichtet Schattner, der den Managern vorschlug, Picknickbänke zusammenzubauen. Die waren von der Idee begeistert, und beim Aufbau deutlich schneller, als Schattner das erwartet hatte. „Wir hatten aber auch viel Hilfe“, berichten Reiner Schording von Opel Kaiserslautern und Florian Kosel von General Motors in Wien. Sobald die Manager – die meisten von ihnen studierte Ingenieure – ihre Werkzeugkoffer ausgepackt hatten, waren sie von Helfern umringt. Allen voran die Kinder, die ihre bunt gestrichene Picknick-Bank sofort in Beschlag nahmen. Gemeinsam anpacken – das war nicht zuletzt für die 15 Manager, die aus allen Teilen der Welt stammen und zurzeit auf einem Meeting in Kaiserslautern sind, eine gute Erfahrung, wie Schording vom Werk in Kaiserslautern berichtet. Seine Kollegen kennt der IT-Operationsmanager bisher hauptsächlich vom Telefon. Sie stammen von überall her: Ägypten, Polen, Ungarn, England, Südafrika, Spanien, Österreich, den USA und den drei deutschen Werken in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern. Als das Treffen in Kaiserslautern anstand, kam die Idee auf, sich vor Ort für Flüchtlinge zu engagieren, berichten Schording und Kosel und erzählen, dass ihr Unternehmen die Mitarbeiter im Rahmen der Aktion „GM Care“ dazu motiviere, sich sozial zu engagieren. Für Willi Schattner vom ASZ ist die Aktion ein guter Ansatzpunkt. Er hofft, dass sich in Zukunft mehr Firmen aus der Region für Flüchtlinge engagieren, sei es durch Praktikums- oder Arbeitsplätze, um die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern. „Das ist ein Thema, das uns die nächsten zehn bis 20 Jahre beschäftigen wird“, ist der Geschäftsführer sicher. Und wie war der Start im neuen Gebäude? „Schnell war er“, sagt Schattner. Innerhalb von vier Wochen seien alle Zimmer belegt gewesen. Die Menschen, viele aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Balkan, fühlten sich dort sehr wohl. „Sie können jetzt endlich zur Ruhe kommen“, berichtet Schattner. In der Regel würden die Menschen zwischen sechs und neun Monaten in den Unterkünften bleiben, während ihre Anträge bearbeitet werden. Das ehrenamtliche Engagement sei ebenfalls sehr gut angelaufen, die Menschen aus der Nachbarschaft beteiligen sich, berichtet Schattner. Die Möglichkeiten, wie sich ehrenamtlich helfen lässt, seien groß: Handwerksarbeiten, Kinderbetreuung, Sprachkurse und Patenschaften für Familien, nennt Schattner einige Beispiele. Weiter könnten Ehrenamtliche die Flüchtlinge bei vielen Dingen unterstützen: seien es Arztbesuche, Behördengänge, die Suche nach einem Praktikumsplatz oder einer Wohnung. Seit einer Woche laufe eine Fortbildung für die Ehrenamtlichen, an der 30 Menschen teilnehmen. Weil die Nachfrage so groß sei, werde es wohl eine Wiederholung des neunwöchigen Kurses geben. Darin werde alles thematisiert, was die Ehrenamtlichen bei der Hilfe für die Flüchtlinge betreffe, sagt Schattner. Als nächstes plant das ASZ, einen Kinderspielplatz auf dem Gelände anzulegen. „Wir können immer Hilfe gebrauchen“, sagt Schattner. Ein Teil der Hilfe steht an diesem Tag bereits vor der Tür: Zurzeit geben drei pensionierte Lehrerinnen Deutschkurse, einige andere haben bereits ebenfalls Hilfe zugesagt. Organisiert hat das Ganze Hildegard Lewark, die ehemalige Kolleginnen angesprochen hat, ob sie Kurse geben würden. Eine von ihnen ist Petra Koch, die sofort zusagte. „Damit können wir konkret helfen“, hofft die Lehrerin. (jtt)

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