Kaiserslautern 100 Jahre Caritas-Zentrum: Von der Suppenküche zur Beratungsstelle

Beate Schmitt nahm die Gäste der Jubiläumsfeier des Caritas-Zentrums mit auf launige eine Zeitreise.
Beate Schmitt nahm die Gäste der Jubiläumsfeier des Caritas-Zentrums mit auf launige eine Zeitreise.

Nur zwei Jahre nach seiner Gründung eröffnete der Caritasverband in der Diözese Speyer 1922 in Kaiserslautern eine Außenstelle. Damit war das Caritas-Zentrum geboren, dessen Zuständigkeit auch die Dekanate Donnersberg und Kusel umfasst. Gestern feierte es im Edith-Stein-Haus mit einer Zeitreise und einer Überraschung seinen 100. Geburtstag.

Angetan von dem großen Zustrom begrüßte der Vorsitzende des Caritas-Diözesanverbands Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer die Gäste. „Das ist heute ein großer Tag. Das Caritas-Zentrum ist 100 Jahre alt. Es hat sich der wichtigen Aufgabe verschrieben, Menschen in Not zu helfen.“ Caritas bedeute nicht nur, dem Einzelnen zu helfen, sondern auch gesellschaftliche Missstände zu beheben. Dazu benötige es Kooperationspartner auf breiter Ebene. „Es ist eine großartige Aufgabe, die in Kaiserslautern seit 100 Jahren geleistet wird“, sagte Hundemer, dankte den Mitarbeitenden und gab dem Wunsch Ausdruck, „dass die Arbeit zum Wohle der Menschen auch in den nächsten 100 Jahren fortgesetzt werden kann“.

Nach einer kurzen Andacht löste Beate Schmitt, Leiterin des Caritas-Zentrums, Karl-Ludwig Hundemer auf der Bühne ab. Sie lud die Gäste zu einer Zeitreise von den Anfängen des Caritas-Zentrums bis heute ein. Dabei verpackte sie die Informationen mit rhetorischer Gewandtheit so unterhaltsam, dass der Ausflug in die Vergangenheit einem kurzweiligen Spaziergang glich.

1922 öffnete das Caritas-Sekretariat seine Türen

Die Zeiten waren hart als das Caritas-Sekretariat, wie es damals hieß, 1922 seine Türen öffnete. Hunger, Geldnot und Arbeitslosigkeit gaben in weiten Teilen der Bevölkerung den Ton an. Die ins Leben gerufene Suppenküche sollte den Hunger mildern. Mitarbeitende des Caritas-Zentrums tauschten ihren Schreibtisch gegen die Kulisse des Elmsteiner Bahnhofs, verwandelten diesen in eine Suppenküche und schlüpften in altertümliche Kleidung.

Schnell habe sich herumgesprochen, dass das Caritas-Sekretariat Hilfe für Ratsuchende biete. „Bald war der erste Sekretär, Kaplan Eisner, mit der Resonanz überfordert, und so gab es 1929 Verstärkung durch eine Fürsorgerin namens Anna Friedrich“, berichtete Beate Schmitt. „Sie kam frisch von der sozialen Frauenschule in Freiburg und ging für 200 Mark im Monat dem Kaplan und seinen Nachfolgern zur Hand.“ Der Aufgabenbereich habe sich erweitert um Erholung für Kinder, Stellenvermittlung und Trinkerfürsorge.

Unter den Nationalsozialisten gelitten

Auch die 1930er Jahre waren nicht einfach. Die Caritas habe darunter leiden müssen, dass die Nationalsozialisten die Wohlfahrtsverbände zurückgedrängt haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei der Kaiserslauterer Bahnhof durch seine zentrale Lage in der Pfalz stark frequentiert gewesen. Umso wichtiger sei die Bahnhofsmission, die von der Caritas mitbegründet worden war, gewesen, als Anlaufstelle für rückkehrende Soldaten und Flüchtlinge.

„In den 1960ern ging es wirtschaftlich bergauf. Die Zeit des Wirtschaftswunders war da. Gastarbeiter wurden gebraucht. Sie kamen aus Portugal, Italien und Kroatien. Damals wurde die muttersprachliche Beratung gestartet, die in den 1990ern in die Migrationsberatung für Erwachsene überging.“ Die 1970er brachten einiges ins Rollen, denn vieles hat sich geändert: die Rolle der Frau, sexuelle Befreiung, antiautoritäre Erziehung und die Reform des Paragrafen 218. „Dem haben wir uns angepasst und unser Beratungsangebot entsprechend erweitert“, so Schmitt. Das Reagieren auf gesellschaftliche Veränderungen habe sich das Caritas-Zentrum auf die Fahne geschrieben und sich deswegen auch nicht der digitalen Transformation verschlossen. „Mittlerweile ist auch digitale Beratung in allen Bereichen möglich“, sagte Beate Schmitt und schlug die Brücke zum Blended Counceling, das meilenweit von der anfänglichen Fürsorge entfernt scheint, aber letztendlich dem gleichen Ziel dient: Menschen in Not zu helfen, Lösungen und Antworten auf Probleme zu finden.

Amüsante Überraschungseinlage

Damit schloss sich die Zeitreise, die sich als aufschlussreicher Abstecher in die Vergangenheit entpuppte und gab Raum für Grußworte.

So würdigten der Kaiserslauterer katholische Dekan Steffen Kühn und sein evangelischer Kollege Richard Hackländer die Arbeit des Caritas-Zentrums als wertvollen gesellschaftlichen und kirchlichen Beitrag. Bürgermeisterin Beate Kimmel dankte für das Einbringen wichtiger Impulse in den Arbeitskreisen, in denen auch die Caritas vertreten ist.

Bevor es der offizielle Teil des Festakts in den geselligen mündete, gab es noch eine amüsante Überraschungseinlage. Michaela Koch von der Verwaltung war in das Gewand einer Putzfrau geschlüpft, die seit 100 Jahren den Staub aus den Caritas-Büros vertreibt. Mit Temperament und Witz wirbelte sie Heiterkeit durch den Saal und sorgte für einen rasanten Übergang zum anschließenden Umtrunk.

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