Kaiserslautern Zum Auftakt ein Abschied

Heimat zahlreicher Chöre in verschiedenen Altersstufen: die Marienkirche in Kaiserslautern.
Heimat zahlreicher Chöre in verschiedenen Altersstufen: die Marienkirche in Kaiserslautern.

In der Marienkirche wird weiter gefeiert: Stand die jüngste Saison 2017/18 ganz im Zeichen des Jubiläums 20 Jahre Orgelverein und des 125-jähriges Bestehen der Marienkirche – mit ihrem 92 Meter hohen Turm übrigens das höchste Gebäude der Stadt –, steht heuer wieder ein besonderes Fest an: Der Chor der Marienkirche wird 125 Jahre alt und gehört somit neben dem hiesigen Musikverein zu den ältesten Kulturträgern der Pfalz.

Am 21. November 1893 wurde der „Pfarrcäcilienverein der St. Marienkirche“ mit immerhin 83 Vokalisten gegründet. Meilensteine der Entwicklung – unterbrochen und gebremst von beiden Kriegen – waren einmal die Leitung durch den SWR-Rundfunkdirigent Emmerich Smola: Unter seiner Ägide führte der Chor bedeutende Werke der Musica Sacra auf. Seit 1958 wird der Chor von hauptamtlichen Kantoren geleitet, es entsteht eine Tradition der Aufführung von Orchestermessen, zusammen mit dem Orchester des Pfalztheaters und professionellen Solisten. Nach Kantor Raimund Mattern übernimmt bis heute der aus dem Bodensee-Raum stammende und dort in Langenargen nach seinem Studium in Stuttgart tätige Siegmar Junker den Klangkörper. Ein weiterer Meilenstein war die Gründung des Orgelvereins „Pro Musica Sacra“ in Junkers Amtszeit: Einer Mitfinanzierung einer aufwendigen Restauration der historisch bedeutenden Denkmalorgel aus der Orgelbauwerkstatt Klais von 1905 folgte die Förderung der Kirchenmusik und jetzt die Unterstützung des neuen Orgelprojekts: Für Orgelmessen wird eine neue Chororgel benötigt, der derzeitige Stand des Guthabens liegt etwa 60.000 Euro (aufgrund von Spenden und Einnahmen der Vereinsmitglieder). Junker geht von geschätzten Anschaffungskosten von möglicherweise 300.000 Euro aus. Die Kirchenmusik von St. Maria ruht auf mehreren Säulen: Es beginnt mit dem Musikgarten mit rund 50 Kindern im Alter von ein bis vier Jahren, gefolgt von zwei Gruppen des Kinderchors im Alter zwischen drei und zehn Jahren. Ebenfalls zwei Gruppen hat die Jugendkantorei mit 40 Vokalisten, die Junker selbst leitet und die bis zum Abitur besucht wird. Mit 40 Mitwirkenden trotzt der Chor der Marienkirche zwar dem landläufigen Negativtrend bei Gesangsgruppen, kann aber personell nicht ganz an seine Blütezeiten anknüpfen. Das nach der Sommerpause am Sonntag, 19. August, beginnende Jahresprogramm präsentiert um 10 Uhr mit der Chorgemeinschaft aus Konzertchor und Junger Kantorei aus Anlass des Abschieds des langjährigen Pfarrers der Pfarrei, Edmund Janson, Gesänge aus dem aktuellen Gesangbuch. Am 2. September wird sein Nachfolger, Pfarrer Martin Olf, in sein Amt eingeführt und mit Kirchenmusik begleitet: Die gleiche Chorgemeinschaft singt um 10.45 Uhr aus diesem Anlass Motetten zeitgenössischer englischer Komponisten. Am gleichen Tag kehrt anlässlich eines Chorkonzertes um 17 Uhr mit Johannes Weber ein Zögling Junkers an seine Wirkungs- und Ausbildungsstätte zurück: Weber hat bei Junkers Außenstelle des Bischöflichen Kirchenmusikalischen Instituts seine C-Prüfung in Orgelspiel, Chorleitung und Theorie abgelegt und studiert jetzt Kirchenmusik an der Hochschule Mainz. Dort wirkt er in Mainz-Münchfeld als Organist. Der Junge Kammerchor Mainz führt Chorwerke von Renaissance über Romantik bis ins 20. Jahrhundert auf. Den Rang einer bedeutenden Monumentalorgel wird das Orgelkonzert am 23. September um 17 Uhr (alle in der Marienkirche) unterstreichen: Der weltweit künstlerisch tätige Organist, Komponist und Dirigent Ennio Cominetti, ehemals Leiter der Kirchenmusik der Kunstakademie Rom, spielt Orgelwerke der Früh- bis Spätromantik, die sich auf der Klaisorgel besonders farbig realisieren lassen. Zu Allerheiligen am 1. November führt der Chor der Marienkirche um 10.45 Uhr eine Orgelmesse von Ignaz Reimann neben Motetten englischer Komponisten auf. Das Treffen der Kinder- und Jugendchöre der Diözese Speyer ist in diesem Jahr als „Pueri Cantores Kongress“ in der Marienkirche angesiedelt. Ein Monumentalereignis, wenn am 10. November mehr als 200 Vokalisten im Alter zwischen zehn und 18 Jahren um 18 Uhr Werke der Musica Sacra präsentieren. Das traditionelle Adventskonzert mit Solisten, Chor, Orchester und Orgel wird am ersten Advent, 2. Dezember, um 17 Uhr sein: Eigene Kräfte des Konzertchors und der Jungen Kantorei führen zusammen mit professionellen Kräften Werke mit weihnachtlichem Bezug auf. Darunter eine Komposition (Missa in C) und Satzbearbeitung Junkers. An Weihnachten gibt es am ersten Weihnachtstag (wieder um 10.45 Uhr) die Messe von Christopher Tambling, am zweiten folgen traditionelle Motetten zur gleichen Zeit und um 17 Uhr ein weiteres Orgelkonzert von Rang: Der Domorganist der Domkirche Trier, Josef Still, präsentiert Raritäten über weihnachtliche Themen: so die Variationen von Karl Alois Mack über dem Lied „Ihr Kinderlein, kommet“ oder Jan Jancas Meditation über „Maria durch ein Dornwald ging“ sowie die Pastorale des ebenfalls weniger bekannten Ludwig Boslet und schließlich ein Choralvorspiel zu einem polnischen Weihnachtslied. Für das neue Jahr 2019 sei an dieser Stelle nur ein weiteres Orgelkonzert genannt, da sich am 10. März die Vortragsfolge des an der Marienkirche wirkenden, nebenamtlichen Organisten Stefan Schlipf an dieses Weihnachtsprogramm anschließt. Auch Schlipf wird am 10. März um 17 Uhr mit Orgelmusik aus Preußen, Schweden und Finnland selten zu hörende Orgelwerke spielen. Und noch eine Besonderheit in Junkers Amtszeit: Im Jubiläumsjahr initiierte er die Einrichtung einer Notensammlung, die sich in immerhin zehn Schränken im Keller des Pfarrheims nicht nur auf Tradition besinnt, sondern auch den chorisch-künstlerischen Werdegang dokumentiert.

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