Kaiserslautern „Wir konnten vieles bewegen“

Verabschiedet sich heute in den Ruhestand: Hans-Joachim Schulz, der 1978 zur Caritas kam.
Verabschiedet sich heute in den Ruhestand: Hans-Joachim Schulz, der 1978 zur Caritas kam.

„Noch bin ich nicht angekommen.“ Für Hans-Joachim Schulz, den Leiter des Caritas-Zentrums Kaiserslautern, gar nicht so einfach, nach 40 Jahren im Dienst an den Menschen einfach loszulassen. Nahe bei den Menschen zu sein, ein Ohr für ihre Belange und Bedürfnisse zu haben, dazu hatte der gebürtige Hesse, der 1962 nach Kaiserslautern kam und als Sozialarbeiter seine berufliche Laufbahn bei der Stadtverwaltung begann, viele Gelegenheiten. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ blickt er zurück.

März 1978 war es, als Schulz in die allgemeine Sozialberatung des Caritas-Sekretariats in der Richard-Wagner-Straße wechselte. Dort war er zuständig für Zuteilungen im Übernachtungsheim in der Logenstraße. Parallel dazu entwickelte er Maßnahmen zur Resozialisierung. Aus dem ehemaligen Übernachtungsheim entstand Anfang der 80er das heutige Caritas-Förderzentrum St. Christophorus. Zum Aufbau des Förderzentrums sei ein langer Atem notwendig gewesen, erinnert er an die erste Ausstattung mit gebrauchten Möbeln. „Unter Einhaltung aktueller Mindestheimkriterien heute nicht denkbar.“ Ein Schwerpunkt seiner Arbeit galt der Sozialpsychiatrie. Der konnte sich Schulz nach der Errichtung des Caritas-Förderzentrums St. Lukas 1990 in der Triftstraße widmen. Acht Jahre stand er der Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen vor. In dieser Zeit entstand zusammen mit Willi Gillmann, dem bisherigen Leiter des Referats Jugend und Sport bei der Stadtverwaltung, ein „Psychosozialer Wegweiser“, der heute noch existiert und den Schulz in den kommenden Monaten aktualisieren möchte. „Eigentlich wollte ich dort nicht weg.“ Doch es kam anders. 1998 trat der heute 65-Jährige die Nachfolge von Ludwig Hornung im Caritas-Zentrum Kaiserslautern an. „Wir konnten vieles bewegen“, blickt er auf 20 Jahre seiner Leitungstätigkeit zurück, die sich auch auf die Standorte der Caritas in Kusel und Kirchheimbolanden bezog. Zusammen mit 60 Mitarbeitern setzte er Akzente in der allgemeinen Sozialberatung, der Schwangerschaftsberatung, der Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung, in der Migration und Integration. Immer noch sehr gefragt seien die Schwangerschaftsberatung sowie die Vorbereitung von jungen arbeitslosen Schwangeren auf ihre Mutterrolle. Ein Augenmerk hatte Schulz auf die Situation von Kindern aus Migrantenfamilien in der Pfarrei St. Konrad und auf dem Fischerrück. Eines seiner Anliegen war es, Hilfen zu vernetzen. Feststellen, wo in Kindertagesstätten, Grundschulen, Lern- und Spielstuben Bedarf besteht und entsprechende Angebote zu machen. Die reichten von der Sprachvermittlung über kulturelle Veranstaltungen bis hin zum Erwerb einer beruflichen Anerkennung. Seine Hilfsangebote verstand Schulz immer als vertrauensbildende Maßnahmen. Aus dem Begegnungszentrum der Caritas in der Kennelstraße entwickelte sich dank einem Förderprogramm auf Bundesebene das heutige Mehrgenerationenhaus. Eine Einrichtung mit einem breiten Bildungs- und Beratungsangebot für Jung und Alt, insbesondere für Menschen in prekären Lebenssituationen. Als Mann der ersten Stunde gehört Schulz der Kaiserslauterer Altenhilfe „alt − arm − allein“ der RHEINPFALZ an. Dort wirkt er seit Bestehen der Aktion als Kassenwart. Ehrenamtlich bringt er sich als stellvertretender Vorsitzender beim Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) ein. Als Gemeindemitglied der Pfarrei Heilig Geist ist er Vertreter des Pfarrers im Verwaltungsrat. Wenn er heute offiziell aus seinem Amt verabschiedet wird, wird Hans-Joachim Schulz künftig mehr Zeit für seine Familie und seine fünf Enkelkinder haben. „Ich freue mich, für meine Frau und meine Familie da sein zu können.“ Reisen will er unternehmen, beispielsweise in die USA, wo Florida und die Westküste zu seiner zweiten Heimat gehören. Während des Arbeitslebens viel zu kurz gekommen sei das Lesen. „Ich habe es vermisst.“

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