Kaiserslautern Wipotec-Chef wird 70: Unternehmer aus Leidenschaft

Chef von 700 Mitarbeitern am Standort Kaiserslautern: Theo Düppre. Foto: VIEW
Chef von 700 Mitarbeitern am Standort Kaiserslautern: Theo Düppre.

Aufhören ist keine Option. „Ich fühle mich immer noch jung, weil ich nur das tue, was mir Spaß macht“, sagt Wipotec-Chef Theo Düppre. Der Kaiserslauterer Unternehmer, der am Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert, ist noch täglich in seinem Büro in der Adam-Hoffmann-Straße anzutreffen. Und bauen will er auch schon wieder. Düppre hat gerade 14.000 Quadratmeter Gelände gekauft, damit Wipotec am Standort in Richtung Osten weiter wachsen kann. Das Geschäft mit Anlagen, die Produkte in Sekundenbruchteilen wiegen und kontrollieren können, brummt. Wipotec zu verkaufen ist für Düppre keine Option. „Da weiß man ja nicht, was passiert.“ Wobei er über Alternativen nachdenkt. „Wichtig ist mir, dass die Firma in ihrer Struktur, in ihrer Denkweise und im Umgang mit den Mitarbeitern so bleibt, wie sie heute ist“, sagt er. Er versuche seit jeher, jeden am Erfolg teilhaben zu lassen. „Am Ende des Jahres gibt es eine Erfolgsbeteiligung, die ist höher als bei der BASF.“ Klar, dass er seinen 70. mit der Belegschaft feiern will. „Ich habe alle zum Mittagessen eingeladen.“ Die eigene Kantine, ein Fitnessstudio und der Betriebskindergarten sind nur drei Beispiele, mit denen Düppre versucht, die Mannschaft an sich zu binden. Er kommt nach wie vor täglich in Jeans zur Arbeit. Das ist auch ein Statement. „Protz liegt mir nicht.“ Wipotec ist spezialisiert auf Wäge- und Kontrolltechnik – und da in vielen Feldern Technologieführer. Als er das Unternehmen vor 31 Jahren zusammen mit Udo Wagner gegründet hat, hatte er fünf Mitarbeiter, heute sind es über 1000 weltweit, davon allein 700 in Kaiserslautern, Tendenz steigend. „Den Umsatz konnten wir allein am Standort im Vorjahr von 120 auf 186 Millionen Euro steigern.“ Es laufe so gut, weil die Devise schon immer laute: „Geht nicht, gibt es nicht.“ Und weil er sich nie auf eine Branche spezialisiert habe. Stark gewachsen ist Wipotec zuletzt vor allem mit Maschinen für die Pharmaindustrie. Track & Trace – Rückverfolgen und Orten – heißt eine Technik, die ermöglicht, dass gefälschte Medikamente nicht auf den Markt gelangen. Die Technologie will Düppre jetzt auch einsetzen, um zu verhindern, dass Plagiate von teuren Kosmetika oder Parfüms in die Regale kommen. Düppre, gebürtiger Saarländer, ist durch und durch ein Tüftler, ein Technikfreak. „Da treffen Leidenschaft und Innovation aufeinander“, betont er. In seiner Freizeit restauriert er alte Küchenwaagen. „Fürs Bemalen braucht man eine ruhige Hand, die habe ich noch.“ Wenn er Entspannung suche, knöpfe er sich ein technisches Problem vor. Derzeit stecke er Energie in die Entwicklung eines Röntgengeräts, das mit mehr als nur einem Strahl arbeiten soll, um bessere Ergebnisse zu erzielen. „Dann könnten wir beispielsweise für die Getränkeindustrie während der Produktion zwei Dinge gleichzeitig detektieren: Fremdkörper in der Flasche und nicht richtig verschlossene Deckel. Die Lebensmittelbranche gehört zu den größten Kunden von Wipotec. Die hochpräzisen Systeme können Löcher im Käse zählen, überprüfen, ob die Salamischeiben auf der Pizza richtig angeordnet sind und in der Kaffeekapsel die perfekte Füllmenge steckt. „Wir machen auch Rettungsaktionen“, erklärt der Pionier. Wenn beispielsweise in der Produktion eine Maschinenschraube in das Marmeladenglas, den Babybrei oder den Streichkäse gelangt sein könnte, schicken die Hersteller ganze Chargen zu Wipotec nach Kaiserslautern, damit der Fremdkörper mit den Spezialmaschinen detektiert wird. „Nächste Woche kommen wieder 25.000 Verpackungen an“, berichtet Düppre, der Systeme für alles hat. „Wir sind gerade dabei, mit Röntgentechnik Knochen und Gräten sichtbar zu machen und wollen eine Technologie entwickeln, um mittels Röntgentechnologie Fett- und Fleischanteile zu unterscheiden. Beim exakten Verwiegen von Kapseln sei Wipotec spitze, schwärmt er. “Wir schaffen 400.000 Kapseln in der Stunde. Bei Getränken gelange er noch an Grenzen. Aber das wird er stemmen. Das Geheimnis seines Erfolgs? „Ich habe ein gutes Bauchgefühl. Ich habe mich nie vor etwas gefürchtet und nie etwas versprochen, was wir nicht umgesetzt haben“, so der studierte Elektrotechniker, der auch sonntags daheim Skizzen entwirft. Zudem könne er gut mit Geld umgehen. „Ich habe stets nur das ausgegeben, was ich hatte.“ Investiert hat Düppre in den vergangenen 30 Jahren rund 150 Millionen Euro am Standort. Gebaut wird schon wieder. Bis August soll die 3000 Quadratmeter große Wipotec-Akademie bezugsfertig sein. Es ist seine Antwort auf den Fachkräftemangel. „Wir wollen dort künftig 40 statt bislang 20 junge Leute ausbilden und die interne Schulung verbessern.“ Neue Mitarbeiter sollen in der Akademie in einer Art Schau-Fertigung fit für die Praxis gemacht werden. Seiner Ehefrau Margit hat Düppre versprochen, künftig etwas kürzer zu treten, sich mehr Freizeit zu gönnen. Schon Pläne? „Noch nicht so richtig.“ Jetzt kommt am Samstag zunächst ein Tag der offenen Tür in der Firma von 10 bis 15 Uhr. Über die Idee für ein Waagen-Museum in Kaiserslautern hat er schon mit OB Klaus Weichel gesprochen. Und auf der Gartenschau will er ein Experimentierlabor für Schüler einrichten.

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