Kaiserslautern Wider den Blindflug

In der Donnersbergstraße winkte gestern die Polizei Autofahrer aus dem Verkehr. Rund ein Dutzend Verstöße wurden in zwei Stunden
In der Donnersbergstraße winkte gestern die Polizei Autofahrer aus dem Verkehr. Rund ein Dutzend Verstöße wurden in zwei Stunden registriert.

Handy am Steuer – nicht nur teuer (100 Euro), sondern auch sehr, sehr gefährlich (starke Ablenkung). Die Polizei legt in dieser Woche in und um Kaiserslautern einen Kontroll-Schwerpunkt, schaut bei Verkehrskontrollen verstärkt auf die Nutzung von Mobiltelefonen beim Autofahren. Die RHEINPFALZ war am Donnerstagmorgen in der Donnersbergstraße bei einer Kontrolle dabei.

Ein Handy zu entsperren, dauert etwa vier Sekunden, bis eine Nummer eingetippt ist, sind weitere 14 Sekunden vergangen. Zeit, in der ein Autofahrer nicht seine volle Aufmerksamkeit aufs Fahren konzentriert. Jetzt sind 18 Sekunden keine lange Zeit, bei Tempo 50 bedeutet es aber 250 Meter Fahrstrecke, in der die Augen nicht auf der Fahrbahn waren. Blindflug, heißt es dazu in einer Broschüre, die die Polizei verteilt.

Ablenkung Hauptursache bei Unfällen

„Das Thema Ablenkung ist im Straßenverkehr eine der Hauptursachen bei Unfällen“, sagt Horst Zirkel, der gestern Morgen die Kontrolle auf dem Parkplatz des Lauterer Hauptfriedhofs leitet. Mit einer orangenen Warnweste über der Uniform und einer Kelle in der Hand winkt er Autos von der Donnersbergstraße auf den Parkplatz. Welche Fahrzeuge genauer unter die Lupe genommen werden, sagen Zirkel und seinen vier Mitstreitern die beiden Kollegen, die einige hundert Meter entfernt stehen und die Verkehrsteilnehmer und deren Verstöße beobachten. Zirkels Funkgerät knackt. Ein silberner Opel befindet sich im Anmarsch. Da sei zwar nicht mit dem Handy telefoniert worden, dafür sei aber das Kind auf dem Rücksitz nicht ordentlich gesichert, heißt es. Zirkel lässt sich entschuldigen, tritt auf die Fahrbahn und hält die Kelle in die Luft. Der Opel gleitet auf den Parkplatz.

Fahrer streitet alles ab

Derweil hat es Zirkels Kollege Carsten Herm mit dem Fahrer eines Mercedes-Transporters zu tun. Der soll während der Fahrt telefoniert haben, bestreitet das aber. Herm zuckt mit den Schultern. „Er sagt, er habe vor Fahrtantritt telefoniert.“ Eine Anzeige gibt es trotzdem. Wie es weitergeht, entscheidet die Bußgeldstelle, die von den Polizisten die Unterlagen zugeschickt bekommt.

100 Euro und ein Punkt

Der Opel-Fahrer, den Daniel Kropp befragt, ist einsichtig, räumt sein Vergehen ein. 100 Euro und ein Punkt kostet mittlerweile nicht nur das Telefonieren während der Fahrt, der Begriff wurde eingeengt. Wer ein elektronisches Gerät bedient, „dass der Kommunikation, Information oder Organisation dient“, so steht es im Bußgeldkatalog, muss mit einer Strafe rechnen. Denn die modernen Mobiltelefone können seit einigen Jahren viel, viel mehr als ein Gespräch herstellen.

Auch das Anschnallen wird kontrolliert

Bei der Kontrolle achten die Beamten nicht nur auf die Handys am Ohr oder am Mund, sondern auch darauf, dass der Gurt dort sitzt, wo er hingehört. Die Moral in Sachen Gurt habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, findet Zirkel, der schon einige Jahre Dienst tut. Den Kontrollen (Zirkel: „Wir sind nicht hier um Zahlen zu machen“) rechnet der Beamte eine erzieherische Wirkung zu. „Wenn die Leute sagen ,Ich mach’s nicht mehr’ und sich dran halten, ist viel getan.“

Die Polizei übernimmt die Kinderbetreuung

Unterdessen ist auch der Opel mit dem Kind auf dem Rücksitz wieder weggefahren – allerdings ohne Kind, das mit einer Begleiterin kurz im Polizeiauto Platz nehmen darf. Der Papa muss eine Sitzerhöhung holen, die sich angeblich noch im anderen Fahrzeug befindet. Kurze Zeit fahren alle zusammen weiter in Richtung Schwimmbad – mit Sitzerhöhung. Der Eintritt ist heute 30 Euro teurer ... Auch am Freitag kontrolliert die Polizei im Stadtgebiet den Verkehr. Abermals im Fokus: Mobiltelefone.

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