Kaiserslautern Wenn die „Atomblondine“ im unendlichen All entschwindet

Gemeinsam am Werk (von links): Elsa Vogt-Ramachers (Malerei, Grafik, über ihr eigene Arbeiten) Salvatore Nicolosi (Tänzer, Chore
Gemeinsam am Werk (von links): Elsa Vogt-Ramachers (Malerei, Grafik, über ihr eigene Arbeiten) Salvatore Nicolosi (Tänzer, Choreograf), Claudia Gross (Collage), Heather Kerley (Malerei), Katelyn Skelley (Tänzerin) und Angie Horlemann (Malerei, über ihr eigene Arbeiten).

Die erste Ausstellung 2018 im Unterhammer heißt „MATA+“ und kommt vom Künstlerinnen-Quartett MATA, das sich erstmals vorstellt. Einzeln ist jede für sich bekannt: Duza, Angie Horlemann, Heather Kerley und Elsa Vogt-Ramachers. Das Pluszeichen verweist auf Gäste. Zum Einstieg ist es das Tanzduett Salvatore Nicolosi/ Katelyn Skelley mit „Legami“. Eindrücke von der Vernissage am Mittwochabend.

Die Künstler-Namen in Kombination mit Kunst und Tanz erinnern zurecht an die Aktionen der Nachtgaleristen, etwa in der Langen Nacht der Kultur. Wie nachhaltig diese beim Publikum haften blieben, zeigte sich Mittwochabend: volles Haus, willkommene Begegnungen und rege Gespräche über bildende und darstellende Kunst und deren Kombinieren. Wer wollte, konnte dies alles bereits in den selten-seltsamen Begriffen MATA und Legami ablesen: Mata bedeutet auf Spanisch Pflanze, Strauch, Gebüsch, auf Indonesisch das Auge, ins Auge fassen. Legami dagegen ist italienisch und heißt Brücke, Bindung, Band. Jedes dieser Wörter definiert auch Teile des künstlerischen Tuns und Wachsens für diese Ausstellung, etwa Sehen und Kreieren optischer wie physischer Bildaussagen, Improvisieren und Experimentieren von Techniken und Stilen, Gestalten kompositorischer Elemente. Konkret eingebunden darin sind bleibend für spätere Besucher die Motive an den Wänden. Ihnen gemeinsam ist das quadratische Format in 100 auf 100 und 40 auf 40 Zentimetern. Ansonsten begegnen den Besuchern individuelle Themen. Kerley beispielsweise mit „Ausbruch“, eine Leinwandarbeit mit Acryl und Sprayfarbe. Oder die Papierarbeiten „Atomblondine“, „Winterdunst“ sowie „Der Spatz“ und das „Krokodil“. Die Amerikanerin verdichtet freie Gestik mit fließendem Farbmaterial, produziert eruptiv-wolkige Farbsättigungen und verortet zwischendrin Collagen aus feinsten, teils organischen Stoffen. Horlemann schreibt sich mit fahrigen Lettern, Ziffern und Zeichen zunehmend freigeistiger ein in die Deutung ihrer unverkennbaren Handschrift geschichteter Farbräume zu letztlich monochromem Verdichten, dem Werden und Vergehen gleich. Vogt-Ramachers schafft Luft- und Atemräume mitten in nestartigem Geflecht aus farbigen Papierstreifen. Sie nennt die collagierte Malerei „Sommerwolken“ oder „Vogelfrei“ und spielt dabei mit begrenzten Räumen im unendlichen All. Ansprechend ihre wunderbaren Naturtöne von Erdbeige bis Meerwasserblau. Das Antlitz eines Menschen ist Duzas Thema. Und zwar als Tissage. Im Unterhammer zeigt sie „Chanel I“ und „Chanel II“, denen ein hoch aufgelöstes Schwarzweißfoto zugrunde liegt. Das Zerschneiden in fast gleiche Streifen, die als Flechtwerk wieder zum Bild werden, lässt optisch täuschende Vexierbilder entstehen: Alles bleibt erkennbar, und doch fliehen Gesichtsteile, nur weil sich Flechtrichtungen ändern. Das magische Prinzip Wahrnehmung und seine Spielarten. Spielen können auch Tänzer. Wie formidabel, das zeigten allerdings nur zur Vernissage Nicolosi und Skelley. In ihrer Choreografie ging es um Fremdsein, Begegnen, Verstehen vor und hinter einer Stoffwand. Sie trennte, war jedoch durchlässig für Licht- und Schattenspiele und auffallend formintensiven Körperdialog: Arme, Beine, Hals- und Rückenpartien bewegten sich zu Bögen, Rechtecken, Quadraten und Parallelen. Mucksmäuschenstilles Zusehen. Begeisterter Applaus und ein stimmungsvolles Miteinander danach. Ausstellung Bis 29. April, mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr zu sehen.

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