Kaiserslautern „Wahnsinn: Wassermangel“

Blaulicht-Parade: Die Einsatzfahrzeuge zogen vor der Wache schon die Blicke der Besucher auf sich.
Blaulicht-Parade: Die Einsatzfahrzeuge zogen vor der Wache schon die Blicke der Besucher auf sich.

Hätte sich wer die Mühe gemacht, möglichst viele der ungezählten glücklich lächelnden Kinder nach ihrem Berufswunsch zu fragen, das Ergebnis wäre sicher ziemlich klar ausgefallen. Zu 99 Prozent dürften da gestern angehende Feuerwehrmänner – und selbstredend -Frauen – den Heimweg von der Feuerwache angetreten haben. Unglaublich, was da los war. „Wahnsinn“, brachte der Stellvertretende Feuerwehrchef Michael Ufer den Ansturm zum Tag der offenen Tür auf den Punkt.

Eine Folge des Wahnsinns: Wassermangel. „Wir mussten Sprudel nachholen fahren“, blickte Ufer am frühen Abend auf ein Getümmel zurück, dass in dieser Form keiner erwartet habe. „Das war ja noch mal mehr, als wir bei solchen Gelegenheiten je hatten.“ Zwischen 5000 und 8000 Besuchern seien es stets, wenn die Wache ihre Tore öffne. Gestern aber waren es laut Ufer noch mal deutlich mehr. Christoph Braun scheut als Feuerwehrmann verantwortungsvolle Aufgabe ja wahrlich nicht. Gestern aber hatte er eine zu erfüllen, die sich ihm in dieser Form noch nicht gestellt hat: auf sanfte Weise Kinder hochhieven. Braun stand an einem Löschfahrzeug bereit, kleinen Besuchern hoch ins Führerhaus zu helfen. Heiß begehrt am heißen Sonntag war der Platz am großen Lenkrad. Ein kleines Mädchen indes bat Braun ganz bescheiden darum, mal hinten in die Fahrgastzelle einsteigen zu dürfen. „Hinten sitzen die, auf die’s beim Einsatz ankommt“, beschied Braun lachend. Oh je – der ominöse Schalter: Ein Knirps hatte ihn natürlich gleich entdeckt. Das Martinshorn ertönen zu lassen und damit das Fest ein bisschen aufzumischen – das wär’s doch jetzt. Der kleine „Wehrmann“ auf dem Fahrersitz probiert es auch, allerdings bleibt die Signalanlage still. „Haben wir natürlich vorher ausgeschaltet“, erklärt Peter Spiegel mit verständnisvollem Lächeln den Eltern. Auch Spiegel hievt Kinder hoch und runter. Auch er zählt zur Riege der Freiwilligen Wehr, gehört wie Braun zum Zug II Innenstadt. Auch wenn natürlich die Berufsfeuerwehr für die Besucher eine besondere Faszination ausstrahlen mag: Ohne die Ehrenamtlichen ginge ja gar nichts, und das gilt auch für Großveranstaltungen wie den Tag der offenen Tür. Laut Michael Ufer waren gestern gut und gerne 150 Wehrleute im Einsatz – beim Grillen, Getränkekisten schleppen, Ausschenken, Gerät bedienen. Immer wieder hoch und runter hieß es für die Kräfte, die Drehleiter und Kran bewegten, fortwährend Besucher im kleineren Leiterkorb und ihm wesentlich größeren Beförderungskorb am Kranausleger in luftige Höhen zu bewegen und sanft wieder zu Boden zu lassen. In einer ansehnlichen Schlange warteten die Besucher geduldig in der prallen Sonne, um das seltene Erlebnis auskosten zu dürfen, die Stadt aus 23 Metern Höhe zu erkunden. Viel besser konnte die Sicht ja nicht mehr sein. Die vielen Helfer im Feuerwehr-Freizeitdress haben ihre Arbeit gestern im Zweischicht-Dienst erledigt. In der Frühschicht stand Christoph Braun Wehrkamerad Marvin Zöller zur Seite. Zöller zählt ebenfalls zum zweiten Innenstadt-Zug – damit aber nicht genug. Er gehört auch noch der Wehr in seinem Heimatort Obrigheim im Kreis Bad Dürkheim an. Was ihn nun zur Lauterer Wehr zieht? „Ich studiere hier an der TU. Daheim komme ich selten zu Übungen, hier kann ich dies tun und gleichzeitig helfen“, erläutert der Student, der Maschinenbau und Betriebswirtschaft in seinem Studium kombiniert. Bei den Lauterer Randschützern ist solche Verstärkung natürlich höchstwillkommen. Nachwuchssorgen bei der Feuerwehr sind auch in Kaiserslautern nichts, was gänzlich unbekannt wäre. Um Nachwuchs zu werben, Flagge zu zeigen, auch Verständnis bei der Bevölkerung für die Belange der Feuerwehr zu wecken – das sind letztlich auch die Beweggründe für die städtische Wehr, immer mal wieder ihre Pforten zu öffnen, wie der Stellvertretende Direktor des Brandschutz-Referats erläuterte. Übrigens: Laut Ufer sind die Besucher gestern zum Glück auch nicht durch größere Einsätze gestört worden. „Wir mussten nur zweimal raus. Aber das waren Kleinigkeiten, da hat ein Fahrzeug gereicht.“ Was Besuchern eher verborgen blieb: Die scheinbar einfach aufgereihten Fahrzeuge vor der Wache waren planvoll platziert: Da standen nämlich einsatztaktisch korrekt die Bestandteile zweier Züge nebeneinander. Für den Fall der Fälle, der gestern glücklicherweise nicht eingetreten sei.

Wichtiger denn je: Dass Frauen die Feuerwehr verstärken, ist eine Selbstverständlichkeit. Emma (vorn) und Emily haben gestern sc
Wichtiger denn je: Dass Frauen die Feuerwehr verstärken, ist eine Selbstverständlichkeit. Emma (vorn) und Emily haben gestern schon mal fahren und funken geübt. Wehrmann Peter Spiegel sieht’s mit Wohlwollen.
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