Kaiserslautern Von monumental bis minutiös

Wer die zweifellos vorhandenen Besucherkapazitäten nutzen will, braucht interessante und möglicherweise auch neue Konzeptionen: In der Marienkirche nutzen die Sonntagsmusiken im Anschluss an den Gottesdienst die Gunst der Stunde um Anwesende zur konzertanten Orgelmusik zu führen. Den Auftakt dieser vierteiligen Konzertreihe gestaltete am Sonntag der an der Gesamtschule Enkenbach-Alsenborn wirkende Schul- und Kirchenmusiker Michael Weickenmeier.

Weickenmeier ist daneben Lehrbeauftragter am Bischöflich Kirchenmusikalischen Institut Speyer und seit 2009 auch an der Mainzer Musikhochschule tätig. Er konzipierte sein Orgelkonzert gemäß der Bauzeit und spätromantischen Disposition der historischen Klaisorgel von 1905. Da in der Klassik die Orgel als Konzertinstrument ihre Bedeutung verlor, erblühte sie in der Romantik in einer neuen Orgelbewegung wieder auf. Die Klaisorgel repräsentiert das neue Klangideal, das sich parallel zum wachsenden und erweiterten Instrumentarium der Sinfonieorchester wandelte: Beide Klangkörper forcieren den monumentalen Klang mit vielen neuen und fließenden Klangfarben anstelle der linearen Klarheit bei barocken Strukturen und Formen wie Fugen oder Passacaglia. Hier erlaubt eine fünffache pneumatische Setzeranlage Registermischungen bei 49 klingenden Stimmen. Vier Werke (Haupt-, Neben-, Schwell- und Pedalwerk) bieten extreme klangliche Vielfalt, die Weickenmeier minutiös ausreizte. Dabei setzte er diese Klangkombinationen nicht wie im Barock terrassen- und echoförmig ein, sondern in gleitenden, anschwellenden Übergängen mittels Crescendowalze. Der französische Einschlag des romantischen Orgelbaus zeigt sich in der Häufung von Zungenregistern, bei der Klaisorgel in Registern wie Cornett, Oboe, Klarinette und im Pedal Posaune, so dass sich die Werkwahl des Organisten mit der französischen Schule Alexandre Guilmants bautechnisch begründen lässt. Dessen französisch-sinfonischer und spätromantischer Orgelstil kam dementsprechend gut bei der ersten Sonate zum Ausdruck. Diese hatte monumental-opulenten Charakter in den Ecksätzen und lebte von dem packenden gestalterischen Zugriff Weickenmeiers, der mit spieltechnischer Solidität die thematische Substanz nicht verwischte, sondern durch artikulatorische Feinstruktur und atmende Zäsuren strukturelle Klarheit erzielte. Und dies unter Berücksichtigung der nachhallenden Akustik. In dem Pastorale zelebrierte er für den für diesen Orgelstil auch typischen, pastosen und subtilen Charakter in feinsten klanglichen Schattierungen, wobei sich hier die vielen Flötenregister der Klaisorgel wie Flauto amabile, Blockflöte oder Gemshorn als segensreich erwiesen. In den Registermischungen, der überlegten und kontrastierenden Tempowahl der Sätze und der spannungs- und emotionsgeladenen Spielweise kam der unterschiedliche Charakter zwingend zum Ausdruck. Konzerte An dieses Orgelkonzert wird Regionalkantor Siegmar Junker am 11. März mit Werken von César Franck anknüpfen. Am 22. April gibt der ebenfalls an der Marienkirche wirkende Organist Stefan Schlipf ein Konzert einerseits mit Werken von Lefébury-Wely, Saint-Saens, Dupré, die er andererseits solchen des Barockkomponisten Arnold Brunckhorst gegenüberstellt. Den Abschluss der Reihe gestaltet die Absolventin der Heidelberg-Mannheimer Musikhochschule, Ingrid Leppert, am 17. Juni mit der Sonate VI von Mendelssohn als Schwerpunkt; Beginn jeweils gegen 11.45 Uhr; Eintritt frei.

x