Kaiserslautern Volle Bühne, leerer Saal

Mit Zija „Bushi“ Bejleri (links) ist die Bigband der Hochschule auf musikalischem Höhenflug.
Mit Zija »Bushi« Bejleri (links) ist die Bigband der Hochschule auf musikalischem Höhenflug.

Gemessen an der Massenhysterie, die legendäre Bandleader wie Glenn Miller oder Duke Ellington auslösten, und der Begeisterung in der einst dicht besetzten Fruchthalle bei Jazzkonzerten in den Nachkriegsjahren, war die Resonanz in Rodenbach am Samstag ernüchternd: Mehr Ausführende auf der Bühne als Besucher im Bürgerhaus ist kein gutes Signal.

Zumal in Rodenbach und in vielen Nachbarorten die Blasorchester ebenfalls Teile des Repertoires der am Samstag hier konzertierenden Bigband der Hochschule Kaiserslautern im Notenkoffer haben und diese Gelegenheit der Anregung nicht oder nur ganz wenig nutzten. Schade. Dagegen haben die in klassischer Bigband-Besetzung mit Bläsersätzen (Saxophone, Trompeten, Posaunen) und Rhythmusgruppe auftretenden Repräsentanten der Jazzszene bei ihren „Heimspielen“ in der Aula ihrer Fachhochschule stets einen großen Zulauf. Und sind musikalisch derzeit auf Höhenflug und im Spielrausch, was vor allem an der herausragenden künstlerischen Persönlichkeit des seit Anfang des Jahres den symbolischen Taktstock schwingenden neuen Leiters liegt: Zija Bejleri, genannt „Bushi“, studierte in Peruggia Jazz-Saxophon, lernte an der Manhattan School of Music in New York die Arbeit mit Bigbands kennen und erwies sich vorab schon in der Programmgestaltung als neues Schwungrad. Das Kernrepertoire aus der Glenn-Miller-Ära (Little Brown Jug, Moonlight Serenade, In the Mood) und von weiteren Kultfiguren wie Duke Ellington (Caravan) forderte und förderte gleichermaßen. Es fordert aber auch kritische Vergleiche geradezu heraus, die aber für die Hochschul- Bigband durchaus schmeichelhaft verlaufen: Der Rhythmus steht, die Bläserriffs sitzen, das Kollektiv wirkt sattelfest und die stilistische Charakteristik ist in sich stimmig und schlüssig. Die vielen Soli fügen sich nahtlos ein, sorgen auch für die vergoldenden Glanzlichter. Und doch zeigen sich im Detail auch noch kleinste Verbesserungsmöglichkeiten auf dem langen Weg zu einer weiteren Vervollkommnung: So bei den schnellen staccatierten Überleitungen der Trompeter bei „In the Mood“, während hier die Posaunen bei den heiklen langen, tiefen Haltetönen noch Intonationsprobleme hatten. Dagegen gab es aber auch eine Fülle von Programmpunkten, die schon exemplarische Interpretationen aufzeigten: Bei „Jump, Jive an’ Wail“ zeigte der Kontrabassist beispielsweise einen finessenreichen Walking-Bass mit vielen Auflockerungen. Und bei der durch die US-Filmschauspielerin Doris Day bekannt gewordenen Ballade „Sentimental Journey“ hatte sein nicht minder überzeugender Part den für diese Musik so typischen, holprig wirkenden „Hänger“, aber exakt getimt und sehr wirkungsvoll serviert. Die Liste der vielen Bläsersolisten wäre lang, spielerisch überzeugten alle, tonlich wirkte manches angespannt und zu kraftvoll und nicht immer locker und elegant. Herausragend der Tenorsaxophonist Ralf Schäfer, natürlich „Bushi“ selbst auf dem Alt-Saxophon, und bei der „Sentimental Journey“ wirkten die Posaunen als Melodieträger dann im zweiten Teil tonlich wesentlich verbessert. Im zweiten Teil folgte die Auseinandersetzung mit einem der ersten Bossa-Nova-Titel, die nach Europa über den Teich schwappten: „Black Orpheus“ – brasilianisch „Manha de Carnaval“ – war in dieser Fassung ein Idealbeispiel, wie sich in Arrangements Bossa und Swing oft annähern und nicht diametral gegenüberstehen. Dies kam in dieser in blendender Spiellaune gebotenen Aufführung deutlich zur Geltung. Als Kontrapunkt zu den vielen Klassikern hat sich die Bigband aber auch besonders lobenswert der Wiederentdeckung von etwas vergessenen Schätzen gewidmet. Mehr davon! Hier war Heino Gazes Titel mit Gesangssolist Björn Decker eine solche Attraktion aus deutscher Feder.

x