Kaiserslautern Unerwartet unempfindlich

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Roter Phosphor ist nicht nur Bestandteil von Streichhölzern, sondern er wird auch militärisch genutzt. Beispielsweise in sogenannten pyrotechnischen Nebelsätzen. Allerdings ist die Herstellung gefährlich und die Nebelkörper sind sehr empfindlich. Seit Jahren wird nach Alternativen gesucht. Der Kaiserslauterer Chemiker Ernst-Christian Koch hat eine Lösung parat.

Für roten Phosphor gibt’s im militärischen Bereich eine ganze Palette an Nutzungsmöglichkeiten: Etwa in Täuschkörperanwendungen, die Flugzeuge vor herannahenden Raketen schützen. Koch: „Für wärmesuchende Raketen sind die Triebwerke von Flugzeugen ein leichtes Ziel. Mit Täuschkörpern, die eine enorme Hitze abstrahlen, wird versucht, die Raketen abzulenken.“ In der militärischen Pyrotechnik wird der rote Phosphor außerdem für Rauchsignale gebraucht, zudem gibt es laut Koch unter anderem auch kombinierte Farb- und akustische Signale. Der Haken: Eben dieser vielseitig einsetzbare rote Phosphor ist sehr empfindlich, was schon für etliche Brände und Unfälle gesorgt habe. Sogar mit Verletzten und Toten. Der rote Phosphor zersetze sich an der Luft langsam, dabei werde sehr giftiger und hoch entzündlicher Phosphorwasserstoff freigesetzt, was die Lagerung der Materialien erschwere. „Also beschäftigt man sich in der Militärtechnik im Prinzip seit den 1960er Jahren immer mal wieder in internationalen Konferenzen und Seminaren damit, Stoffe zu finden, die weniger empfindlich sind und sich besser lagern lassen.“ Genau die Eigenschaften habe die Neuentwicklung des Kaiserslauterer Chemikers, die er in Zusammenarbeit mit der Technischen Militärakademie Warschau entwickelt hat. Den Anstoß zur neuerlichen Beschäftigung mit dem roten Phosphor habe im Frühjahr ein Vortrag über Phosphorverbindungen an der Technischen Universität gegeben, erinnert sich Koch. Im Anschluss an den Vortrag habe er sich die Eigenschaften von Phosphornitrid noch einmal genauer angesehen: „Da habe ich bemerkt, dass da Potenzial ist.“ Am Computer habe er etliche Simulationen durchgeführt und viele Daten gesammelt. Mit der Warschauer Militärakademie wurden Experimente vorbereitet, die dort durchgeführt worden seien. „Der Stoff hat unsere Erwartungen vortrefflich erfüllt“, freut sich Koch: Das Material sei „unerwartet unempfindlich“, könne selbst mit einem Hammer oder einer Feile bearbeitet werden, zudem brenne es schneller ab, erzeuge also schneller Hitze, und sei stabiler zu lagern. Koch: „Da stehen die Langzeittests allerdings noch aus.“ Überhaupt muss der Stoff nun eine Reihe von Tests über sich ergehen lassen, das übernimmt die Bundeswehr. Die entscheide nun über die nächsten Schritte. Koch: „Der Ball liegt im Feld der Bundeswehr.“ Koch hofft, dass der rote Phosphor im militärischen Bereich bald der Vergangenheit angehört. Nils erklärt |bgi

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